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Deal With The Devil im Test: Innovative Brettspiel-Neuheit von Czech Games Edition

Erstellt:

Von: Sebastian Hamers

Deal With The Devil Verpackung Schachtel Koenig Thron Teufel Krone Priester
Die deutsche Ausgabe von Deal With The Devil erscheint über HeidelBÄR Games und kostet rund 65€. © HeidelBÄR Games

Bereits auf der SPIEL 2022 in Essen wurde Deal With The Devil vorgestellt. Jetzt steht endlich auch die deutschsprachige Ausgabe im Handel.

Über einen Mangel an Nachschub können sich Brettspielfans kaum beschweren. Jedes Jahr erscheinen allein zur SPIEL in Essen mehrere Hundert neue Spiele. Das Geschäft boomt, doch für die Verlage und Autoren ergibt sich daraus auch ein Problem. Es wird immer schwieriger die Spieler mit einem frischen Thema oder einer innovativen Mechanik zu überraschen. Czech Games Edition wagt mit Deal With The Devil einen ernstzunehmenden, aber gleichzeitig auch ziemlich mutigen Versuch. Exakt vier Spieler müssen zu einer Partie zusammenkommen und das Regelwerk dazu am besten auch noch aus dem Effeff beherrschen. Jedem Spieler wird eine geheime Rolle zugeteilt und etwaige Regelfragen im Spielverlauf können leicht dazu führen, die eigene Identität offenzulegen. Die Einstiegshürde liegt damit vergleichsweise hoch. Wir haben gecheckt, ob und für wen sich der Einarbeitungsaufwand lohnt.

Geheime Identitäten in Deal With The Devil

Beim ersten Blick auf die Rahmendaten löst Deal With The Devil zunächst eher ein verhaltenes Gähnen aus. Mittelalter-Thematik gepaart mit einer Worker-Placement-Mechanik? Das haben wir doch schon wirklich oft genug auf dem Tisch gehabt. Vier Königreiche stehen in direkter Konkurrenz zueinander und streben nach Ansehen und Wohlstand. Als Könige dieser Reiche liegt das Schicksal des Volkes in euren Händen. Die große Besonderheit: einer von euch agiert als Teufel in Person und versucht als König ebenfalls die Kontrolle über den Landstrich zu erringen. Eines der vier Königreiche wird weiterhin von einem Kultisten beherrscht. Er hat bereits einen Teil seiner Seele an den Teufel verpfändet und verfolgt ganz eigene Ziele.

Deal With The Devil Produktion Rad Spielbrett Muenzen
In Deal With The Devil wird die Ressourcenproduktion ständig angepasst. © HeidelBÄR Games

Zwei Sterbliche, ein Kultist und der Teufel höchstpersönlich treten als Anführer ihres Volkes in Deal With The Devil gegeneinander an. Doch welcher Spieler sich hinter welcher Rolle versteckt, darüber lässt sich zunächst nur spekulieren. Eine der Aufgaben wird es sein, die Identität der Mitspieler zu enttarnen. Dies bringt euch nicht nur Punkte ein, sondern hilft natürlich auch dabei, die Strategien der Mitspieler zu durchkreuzen. Je nachdem welche Funktion euch zugeschanzt wurde, bieten sich völlig unterschiedliche Vorgehensweisen an.

Name des SpielsDeal With The Devil
Spielerzahl4 Personen
Altersempfehlungab 14 Jahren
Spieldauer120 Minuten
AutorMatus Kotry
VerlagCzech Games Edition/HeidelBÄR Games
Preisca. 65€

Deal With The Devil setzt auf asymmetrisches Spieldesign

Die Startbedingungen könnten für die vier Könige nicht unterschiedlicher sein. Der Teufel verfügt über deutlich größere finanzielle Mittel als die Herrscher der anderen Königreiche und kann außerdem auf eine prall gefüllte Kammer mit diversen Ressourcen zurückgreifen. Marmor, Glas, Holz, Stein und Getreide… der Teufel kann aus dem Vollen schöpfen. Die Sterblichen müssen mit ihren knappen Ressourcen hingegen ziemlich haushalten. Sie verfügen stattdessen über ein anderes kostbares Gut: eine reine Seele. Jeder menschliche Herrscher verfügt bei Spielbeginn über drei Seelen-Segmente, auf diese hat es der Teufel natürlich abgesehen.

