Animal Kingdoms im Test: Das tierisch familienfreundliche Brettspiel

Animal Kingdoms stellt euch ständig vor neue Spielsituationen und versucht so Viel- und Gelegenheitsspieler unter einen Hut zu bringen.
Wer schon einmal einen Spieleabend veranstaltet hat, kennt das Problem. Während die beinharten Brettspiel-Nerds am liebsten das neue umfangreiche 4X-Globalstrategiespiel ausprobieren möchten, bestehen die Gelegenheitsspieler auf zugängliche Unterhaltung, die im Optimalfall keine langen Regelerklärungen voraussetzt. Einen guten Kompromiss aus diesen beiden Extremen zu finden, das ist leider oftmals gar nicht so einfach. Animal Kingdoms von Gamefactory wagt dennoch einen Versuch. Die Spielabläufe sind zwar ziemlich eingängig, das Spiel möchte jedoch durch ein sich ständig veränderndes Reglement auch die Vielspieler bei Laune halten. Die Quadratur des Kreises oder doch ein interessanter Design-Ansatz? Wir haben Animal Kingdoms auf die Probe gestellt.
Animal Kingdoms mit wandelbarem Regelwerk
In Animal Kingdoms tretet ihr um die Vorherrschaft in fünf verschiedenen Tier-Königreichen an. Ihr spielt Tierkarten in die Auslage, um euren Einfluss im Reich geltend zu machen und so letztlich den gesamten Landstrich zu kontrollieren. Jede gespielte Karte verschafft euch dabei einen Einflusspunkt in einem der fünf Reiche. Das Problem: die Karten dürfen nicht ins Spiel gebracht werden, ohne die ein oder andere doch etwas knifflige Bedingungen zu erfüllen.

Die Basisregeln sind denkbar einfach. Vier Tierkarten habt ihr in eurem Zug immer auf der Hand. Eine davon werdet ihr in aller Regel pro Zug ausspielen. Sie werden einem der fünf Tier-Königreiche zugeordnet und erhöhen somit dort euren Einfluss. Die besondere Würze kommt jedoch erst durch die dreißig Gesetzeskarten ins Spiel, die individuelle Bedingungen für das Ausspielen von Karten vorgeben. Auf den Gesetzeskarten findet ihr einen ziemlich bunten Blumenstrauß an kleinen Schikanen, die euch das Leben schwer machen.
Gesetzeskarten sorgen bei Animal Kingdoms für die besondere Würze
Mal sollen die Tierkarten in einer bestimmten Reihenfolge hinsichtlich ihrer Ordnungszahl ausgelegt werden, mal erhalten nur ausgewählte Tiere Zutritt in das jeweilige Königreich. Einige Gesetze beziehen sich sogar auf die aktuelle Situation in benachbarten Königreichen. Nur wenn sich ein Tier noch nicht in den beiden Nachbarregionen befindet, darf es in die Auslage platziert werden. Das paarweise Ablegen von Tieren gehört ebenso zum Repertoire von Animal Kingdoms wie der komplette Ausschluss von doppelten Ordnungszahlen oder Tierarten.

Da jedes Königreich über eigene Ablageregeln verfügt, müsst ihr euch ständig an neue Situationen anpassen. Dennoch bleibt das Grundgerüst des Spiels simpel: Karte ablegen, Einflusspunkt einsetzen, Karte nachziehen, fertig! Das Spiel bietet euch lediglich eine Alternative zum üblichen Rundenablauf an. Sollten euch die Handkarten mal so gar nicht in den Kram passen, dürft ihr auf das Ausspielen einer Karte verzichten und stattdessen eure Hand gegen vier neue Karten vom Nachziehstapel austauschen.
Name des Spiels | Animal Kingdoms |
Spielerzahl | 1-5 Personen |
Altersempfehlung | ab 8 Jahren |
Spieldauer | 45 Minuten |
Autor | Steven Aramini |
Verlag | Gamefactory |
Preis | 22-25€ |
Einfluss geltend machen in Animal Kingdoms
Der Ablauf eines Zuges ist in den meisten Fällen kurz und knackig. Lange Wartezeiten sind kaum zu erwarten, da die Optionen doch recht begrenzt sind. Ein wenig Zeit für die Planung solltet ihr jedoch schon investieren. Die meisten Punkte in einem Königreich sahnt ihr schließlich nur ab, wenn ihr dort auch über die Mehrheit der Einflusspunkte verfügt. Da die Plätze für das Einsetzen von Einfluss in jedem Reich begrenzt sind, entsteht schnell ein Hauen und Stechen um die Vorherrschaft. Jeder Zug eines Mitspielers kann euch somit zum Umdenken zwingen.

