Akropolis im Test: Brettspiel-Highlight vom Kobold-Spieleverlag

In Akropolis schlüpft ihr in die Rollen von Städteplanern in der griechischen Antike. Wir haben das Plättchenlegespiel vom Kobold-Verlag ausprobiert.
In der Brettspielwelt existieren bestimmte Themen, die von Autoren und Verlagen immer wieder gerne aufgegriffen werden. Mittelalter, Antike oder das Zeitalter der Kolonialisierung finden sich beispielsweise in etlichen Brettspielen wieder. Deshalb gewinnt Akropolis, das neue Familienspiel vom Kobold Spieleverlag, für den thematischen Überbau vermutlich keinen Innovationspreis mehr. Für ein Aufbauspiel bietet sich das antike Griechenland aber natürlich wunderbar an, prägten die alten Griechen als Baumeister Europas die Kultur auf unserem Kontinent doch maßgeblich mit. Um die Stadtplanung soll sich auch im vorliegenden Brettspiel alles drehen. Als berühmte Baumeister des Landes konkurriert ihr mit euren Mitspielern und versucht das eigene Viertel so attraktiv wie möglich für die Einwohner zu gestalten.
Stadtplanung in Akropolis
Seien wir ehrlich, für das Spiel selbst wäre es ziemlich egal gewesen, ob es sich im Alten Ägypten, Griechenland, in einer Fantasy-Welt oder auf dem Mars ansiedelt. Die kleine Hintergrundgeschichte ist ohnehin eher Nebensache. Dennoch versucht Akropolis das flotte Plättchenlegen, denn darum geht es im Spielverlauf in erster Linie, so thematisch wie möglich ablaufen zu lassen. Als Bauherr eures Stadtviertels verteilt ihr Bezirke in sechs unterschiedlichen Disziplinen auf dem Spieltisch und ordnet diese so an, dass möglichst viele Siegpunkte dabei für euch herausspringen.

Als kleine Starthilfe erhaltet ihr bereits ein erstes Plättchen und somit die Ausgangslage für eine florierende Metropole. Alle weitere Stadtplättchen müssen aus einer offenen Auslage erworben werden. Als Währung dienen euch in Akropolis graue Holzklötzchen, die Steinblöcke, die ihr zur Akquise neuer Bezirke verwenden dürft. Während ihr das erste Plättchen in der Auslage noch gratis erhaltet, steigt der Preis innerhalb der Reihe ständig an. Je weiter hinten das begehrte Plättchen liegt, desto kostspieliger wird die ganze Angelegenheit für euch.
Name des Spiels | Akropolis |
Spielerzahl | 2-4 Personen |
Altersempfehlung | ab 8 Jahren |
Spieldauer | 25 Minuten |
Autor | Jules Messaud |
Verlag | Kobold Spieleverlag |
Preis | 30-35€ |
Kampf der Baumeister in Akropolis
Die Investition kann sich durchaus lohnen. Wie wertvoll ein Plättchen für den einzelnen Baumeister jedoch tatsächlich ist, hängt maßgeblich von der eingeschlagenen Strategie ab. Ein Plättchen in der Auslage zeigt immer genau drei sechseckige Bezirke. Sie wandern ausgehend vom Startplättchen in die eigene Auslage, sodass euer Stadtgebiet ständig weiterwächst. Besonders viele Regeln müssen beim Platzieren nicht beachtet werden. Es reicht zunächst vollkommen aus, wenn sich die Plättchen an mindestens einer Kante berühren.

Wie so häufig liegt der Teufel im Detail. Für jeden Bezirkstyp gelten andere Bedingungen, wenn ihr sie am Spielende in Siegpunkte verwandeln wollt. Errichtet ihr etwa Wohnbezirke, dann solltet ihr möglichst darauf achten, sie so groß wie möglich zu gestalten. Die Bürger der Stadt lieben es, wenn sie eine Gemeinschaft mit anderen Einwohnern schließen können und belohnen euer Bestreben mit Punkten. Ganz anders verhalten sich die ortsansässigen Händler. Sie scheuen ein wenig die Konkurrenz und bevorzugen es daher, lieber keinen anderen Händler in unmittelbarer Nachbarschaft zu haben. Handelsbezirke errichtet ihr daher lieber mit ein wenig Abstand zueinander.
Die Wünsche der Bürger in Akropolis
Letztlich ist in Akropolis alles eine Frage der Anordnung. Jeder Bezirk muss an der passen Position einsortiert werden. Da machen die Kasernen natürlich keine Ausnahme. Da sie für die Bewachung der Stadt errichtet werden, sollten sie natürlich auch am äußeren Rand der Stadt liegen. Tempelviertel wiederum fordern die gegenteilige Bedingung. Tempel sollen dort aufgestellt werden, wo sich möglichst viele Menschen aufhalten, also am besten mitten in der Stadt. Daher werden Punkte für Tempel nur dann ausgeschüttet, wenn das entsprechende Plättchen vollständig umschlossen wurde.

Eine Ausnahme stellen allerdings die Gartenbezirke der Stadt dar. Grünflächen sind in allen Bereichen der Stadt willkommen. Wo ihr die Gärten platziert, spielt somit keine weitere Rolle. Damit die unterschiedlichen Stadtbezirke aber auch tatsächlich Siegpunkte liefern, müsst ihr noch eine weitere Kleinigkeit beachten. Auf einigen Plättchen befinden sich sogenannte Agoras, eine Art antikgriechischer Festplatz. Jede Agora ist einem der oben genannten Bezirke zugeteilt und müssen sich irgendwo im Stadtgebiet befinden, um die eigene Baukunst in Punkte zu verwandeln.
Akropolis und der Agora-Multiplikator
Auf jedem Agora-Feld befinden sich ein bis drei Sterne. Sie werden bei der Auswertung als Multiplikator herangezogen. Habt ihr im gesamten Stadtgebiet beispielsweise drei Wohnbezirk-Agoras mit einem Stern in der Stadt verteilt, multipliziert ihr diese mit der Anzahl der Felder eures größten Wohngebiets. Et voilà, die Punktzahl für Wohnflächen steht fest. Ohne passende Agoras guckt ihr somit ziemlich in die Röhre. Bei einem Nuller-Multiplikator kann euer Wohnbezirk noch so groß sein, Punkte gibt es dafür dennoch keine.