Deal With The Devil Sichtschirm Karten Ereignis Gebaeude
Gebäude und Ereigniskarten finden bei Deal With The Devil hinter dem Sichtschirm Platz. © HeidelBÄR Games

Der Kultist ist ebenfalls noch mit einer Seele ausgestattet, nur ist diese eben nicht mehr ganz so rein, sondern bereits ein wenig verdorben. Statt drei Seelenstücke muss der Kultisten-Herrscher außerdem mit nur zwei Segmenten auskommen. Im Gegensatz zu den Sterblichen möchte der Kultist seine Seele jedoch am liebsten voll und ganz an den Teufel ausliefern, denn seine verdorbene Seele bringt am Spielende nur Minuspunkte ein. Die einen verfügen also über die Ressourcen, die anderen über die Seelen. Doch das kann sich im Verlauf der Partie schon sehr schnell ändern.

Teuflische Verlockungen bei Deal With The Devil

Als König eures Reiches seid ihr bestrebt, den Wohlstand des Volkes zu mehren und zu sichern. Eine gute Möglichkeit dazu stellt das Errichten von Gebäuden dar. Sie gewähren euch mächtige Einmaleffekte oder sogar dauerhafte Boni, schlagen jedoch ein dickes Loch in euren Ressourcen-Vorrat. Frische Vorräte sind daher eigentlich immer willkommen. Auf einem wahren Hort von Ressourcen sitzt allerdings nur ein Spieler: der Teufel! Er könnte euch ein diabolisches Angebot unterbreiten. Es winken euch zahlreiche Ressourcen. Holz, Marmor und Getreide im Überfluss…es ist alles praktisch umsonst. Es kostet euch nur ein klitzekleines Stück eurer Seele.

Deal With The Devil Schatztruhe Muenzen Ressourcen Teufel
Der Teufel verfügt in Deal With The Devil über reichlich Ressourcen. © HeidelBÄR Games

Fleißig gehandelt wird in jeder der insgesamt fünf Spielrunden. Je nachdem welche Rollen euch zugeschanzt wurde, fragt ihr eure Mitspieler nach Münzen oder Seelenstücken. Ihr erhaltet nun diverse Angebote, die ihr entweder annehmen oder ablehnen dürft. Der Clou: ihr wisst nie genau, welcher Spieler euch welches Angebot unterbreitet hat. Gesteuert wird der Tauschhandel über eine App und die vier Schatztruhen der Spieler. Diese sehen zwar identisch aus, sind aber mit einem QR-Code an der Unterseite versehen. Mit dessen Hilfe weist die App die Truhen den Spielern zu und bringt sie anschließend auch sicher wieder zum Eigentümer zurück. Auf diese Weise lassen sich Ressourcen handeln, ohne die Identitäten der Könige zu enthüllen.

Deal With The Devil setzt auf App-Unterstützung

Mit den getauschten und etwaigen produzierten Gütern lässt sich in der darauffolgenden Aktionsphase hoffentlich einiges anstellen. Jetzt dürfen Gebäude- und Ereigniskarten genutzt werden, die in jeder Runde unter den Königreichen verteilt werden. Neue Gebäude bieten euch zusätzliche Aktionsmöglichkeiten, die euch ab sofort zur Verfügung stehen. Wenn es euch gelingt, die Fähigkeiten der Gebäude gut aufeinander abzustimmen, lassen sich mächtige Kombis erschaffen, die der Konkurrenz das Fürchten lehren. Leider sind die Optionen insgesamt jedoch sehr begrenzt. Mit vier Aktionsmarkern müsst ihr pro Runde auskommen. Wollt ihr ein neues Gebäude errichten, muss bereits einer dieser wertvollen Marker aufgewendet werden.

