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Chocolate Factory im Test: Das Brettspiel mit hochwertigen Zutaten

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Von: Sebastian Hamers

Chocolate Factory Fabrik Schokolade Verpackung Skellig Games
Chocolate Factory erscheint über Skellig Games und kostet ca. 65€. © Skellig Games

In Chocolate Factory baut ihr eine Schokoladenfabrik auf, versucht die Produktionsabläufe zu optimieren und am Ende den meisten Cash zu sammeln.

Das Genre der klassischen Wirtschaftssimulation ist auf dem PC leider ein wenig in Vergessenheit geraten. Wer gerne ein eigenes Handelsimperium auf die Beine stellen möchte, muss auf Spiele dieser Art aber dennoch nicht verzichten. Sie erleben derzeit im Brettspielbereich eine kleine Renaissance. Egal ob ihr einen zoologischen Garten, eine Klinik oder einen Fernsehsender groß rausbringen möchtet, in analoger Form wird sich ein passendes Brettspiel zu diesem Thema finden. Bei Skellig Games tauchte auf der SPIEL 2022 ebenfalls ein Vertreter dieses Genres auf der Liste der Neuheiten auf. In Chocolate Factory steigt ihr ins Schokoladengeschäft ein und versucht eure Fabrik mit den feinsten Kreationen zum größten Player in der Branche zu führen. Edle Zutaten verspricht das Spiel auch hinsichtlich der verwendeten Materialien. Zuckersüßer Blender oder anspruchsvolle Wirtschaftssimulation? Wir haben Chocolate Factory auf die Probe gestellt.

Chocolate Factory: Nur die besten Zutaten?

Der erste Eindruck, den Chocolate Factory direkt nach dem Auspacken hinterlässt, ist fantastisch. Hochwertige Spielertableau, haufenweise Spielkarten mit schicker Cartoon-Grafik und vor allem die zahlreichen Materialien aus Holz prägen das Bild des Spiels. Kakaobohnen, Schokotafeln und -riegel, Pralinen und Schokoladenbonbons in unterschiedlichen Ausführungen tragen erheblich dazu bei, dass man das Spiel gerne in die Hand nimmt und sich damit beschäftigt. Doch weiß Chocolate Factory auch spielerisch zu überzeugen?

Chocolate Factory Tableau Schokolade Bonbon Uebersicht Marker Kaufhaus Angestellte Karten
In Chocolate Factory erfüllt ihr Bestellungen kleinerer Läden und beliefert auch die großen Kaufhäuser. © Skellig Games

Wie so häufig bei Wirtschaftssimulationen, geht ihr es als Manager zunächst noch recht gemächlich an. Eure Fabrik ist bei Spielbeginn kaum der Rede wert und verfügt gerade einmal über zwei Produktionsmaschinen. Bei den Maschinen handelt es sich nicht um modernes Gerät, sie werden noch ganz klassisch mit Kohle angetrieben, die somit eine wertvolle Ressource im Spiel darstellt. Mit der ersten Produktmaschine füttert ihr Kohle hinzu und verwandelt so eine Kakaobohne in ein Stück Kakaomasse. Der erste Schritt des langen Weges von der Bohne hin zur fertigen Schokolade ist getan.

Name des SpielsChocolate Factory
Spielerzahl1-4 Personen
Altersempfehlungab 14 Jahren
Spieldauer60-90 Minuten
AutorMatthew Dunstan, Brett J. Gilbert
VerlagSkellig Games
Preisca. 65€

Der lange Weg der Kakaobohne durch die Chocolate Factory

Die zweite Maschine, die sich bereits zu Spielbeginn in der eigenen Fabrik befindet, hört auf den Namen „Aufwerter“ und zeigt sehr schön, was mit einer Kakaobohne passiert, wenn sie euren Produktionszyklus durchläuft. Wandert etwa die eben erst erstelle Kakaomasse durch den Aufwerter, lässt sich daraus bereits eine Tafel mit Stückchen oder ein Schokoriegel erstellen. Sie stellen das nächste Produkt in einer langen Kette dar, die durch eine Aufwertung weiter verfeinert werden können. Aus einer Tafel wird Konfekt und aus Konfekt lässt sich als Spitze der Schokoladenevolution eine edle Praline formen. Variiert wird die Produktionskette noch mit verschiedenen Ausführungen der einzelnen Schokolinien, sodass sich Liebhaber über ein vielfältiges Angebot freuen dürfen.