Weiterhin gilt es zu bedenken, dass die Tier-Königreiche nicht die gleiche Anzahl von Siegpunkten ausschütten, wenn ihr dort eine Mehrheit geschaffen habt. Die Pole Position in einem Königreich kann also ungleich attraktiver sein als die in einer anderen Region. In der Folgerunde kann die Situation hingegen schon wieder ganz anders aussehen. Die Punktevergabe fällt in jeder der insgesamt drei Spielrunden verschieden aus.
Animal Kingdoms mit drei flotten Spielrunden
Irgendwann werdet ihr im Spielverlauf an einen Punkt gelangen, an dem ihr entweder kaum noch Karten anlegen könnt oder schon fast alle Felder für das Einsetzen von Einflusspunkten besetzt sind. In dieser Phase wird häufig die dritte und letzte Aktionsmöglichkeit gewählt, die euch Animal Kingdoms anbietet: das Aussteigen. Jedes Königreich verfügt über ein gesondertes Einfluss-Feld, das erst belegt werden kann, wenn alle anderen Felder des Reichs schon besetzt sind. Legt ihr jetzt eine passende Karte aus, dürft ihr das Sonderfeld mit einem Einflusspunkt belegen und scheidet dafür aus dem restlichen Verlauf der Spielrunde aus. Das Besetzen des Sonderfeldes kann somit nur einmal pro Runde durchgeführt werden.

Dieser finale Einflusspunkt wird euch in den kommenden Spielrunden von Vorteil sein. Während alle anderen Einflusspunkte am Ende der Runde wieder vom Spielfeld entfernt werden, bleibt euch dieser für den Rest der Partie erhalten. Ihr beginnt die nächste Runde in diesem Königreich also mit einem kleinen Startbonus. Taktisch kann es somit sinnvoll sein, sich auch die Punktevergaben der einzelnen Königreiche für die Folgerunden anzusehen. Die attraktiven Gebiete werden schließlich später wohl besonders hart umkämpft werden.
Kämpfe um die Regentschaft in den Animal Kingdoms
Der Kampf um die Mehrheiten ist das zentrale Element von Animal Kingdoms. Doch was passiert eigentlich, wenn sich in einem der Königreiche ein Gleichstand eingestellt hat? In diesem Fall wird das Remis in einem schnellen Gefecht abgehandelt. Jeder am Gleichstand beteiligte Spieler wählt eine Handkarte und legt sie verdeckt vor sich ab. Haben sich alle Beteiligten für eine Karte entschieden, wird aufgedeckt und der Spieler mit der höchsten Ordnungszahl auf seinem Tier gewinnt den Kampf. Sind beim Kartenvergleich die eins und die acht, die eigentlich die höchste Ordnungszahl darstellt, beteiligt, gewinnt immer der Spieler mit der Einser-Karte.

Nach drei Durchgängen ist die Partie vorbei. Jetzt müssen nur noch die gesammelten Siegpunkte abgeglichen werden, um den Sieger des Spiels zu küren. Rund eine dreiviertel Stunde solltet ihr für eine Partie einkalkulieren. Animal Kingdoms ist für ein bis fünf Personen ab acht Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von etwa 22-25€ im Handel.
Fazit: Animal Kingdoms ist ein sehr zugängliches Familienspiel mit schönem Material, das auch Vielspieler gut zu unterhalten weiß. Dafür gibt es diese tierisch-schöne ingame-Testwertung.

Ist der Versuch, Viel- und Gelegenheitsspieler mit Animal Kingdoms an einen Tisch zu bringen nun gelungen? Nun, zumindest macht das Spiel aus dem Hause Gamefactory in dieser Hinsicht einen ziemlich ordentlichen Job. Das Regelwerk ist wirklich innerhalb weniger Minuten erlernt, so dass sich selbst ausgewiesene Brettspiel-Verweigerer in Animal Kingdoms schnell zurechtfinden würden. Diesen Punkt alleine erfüllen zwar noch viele Brett- oder Kartenspiele, die Kunst besteht jedoch darin, auch die Vielspieler mitzunehmen. Das ist den Machern von Animal Kingdoms in weiten Teilen gut gelungen. Durch die sich ständig ändernden Bedingungen müsst ihr euch fortlaufend auf neue Situationen einstellen, die euch durchaus ein paar taktische Überlegungen abfordern. Auf dem Spielfeld ist zudem immer eine Menge los und durch den flotten Spielablauf bekommt das Spiel eine schöne Dynamik mit vielen spannenden Momenten. Wenn ihr hin und wieder vor dem Problem steht, Viel- und Gelegenheitsspieler unter einen Hut bekommen zu wollen, dann ist Animal Kingdoms auf jeden Fall eine gute Empfehlung.
Pro | Con |
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+ schönes Spielmaterial | - hoher Glücksfaktor |
+ zugängliche Regeln | - aufgesetztes Thema |
+ schneller Spielablauf mit geringen Wartezeiten | |
+ auch für Vielspieler interessant | |
+ Spielsituationen verändern sich ständig |