Deal With The Devil Reputation Daemonenfluegel Leiste Marker Tableau
Reputation spielt in Deal With The Devil eine erhebliche Rolle. © HeidelBÄR Games

Ihr solltet euch also gut überlegen, welche Aktionen im Rundenverlauf durchgeführt werden sollen. Gleiches gilt für die Aktivierung der Ereigniskarte, die sich auf zweierlei Arten einsetzen lässt. Die linke Seite bringt euch frische Ressourcen, senkt jedoch euer Ansehen bei der Kirche. Auf der rechten Seite des Ereignisses sieht es andersherum aus. Eine kleine Spende leert eure Kassen, findet aber Anklang bei den Geistlichen.

Die Rolle der Inquisition bei Deal With The Devil

Über die eigene Reputation gegenüber der Kirche müsst ihr euch in Deal With The Devil auf jeden Fall Gedanken machen. Eure Schandtaten bleiben nicht verborgen, sondern werden auf der Reputationsleiste öffentlich festgehalten. Gelangt ihr an das untere Ende, sammelt ihr leider reichlich Dämonenflügelplättchen. Sie sorgen irgendwann dafür, dass ihr die Aufmerksamkeit bestimmter Inquisitoren erregt, die euch dann auch prompt einen Besuch abstatten. Die Inquisitionsphase kann mitunter schon ziemlich unangenehm werden, wenn man nicht nachweisen kann, dass man über eine reine Seele verfügt.

Deal With The Devil Schulden Wuerfel Spielbrett
Schulden sind in Deal With The Devil ein probates Mittel, um an Geld zu kommen. Allerdings geht dies zulasten der eigenen Reputation. © HeidelBÄR Games

Glücklicherweise lässt der Klerus immer mit sich reden, wenn man über das nötige Kleingeld verfügt. Inquisitoren lassen sich mit Vorliebe schmieren oder mit Ablassbriefen besänftigen. Letztere erhaltet ihr über Engelsflügel, die gewissermaßen eure guten Taten im Spiel darstellen. Ein reines Gewissen ist von Vorteil, andererseits fällt dies tatsächlich schwer, wenn man nicht arm bleiben möchte wie eine Kirchenmaus. Die Verlockungen des Bösen und vor allem des Teufels sind immens. Die Gefahr, am Ende der Inquisitionsphase bestraft zu werden, ist daher in vielen Fällen durchaus gegeben.

Hexenjagd in Deal With The Devil

Die Inquisitoren stellen also ein echtes Problem dar, möglicherweise sogar für die Vertreter der sterblichen Könige. Zusätzlich gilt es aber auch noch die Hexenjagd zu überstehen, die zweimal pro Partie abgehalten wird. Die Könige verdächtigen sich untereinander, sich der bösen Seite verschrieben zu haben und fordern Beweise der Unschuld. Jeder König, der mindestens zwei Verdächtigungen auf sich gezogen hat, muss drei Seelenstücke vorzeigen. Theoretisch ist dazu selbst der Teufel in der Lage, falls er in kurzer Zeit genug Seelenfragmente sammeln konnte. Wer seine Unschuld beweisen kann, erhält eines der wertvollen Engelsplättchen. Falls nicht, geht dies auf Kosten der Reputation und einen Dämonenflügel handelt ihr euch obendrein auch noch ein.

Deal With The Devil Inquisition Asket Karte
Die Inquisition möchte bei Deal With The Devil wohl niemand zu Gast im eigenen Königreich haben. © HeidelBÄR Games

Die Seelenstücke sind somit die wohl wertvollste Ressource in Deal With The Devil. Das soll jedoch nicht heißen, dass Münzen und andere Rohstoffe keine Bedeutung haben. Im Gegenteil, im Spielverlauf gibt es praktisch ständig eine Mangelverwaltung. Eigentlich besitzt ihr zu wenig von allem und genau deshalb sind die Verlockungen von der Gegenseite auch so groß. Ein wenig Abhilfe kann da immerhin die eigene Produktion von Waren schaffen. Gelingt es euch, eine bestimmte Anzahl von Gebäuden eines Typs zu errichten, erzielt ihr Erfolge, mit denen sich die Produktion von Ressourcen ankurbeln lässt. Doch bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg.