Chocolate Factory Schokolade Bonbon Konfekt Foerderband Fabrik
Sämtliche Schokoprodukte werden in Chocolate Factory durch Holzteile dargestellt. © Skellig Games

Im Wesentlichen werden einzelnen Kakaoprodukte aber immer weiter aufgewertet, bis am Ende des Förderbands das gewünschte Endprodukt herauspurzelt. Womit wir auch gleich bei einem weiteren ganz wichtigen Bestandteil von Chocolate Factory wären: dem Förderband. Die Fabrik besteht aus insgesamt acht Arbeitsplätzen, die im Spielverlauf mit Maschinen befüllt werden können. Durch die Mitte der Fabrikhalle verläuft ein Band, das sich schrittweise von links nach rechts bewegt. Auf dem Band befinden sich Kakaoprodukte wie die schiere Kakaomasse, Tafelschokolade oder auch ein Konfekt. Wenn sich dieses auf dem Band nun nach vorne bewegt, kann es die Produktionszyklen der Maschinen passieren, an denen es gerade angelangt ist. Es liegt an euch und der eingeschlagenen Strategie, ob ihr die Schoki durch die obere oder die untere Produktmaschine schleust.

Produktivitätssteigerung in Chocolate Factory

Egal ob und welche Maschine zum Einsatz kommt, nach Abschluss der Aktion läuft das Band einen Schritt weiter und das Schokoladenprodukt wird an die nächste Weiterverarbeitungsmöglichkeit befördert. Je nach Ausbaustadium der Fabrik stehen euch jetzt weitere Optionen zur Verfügung. In mehrere Etappen werden Produkte vermehrt und veredelt, sodass sich eure Lager am Ende der Produktionskette hoffentlich rasch mit den tollsten Schokoladenkreationen füllen.

Chocolate Factory Konfekt Praline Schokolade Riegel Kakao
In der Chocolate Factory werden die Kakaoprodukte immer weiter verfeinert. © Skellig Games

Eine der wichtigsten Aufgaben wird es dabei sein, die einzelnen Maschinen perfekt aufeinander abzustimmen. Es gibt Gerätschaften, die aus einer Tafelschokolade zwei Pralinen formen, andere veredeln beliebige Kakaoprodukte in die nächsthöhere Stufe, zaubern neue Waren direkt aus der Bohne oder tragen einfach zur Vermehrung der Kakaoprodukte bei. Häufig ist es wichtig, das passende Produkt zur rechten Zeit verfügbar zu haben. Wie die Maschinen in der Fabrikhalle angeordnet werden, spielt also eine ganz entscheidende Rolle.

Expandieren und Rekrutieren bei Chocolate Factory

Bei Chocolate Factory müssen die neuen Maschinen nicht käuflich erworben werden. Jede Spielrunde bekommt ihr eine neue Gerätschaft praktisch frei Haus geliefert. Nach einem Auswahlverfahren eignet ihr euch der Reihe nach neue Maschinenkarten an und stellt sie an beliebiger Position in eure Fabrik. Auf die gleiche Art und Weise rekrutiert ihr auch neues Personal, einen ganz besonderen Mitarbeiter, der euch für die laufende Runde mit Zusatzaktionen, Sondervorteilen oder besonderen Geschenken unterstützt.

Chocolate Factory Kaufhaus Marker Karte
Die Kaufhäuser sind eine gute Möglichkeit, um in Chocolate Factory an viele Punkte zu gelangen. © Skellig Games

Der gewählte Mitarbeiter hat allerdings noch eine andere wichtige Funktion. Er legt gleichzeitig fest, welches der fünf Kaufhäuser ihr in dieser Runde mit euren Schokowaren beliefern dürft. Jedes Kaufhaus hat sich auf ein ganz bestimmtes Produktangebot eingeschossen. Habt ihr die passenden Waren in der Lagerhalle, dürft ihr diese jetzt anliefern. In der Folge schiebt ihr den eigenen Wertungsstein auf der Kaufhauskarte weiter und hofft darauf, am Ende des Spiels eine führende Position einzunehmen. Diese wird dann mit einem dicken Punktebonus vergütet. Es kann sich also durchaus lohnen, sich in der Gunst von einer paar wenigen Kunden ganz nach vorne zu arbeiten, um möglichst viele Boni abzugrasen. Auf der anderen Seite mag auch die breite Streuung eine gute Taktik darstellen. Je mehr Kaufhäuser im Spielverlauf bedient wurden, desto besser. Auch hier dürft ihr auf einen nicht zu knappen Punktebonus hoffen.