Akropolis erlaubt es euch allerdings noch auf andere Art und Weise, euren Punktestand signifikant in die Höhe zu treiben. In die Höhe treiben ist dabei ein ziemlich passendes Stichwort. Stadtplättchen dürfen im Spielverlauf nicht nur benachbart zu anderen Plättchen angelegt, sondern auch in die Höhe gestapelt werden. Wer mag, darf sein Stadtgebiet mit einer zweiten, dritten oder sogar noch weiteren Ebenen versehen. Abgedeckte Areale werden zwar am Spielende nicht mehr gewertet, dafür bringt euch der Höhenflug allerdings andere Vorteile ein.
Höhenflug in Akropolis
Bezirke auf der zweiten Ebene werden bei der Endabrechnung doppelt gewertet, auf der dritten Stufe gleich dreifach. In Akropolis rentiert es sich daher also, nicht einfach stur in die Breite zu bauen, sondern die Stadtplättchen gezielt zu stapeln. Ganz ohne eine zweite Stadtebene werdet ihr vermutlich ohnehin kaum auskommen. Der sechste Bezirkstyp, der Steinbruch, wird nämlich erst hilfreich, wenn er von einem anderen Plättchen abgedeckt wird. Jeder zudeckte Steinbruch bringt euch sofort einen Steinblock ein, den ihr für den gezielten Kauf von weit entfernten Plättchen aus der offenen Auslage verwenden könnt. Euer Budget beim Spielstart ist ziemlich überschaubar. Wenn ihr nicht ständig nur das erste Stadtplättchen in der Reihe erwerben wollt, solltet ihr also besser für einen Nachschub dieser wertvollen Ressource sorgen.

Wer es gerne noch ein wenig komplexer mag, darf außerdem zusätzliche Bedingungen für den Ausbau der einzelnen Bezirke einbauen. Im Falle der Wohnbereiche etwa lässt sich optional die Zahl der Siegpunkte verdoppeln, falls das Gebiet aus zehn oder mehr Feldern besteht. Für Tempel gilt der gleiche Bonus, allerdings nur wenn sich diese mindestens auf der zweiten Ebene befinden. Jeder Bezirkstyp kommt mit einer Sondervariante daher, die sich einzeln oder auch in der Gesamtheit in den Spielablauf integrieren lassen.
Unabhängig davon spielt sich eine Partie Akropolis ziemlich flott runter. Viel länger als eine knappe halbe Stunde wird für einen Durchlauf nur selten benötigt. Akropolis ist für zwei bis vier Personen ab acht Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von 30-35€ im Handel.
Fazit: Akropolis spielt sich angenehm flott, ist sehr zugänglich und bietet vor allem großartige Unterhaltung. Die ingame-Baumeister haben deshalb diese Testwertung für das Spiel zusammengezimmert.

Auf den ersten Blick wirkt Akropolis ziemlich unspektakulär. Ein weiteres Plättchenlegespiel? Antikes Griechenland? Gähn… das hatten wir doch alles schon. Und dennoch, als ich das Spiel im vergangenen Jahr erstmals ausprobieren durfte, war mir sofort klar: das Teil musst du nochmal spielen. Doch was macht Akropolis denn nun so besonders? Vermutlich ist es dieser schöne Mix aus ziemlich einfachen Regeln und einer verblüffenden Spieltiefe. Die wesentlichen Abläufe sind schnell erklärt, sodass man die erste Partie fast schon direkt nach dem Auspacken starten kann. Kurz darauf brüten alle Beteiligten bereits über ihrem eigenen Stadtviertel und versuchen, das Optimum aus ihren Möglichkeiten herauszuquetschen. Die Partie verläuft dabei sehr motivierend. Richtig schlechte Züge sind im Spielablauf nicht vorgesehen. Eigentlich lässt sich jederzeit eine sinnvolle Aktion tätigen, große Frustmomente sind nicht zu erwarten. Gleichzeitig ist der Ablauf keinesfalls banal. Es gilt durchaus einige Faktoren zu beachten. Wie sieht eine gute Mischung aus Agoras und Bezirksplättchen aus? Lohnt es sich einen Bereich der Stadt zu überbauen, um die zweite oder gar dritte Ebene zu erklimmen? Habe ich noch genügend Steinblöcke in der Reserve, um ausreichend flexibel zu bleiben? Akropolis ist eine gute Mischung aus Zugänglichkeit und taktischem Anspruch gelungen. Ähnliches hat zuletzt Cascadia aus dem Kosmos-Verlag geschafft. Die Spielidee wurde seinerzeit mit dem Spiel-des-Jahres-Award 2022 prämiert. Ob Akropolis es in diesem Jahr bis nach ganz oben auf das Podest schafft? Ein würdiger Preisträger wäre das Kobold-Familienspiel allemal.
Pro | Con |
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+ zugängliches Regelwerk | - austauschbares Thema |
+ verblüffend hohe taktische Spieltiefe | |
+ kurze Spieldauer | |
+ ordentliches Spielmaterial | |
+ geringe Wartezeiten auf den eigenen Zug |