Bloodborne – Das Brettspiel im Test: Das analoge Videospiel

CMON und Eric M.Lang verhelfen dem PlayStation-Rollenspiel mit Bloodborne: Das Brettspiel zu einer analogen Umsetzung.
Waren bockschwer Videospiele in den 80er Jahren noch ein echter Standard, haben uns die 90er und spätestens die Nullerjahre ziemlich verweichlicht. Seien wir ehrlich: Automapping, unendliche Leben, minutiöse Tutorials und andere Komfortfunktionen haben dazu geführt, dass wir die Flinte direkt ins Korn werfen, wenn ein Spiel beim Schwierigkeitsgrad zu sehr auf die Tube drückt. Dark Souls und seine Erben haben knallharte Spiele allerdings wieder salonfähig gemacht. Zu diesen Vertretern gehört zweifelsfrei auch das Action-Rollenspiel Bloodborne. Fans von anspruchsvoller RPG-Kost dürfen sich nun über eine analoge Umsetzung des From-Software-Titels freuen. Gab es da nicht schonmal was? Richtig, vor gut drei Jahren wurde der PlayStation-Hit bereits als Kartenspiel umgesetzt. Jetzt hat sich der amerikanische Brettspiel-Spezialist CMON der Lizenz angenommen und stattet Bloodborne mit dem nötigen Bombast aus.
Bloodborne: Das Brettspiel ist ein vollwertiger Dungeon Crawler
Das Brettspiel zum PS4-Titel verfolgt einen anderen Ansatz als die Kartenspiel-Variante. Während ihr euch beim Kartenspiel noch gegenseitig die Augen ausgekratzt habt, geht es im gleichnamigen Brettspiel vollständig kooperativ zur Sache. In einer Gruppe von bis zu vier Jägern macht ihr gemeinsam die Straßen Yharnam unsicher, vertrimmt haufenweise Monster, lootet Schätze und rettet die Welt. Bloodborne: Das Brettspiel ist ein richtiger Dungeon Crawler mit allem, was dazugehört.

Bei der Ausstattung hat sich Entwickler CMON wieder einmal nicht lumpen lassen. Vor allem die 37 teils übergroßen Miniaturen sehen nicht nur fantastisch aus, sondern vermitteln zudem den besonderen Spirit von Bloodborne. Steht euer mickriger Jäger vor der hünenhaften Kleriker-Bestie, dann wird direkt klar, dass die Lage ziemlich brenzlig ist. Bloodborne möchte euch nicht mit schnellen Erfolgserlebnissen zuscheißen, mit denen ihr ganz problemlos einen schönen Abend genießen könnt. Jeder kleine Schritt im Abenteuer will hart erarbeitet sein. Mit Rückschlägen ist zu rechnen. Genau dafür steht Bloodborne.
- für 1-4 Personen ab 14 Jahren
- Spieldauer: 60-90 Minuten
- Autor: Eric M. Lang
- Verlag: CMON/Asmodee
- Preis: ca. 80€
Bloodborne: Das Brettspiel fängt die Seele des Videospiels gut ein
Doch beginnen wir am Anfang. Das Brettspiel enthält insgesamt vier Kampagnen, die jeweils aus drei Kapiteln bestehen. Jedes Kapitel ist in sich geschlossen und wird euch rund 90 Minuten quälen unterhalten. Inhaltlich und auch in Sachen Spielfortschritt bauen die Kapitel aber aufeinander auf. Etwaige Achievements, Loot und Level-Ups werden in das Folgekapitel mitgenommen. Damit erfüllt Bloodborne schon einmal die Grundvoraussetzungen für ein gutes RPG-Abenteuer.