Bestellungen abarbeiten in Chocolate Factory

Die Belieferung der Kaufhäuser ist eine gute Möglichkeit, um in Chocolate Factory an Punkte zu gelangen. Ihr seid als Schokoladenhersteller jedoch nicht allein auf diese Großkunden angewiesen. Im Spielverlauf erhaltet ihr regelmäßig auch Bestellungen kleinerer Läden, die ihre Wünsche an euch herantragen. Der Umfang der Schokoladenbestellungen schwankt durchaus stark, einige davon können daher in mehreren Stufen erfüllt werden. Die ausgeschütteten Boni sind entsprechend besonders lohnenswert. Wer eher auf kleinere Aufträge setzt, erhält so natürlich weniger Punkte, kann dafür aber möglicherweise eine stattliche Anzahl von ihnen erfüllen. Konntet ihr die meisten Bestellungen innerhalb der Spielzeit erfolgreich beenden, winkt euch ebenfalls ein schöner Bonus.

Chocolate Factory Kohle Lager Schokolade Praline Karte
In Chocolate Factory dürft ihr beliebig viel Kohle lagern, könnt aber nur zwei Produkte mit in die nächste Runde nehmen. © Skellig Games

Ihr seht schon, Chocolate Factory ringt euch so manche knifflige Entscheidung ab. Siegpunkte lassen sich an zahlreichen Stellen im Spielverlauf einkassieren und ebenso zahlreich sind die Zugänge dorthin. Letztlich hängt der Erfolg der Schokoladenfabrik von etlichen Faktoren ab: die Zusammenstellung der Produktionsmaschinen und die aktuelle Auftragslage haben ebenso Einfluss auf den Spielausgang wie die Rekrutierung von Angestellten oder die Konkurrenzsituation beim Beliefern der Kaufhäuser. Wer die vielen Puzzlestücke am effektivsten zusammensetzt und die Produktionsabläufe gekonnt optimiert, hat bei Chocolate Factory gute Chancen auf den Spielsieg.

Chocolate Factory ist für ein bis vier Personen ab vierzehn Jahren geeignet. Für eine Partie müsst ihr ungefähr eine bis anderthalb Stunden einplanen. Das Spiel ist ab sofort zum Preis von rund 65€ Handel zu finden.

Fazit: Chocolate Factory zeigt sich von seiner Schokoladenseite und erhält dafür von uns diese zuckersüße ingame-Testwertung.

Wertungsgrafik Chocolate Factory
Chocolate Factory ist ein knallhartes Optimierungsspiel, das sich diese zuckersüße ingame-Testwertung verdient hat. © ingame.de

Das schokoladige Thema mag ein wenig darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei Chocolate Factory um ein knallhartes Optimierungsspiel handelt. Zwar sind die Regeln vergleichsweise zugänglich und sogar recht schnell erklärt, doch schon nach wenigen Zügen sollte jedem Mitspieler klarwerden, dass die Leitung einer Schokoladenfabrik eine große Herausforderung für die Gehirnzellen darstellt. Dabei fängt die Partie noch recht fluffig an. Die ersten Schokoprodukte ruhen schnell im Lager und der eigene Kontostand geht ebenfalls nach oben. Doch spätestens, wenn sich der Maschinenraum ein wenig gefüllt hat, tauchen die ersten Probleme auf. Um Maschine A zu füttern benötige ich Nusskonfekt. Blöd nur, dass ich diese Ware erst deutlich später in meinem Produktionszyklus in ausreichender Menge herstellen kann. Bei Chocolate Factory kommt es auf die Logistik und auf das Zusammenspiel vieler Komponenten an. Die meisten Aktionen haben weitreichende Auswirkungen auf die weitere Vorgehensweise. Welche Maschinen ergänzen mein aktuelles Portfolio am besten? Welche Aufträge lassen sich damit gut erfüllen und welche Mitarbeiter können mir dabei behilflich sein? Beliefere ich bevorzugt ein bestimmtes Kaufhaus oder setze ich doch lieber auf eine breite Streuung meiner Schokoladenprodukte? Mit diesen und vielen weiteren Fragen werdet ihr euch bei Chocolate Factory ständig beschäftigen müssen. Wer sich gerne in komplexe Abläufe hineinfuchst und diese bis ins Detail optimieren mag, wird mit Chocolate Factory sicher glücklich. Die Interaktion unter den Schokoladenfabrikanten bleibt dabei aber leider ein wenig auf der Strecke. Zwar gibt es einen spannenden Wettlauf, etwa wenn es um die Anzahl der Kaufhauslieferungen geht, doch ansonsten brütet jeder Spieler ziemlich alleine über seinem Spielertableau an den optimalen Produktionsabläufen. Wenn ihr über diesen Punkt hinwegsehen könnt, erwartet euch ein toll verzahntes Spiel mit exzellenten Materialien, das man immer wieder gerne aus dem Spieleschrank zieht.

ProCon
+ fantastisches Spielmaterial- etwas wenig Interaktion
+ auch gut alleine spielbar- ufert gerne in langen Grübeleien aus
+ schönes Artwork
+ leichter Spieleinstieg
+ tolle Verzahnung

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