Mühsames Punktesammeln bei Deal With The Devil

In Deal With The Devil ist es nicht gerade leicht, sein Königreich zu Ruhm und Wohlstand zu führen. Der eigene Fortschritt ist über den Verlauf der Runden hinweg nicht gerade üppig und oft kaum spürbar. Jeder einzelne Punkt ist hart umkämpft und zudem äußerst fragil. Punkte gibt es am Spielende für die Errichtung bestimmter Gebäude, das Freischalten von Erfolgen, verbleibende Seelenstücke, Ablassbriefe oder Engelsplättchen. Die so gewonnene Punktzahl kann allerdings noch drastisch reduziert werden. Sind bei euch Seelenstücke des Kultisten gelandet oder habt ihr ein paar Schulden angehäuft? Dann macht sich das negativ auf dem Punktekonto bemerkbar.

Deal With The Devil Aufbau Spielbrett Sichtschirm Karten
Für eine Partie „Deal With The Devil“ benötigt ihr exakt vier Personen. © HeidelBÄR Games

Für eine Partie benötigt ihr exakt vier Spieler ab vierzehn Jahren. Ein wenig Zeit solltet ihr auf jeden Fall auch einplanen. Mit einer Spieldauer von etwa zwei Stunden lässt sich Deal With The Devil als abendfüllende Veranstaltung bezeichnen. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von etwa 65€ im Handel.

Fazit: Trotz des ausgelutschten Mittelalter-Settings fühlt sich Deal With The Devil frisch und unverbraucht an. Dafür erhält das Spiel diese teuflische ingame-Testwertung.

Wertungsgrafik Deal With The Devil
Deal With The Devil hat zwar eine hohe Einstiegshürde, besticht dafür aber mit einem angenehm frischen Spielgefühl. © ingame.de

Sieht es bei euch zu Hause auch schon fast so aus wie im Brettspiel-Laden? Sind sämtliche Schränke vollgestopft mit Spielen? Dann benötigt ihr eigentlich keine neuen Brettspiele mehr… außer dieses eine hier vielleicht noch. Deal With The Devil bedient sich zwar eines schon ziemlich ausgelutschten Themas, bringt jedoch ein paar innovative Mechaniken mit, die das Spiel selbst für ausgewiesene Brettspiel-Geeks zu etwas Besonderem machen. Und genau dies ist auch die Zielgruppe, die Czech Games Edition ins Visier genommen hat. Gelegenheitsspieler, die sonst nur Spiel-des-Jahres-Kandidaten auf den Tisch bringen, sollten von einem Kauf besser Abstand nehmen. Der Einstieg ins Spiel ist sperrig, der Spielverlauf wenig belohnend und stellenweise kann es richtig frustig anfühlen. Fehler in Deal With The Devil werden hart bestraft. Wer jetzt noch weiterliest, könnte möglicherweise tatsächlich zum Kreis derer gehören, die an der Czech-Games-Neuheit sehr viel Freude gewinnen könnten. Mir hat es jedenfalls riesigen Spaß bereitet, im Verborgenen die unterschiedlichen Rollen zu interpretieren. Kommt ein unmoralisches Angebot des Teufels rein, das einem ungeahnte Möglichkeiten eröffnet, dann könnten die eigenen Wertvorstellungen schon einmal über Bord geworfen werden. Nur zu gerne würde man nun erfahren, von wem das unmoralische Angebot ausging. Dank der wirklich gut funktionierenden App werden die Geheimidentitäten allerdings bewahrt. Für den Wiederspielreiz stellen die asymmetrischen Rollen natürlich ebenfalls eine enorme Aufwertung dar. Sterbliche, Kultist und Teufel spielen sich tatsächlich ziemlich unterschiedlich. Bringt ihr häufiger drei weitere Spieleverrückte an den Tisch, die sich auf ein doch etwas nerdiges Experiment einlassen möchten, erhaltet ihr mit Deal With The Devil einen passenden Titel, der reichlich frischen Wind in eure Spieleabende bringt.

ProCon
+ tolles Material- ausgelutschtes Thema
+ asymmetrische Rollen erhöhen Wiederspielwert- hohe Einstiegshürde
+ frisches Spielgefühl
+ gut funktionierende Begleitapp
+ gutes Regelwerk

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