Überhaupt fühlt sich Bloodborne: Das Brettspeil ziemlich nach Computerspiel an. Neben dem charakteristischen Charakterfortschritt ist nämlich auch der klassische Fog of War mit von der Partie. Die Stadt baut sich erst schrittweise auf, wenn eure Figuren in unbekannte Regionen vorstoßen. Einzelne Stadtgebiete werden dann teils nach dem Zufallsprinzip, teils nach Kampagnenvorgabe nacheinander aufgedeckt.
Fog of War in Bloodborne: Das Brettspiel
Jede neue Area ist Verheißung und Bedrohung zugleich. Wird ein weiteres Kartenteil aufgedeckt, kommt ihr dem Spielziel näher und könnt möglicherweise sogar ein paar hilfreiche Gegenstände einsacken. Aber natürlich wirft euch das Spiel auch ständig frische Gegner vor. Und diese sind nicht einfach nur Kanonenfutter, sondern jeder für sich eine echte Bedrohung. Der Tod gehört bei Bloodborne zum Spielkonzept dazu. Kennern des PS4-Originals wird das sicherlich bekannt vorkommen.

Bloodborne spielt sich anspruchsvoll, da ihr praktisch ständig einen Mangel verwaltet. Es gibt so viel zu erledigen, aber die Optionen sind begrenzt. Sämtliche Aktionen werden über den Einsatz von Karten gesteuert. Von ihnen stehen euch pro Runde allerdings nicht sonderliche viele zur Verfügung. Außerdem trefft ihr alle naslang auf einen Gegner, um den ihr euch erstmal kümmern müsst. Erschwerend hinzu kommt, dass es sich durchaus lohnen kann, die ein oder andere Karte als Reserve in der Hinterhand zu haben.
Aggressive Monsterscharen in Bloodborne: Das Brettspiel
Schließlich warten die Gegner auch nicht einfach ab, bis ihr euch mal dazu herablasst, um sich ihrer anzunehmen. Im Gegenteil, die Monster sind in Bloodborne verdammt aggressiv. Sie verfolgen euch nicht nur quer durch die ganze Stadt, sondern nutzen jede Gelegenheit, um euch zu attackieren. Womit wir auch schon bei einem weiteren Kernstück des Spiels wären: den Kämpfen. Die Schlachten fallen in Bloodborne: Das Brettspiel weniger actionlastig aus als zunächst gedacht, sondern sind eher taktisch geprägt.

Jeder Charakter verfügt über eine Trickwaffe, ein ziemlich flexibles Gerät, das sich auf Wunsch verändern und an die jeweilige Situation anpassen lässt. Auf Kosten einer Spielkarte dürft ihr das Trickwaffen-Tableau wenden, so dass die neue Variante zum Vorschein kommt. Bei diesem Prozess werden außerdem alle dort bereits platzierten Karten entfernt. Eine gute Sache, denn die Kartenslots sind rar. Und wenn alle Plätze belegt sind? Tja, dann seid ihr den Angriffen der Gegner wohl hilflos ausgeliefert.
Taktische Kämpfe in Bloodborne: Das Brettspiel
Jeder Kartenslot auf dem Tableau stellt einen anderen Angriff dar. Nur eine frischgezückte Trickwaffe gewährt euch damit die volle Auswahl über alle Angriffsarten. Wie der Gegner attackiert wird, hat natürlich direkte Auswirkungen auf den Kampfverlauf. Es gibt stärke und wenige starke Angriffe, zudem variieren sie in der Geschwindigkeit bei der Ausführung. Hat ein Monster vielleicht nur noch einen Lebenspunkt, kann es sich lohnen, ihn mit einem schnellen Hieb niederzustrecken, bevor dieser überhaupt erst seine Waffen schwingen kann.

Das wäre natürlich ein Optimalfall. Denn in der Regel wird euch der Gegner selbstverständlich ebenfalls sein Eisen schmecken lassen. Genau wie die Spielercharaktere, so verfügen auch die Monster über diverse Angriffe und Spezialmanöver. Welches davon in der laufenden Kampfrunde zum Einsatz kommt, wird über ein eigenes kleines Kartendeck gesteuert. Die eigenen Karten, die ihr auf das Trickkarten-Tableau spielt, haben selbst natürlich ebenfalls eine Relevanz. Mit der passenden Karte könnt ihr einem Angriff beispielsweise auch elegant ausweichen, jedenfalls wenn ihr schnell genug seid.
Level Up für die Jäger in Bloodborne: Das Brettspiel
Habt ihr tatsächlich einen Gegner ins Jenseits befördert, winken euch die wohlverdienten Erfahrungspunkte, die bei Bloodborne durch Blutechos dargestellt werden. Diese lassen sich im Spielverlauf investieren, um das eigene Kartendeck zu pimpen. Es stehen immer vier Verbesserungskarten zur Wahl, mit denen ihr den Jäger nach euren Vorstellungen weiter ausformen dürft. Das Upgrade erfolgt aber nicht einfach im Vorbeigehen, sondern muss über eine Kartenaktion eingeleitet werden: ihr begebt euch in den Traum des Jägers.

Die Traumwelt ist ziemlich nützlich. Blutechos werden in neue Spielkarten umgewandelt, außerdem werdet ihr alle lästigen Effekte wie Vergiftungen los. Dennoch sollte der Jäger nicht zum Traumtänzer werden und sich ständig seine Auszeiten nehmen. Im Traum des Jägers erhöht sich leider auch die Jagdleiste, praktisch eine tickende Uhr, die euch ständig zur Eile ermahnt. Verlässt der Marker das letzte Feld der Leiste, habt ihr das Kapitel verloren. Auf der Jagdleiste befinden sich außerdem ein paar unschöne rote Felder. Landet der Marke hier, respawnen bereits besiegte Gegner und ihr steht vor einem dicken Problem.
Bei Bloodborne: Das Brettspiel gehört der Heldentod zum Spielkonzept
In den Traum des Jägers werdet ihr auch bei jedem Heldentod zurückkatapultiert. Aus der laufenden Partie ausscheiden kann der Jäger also nicht… immerhin. Das Spiel ist aber auch so packend genug. Jeder Tod lässt den Marker auf der Jagdleiste ein Feld nach vorne rücken und bis dahin gesammelte Blutechos müsst ihr natürlich ebenso abgegeben. Es gibt also viele gute Gründe, besser am Leben zu bleiben. Leicht gesagt…

Bloodborne: Das Brettspiel ist für ein bis vier Spieler ab vierzehn Jahren geeignet. Für ein Kapitel müsst ihr zwischen einer und anderthalb Stunden einplanen. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von rund 80€ im Handel.
Fazit: Bloodborne – Das Brettspiel fängt den Geist der Videospielvorlage gut ein und verdient sich so diese ingame-Testwertung

Viele Videospielmarken haben es vorgemacht: eine gute Brettspiel-Adaption ist kein Ding der Unmöglichkeit. Bloodborne: Das Brettspiel hat seine Hausaufgaben allerdings besonders gut erledigt. Die analoge Version bringt viele Vorzüge mit, die bereits das Videospiel auszeichneten. Die detailverliebten Miniaturen von CMON sorgen für den optischen Wumms, den Rest erledigt Autor Eric M.Lang mit klugem Spieldesign. Dreh- und Angelpunkt von Bloodborne ist natürlich das Kampfgeschehen. Das Spiel artet nicht wie andere Dungeon-Crawler zu einer Würfelorgie aus, sondern setzt vielmehr auf taktische Finessen. Klar, ein wenig Glück kann auch bei Bloodborne nicht schaden. Dennoch hat man in Yharnam stärker den Eindruck, das Schicksal selbst in der Hand zu haben. Beim Scheitern haben wir uns weniger über ein unfaires Leveldesign geärgert, als über unsere eigene Unfähigkeit. Das fördert natürlich die Motivation bei einem zweiten Run. Motivationsfördernd wirken sich ebenso die Rollenspiel-Basics aus. Looten und Leveln gehören bei den digitalen Vorbildern zum Standard, wurden aber vorbildlich in das Brettspiel integriert. Das Gefühl, sich ständig zu verbessern, ist eben durch nichts zu ersetzen und ist der Kern eines jeden Rollenspiels. Als RPG-Fan werdet ihr mit Bloodborne: Das Brettspiel viel Freude haben, selbst wenn ihr euch sonst lieber vor dem Bildschirm ins Abenteuer stürzt.
Pro | Con |
---|---|
+ fängt den Geist der Videospielvorlage gut ein | - hat Frustmomente (wie das PS-Original) |
+ tolle Miniaturen | |
+ taktische Kampfabläufe | |
+ looten, leveln, fröhlich sein | |
+ auch alleine spielbar | |
+ kooperative Spielweise |