Die Wandelnden Türme im Test: Magischer Wettlauf als Brettspiel

Das Autorenduo Kramer/Kiesling hat wieder zugeschlagen und das Laufspiel Die Wandelnden Türme bei Abacusspiele veröffentlicht.
Würfeln – Spielfigur bewegen – Aktion durchführen, diesem einfachen Ablauf folgten in den 80er und frühen 90er Jahren noch ein Großteil der Brettspiele. Seitdem hat sich in der Szene ziemlich viel getan. Moderne Spiele lassen Klassiker wie Mensch-ärgere-dich-nicht oder Monopoly ziemlich alt aussehen. Und dennoch gibt es sie noch. Ein paar letzte Vertreter des vermeintlich vergessenen Genres der sogenannten Laufspiele tauchen auch 2022 noch auf den Neuheitenlisten der Verlage auf. First Rat von Pegasus Spiele etwa hat im ingame-Test mit einem starken taktischen Einschlag überzeugt. Abacusspiele hält die Fahne für die Laufspiele ebenfalls nach oben. Die Wandelnden Türme ähnelt dem Evergreen „Fang den Hut!“, peppt das Spielprinzip allerdings kräftig mit ein paar neuen Elementen und tollem Spielmaterial auf.
Die Wandelnden Türme bestechen mit hohem Aufforderungscharakter
Schon der erste Blick auf das Spielfeld zeigt, dass sich der Verlag bei der Gestaltung des Spiels sehr viel Mühe gegeben hat. Der Laufparcours wird in vier Elementen zusammengesteckt, bietet sechzehn Felder und sieht noch vergleichsweise unspektakulär aus. Ein Hingucker sind dafür die neun 3D-Türme sowie die schwarze Rabensburg, die vor der Erstpartie mit wenigen Handgriffen aus ein paar Pappteilen zusammengebaut werden müssen. Sie werden gemeinsam mit einem ganzen Schwung Magierfiguren auf den ersten zehn Feldern des Rundwegs aufgestellt.

Eure Mission klingt denkbar einfach, obwohl sie gleich zwei Siegbedingungen enthält. Zum einen erhält jeder von euch eine gewisse Anzahl von Zauberfläschchen, die ihr mit einem magischen Trunk befüllen sollt. Zweite Aufgabe: befördert die Magierfiguren eurer Farbe in die Rabensburg. So weit, so klar! Doch welche Mittel stehen euch für die Erfüllung dieser Aufgaben zur Verfügung? Auch hier sind die Möglichkeiten nicht sonderlich komplex.
Name des Spiels | Die Wandelnden Türme |
Spielerzahl | 2-6 Personen |
Altersempfehlung | ab 8 Jahren |
Autoren | Wolfgang Kramer, Michael Kiesling |
Verlag | Abacusspiele |
Spieldauer | 30 Minuten |
Preis | ca. 35€ |
Einfache Aktionsabläufe in Die Wandelnden Türme
Im Spielverlauf wird nahezu durchgängig mit Karten hantiert, von denen ihr zu Beginn des eigenen Zuges immer drei auf der Hand haltet. Besonders viele Optionen stehen euch damit nicht zur Verfügung. Mit jeder Aktionskarte dürft ihr entweder einen Magier oder aber einen Turm bewegen. Das Ganze wird zweimal pro Zug durchgeführt, bevor auch schon wieder der nächste Spieler an der Reihe ist. Klingt einfach? Ist es auch… nur vielleicht nicht ganz so einfach wie ihr es euch vorgestellt habt.

Die Aktionskarten schränken euch bei der Auswahl ganz schön ein. Einige erlauben die Bewegung eines Magiers, mit den anderen dürft ihr wiederum einen Turm nach vorne rücken. Es gibt allerdings auch ein paar besonders flexible Karten, die euch beide Varianten ermöglichen. Wie weit sich Magier oder Türme fortbewegen dürfen, wird auf der Karte ganz genau angegeben. Ihr müsst das Spielelement genau um die angegebene Anzahl von Feldern im Uhrzeigersinn nach vorne ziehen. Und genau darin besteht eben leider auch das größte Problem.
In Die Wandelnden Türme ist Präzision gefragt
Selbstverständlich muss ein Magier die Rabensburg immer punktgenau erreichen. Fordert die Karten eine Bewegung von drei Feldern und die Burg steht nur zwei Felder von ihm entfernt, müsst ihr am Ziel wohl leider vorbeiziehen. Jetzt dürft ihr den Parcours mit dieser Figur wohl noch ein weiteres Mal umrunden. Wie bereits erwähnt sind jedoch nicht nur die Magier mobil, sondern auch die Türme. Magier, die sich auf einem Turm aufhalten, ziehen praktischerweise dabei gleich mit davon. Auf diese Weise lassen sich prima direkt mehrere Figuren auf einmal nach vorne bewegen. Bedenke jedoch, dass dies natürlich auch für Magierfiguren der Mitspieler gilt.

Die Türme sind hinsichtlich der Bewegung ziemlich flexibel. Türme lassen sich problemlos auf Felder ziehen, die bereits mit einem anderen Turm besetzt sind. Theoretisch lässt sich so ein riesiger Betonklotz aus neun Turmfragmenten zusammenstellen. Ob das Gebilde über eine lange Halbwertzeit verfügen wird, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Die Türme lassen sich genauso einfach wieder aufteilen, wie sie zusammengesetzt worden sind. Mit einer simplen Turmbewegung dürft ihr das Gebilde an einer beliebigen Stelle wieder in seine Bestandteile auflösen.
Die Wandelnden Türme: Mehr als ein Fang-den-Hut auf Speed
Wie die Magier in die Rabensburg gelangen ist somit klar. Doch was hat es nun mit den Zaubertränken auf sich? Das Befüllen der Flaschen stellt eine der beiden Siegbedingungen dar und ist damit ebenso wichtig wie die Beförderung der Magier in die Burg. Die Abläufe sind regeltechnisch auch hier ganz einfach. Um einen Zaubertrank aufzufüllen müsst ihr lediglich einen Turm auf ein Feld bewegen, auf dem sich mindestens eine Magierfigur aufhält.

Ihr stülpt dem Turm dazu einfach über alle Figuren, die sich auf dem Feld befinden. Die Magier sind dadurch vorläufig eingesperrt und können sich ohne weiteres Zutun nicht mehr bewegen. Erst wenn der passende Turm wieder fortbewegt wird, tauchen die Magier wieder auf und können so ihren Weg zur Rabensburg fortsetzen. Es könnte also nicht schaden, sich den genauen Aufenthaltsort der eigenen Figuren gut zu merken. Sonst fischt ihr möglicherweise irgendwann ziemlich im Trüben und müsst eure Figuren erst einmal wieder aufspüren.
Die Macht der Magie in Die Wandelnden Türme
Die Zaubertränke sind in Die Wandelnden Türme allerdings nicht nur Mittel zum Zweck. Sie lassen sich auch verwenden, um damit einen von zahlreichen magischen Zaubersprüchen zu wirken. Insgesamt liegen dem Spiel acht unterschiedliche Sprüche bei, die euch einen kleinen, aber nicht zu unterschätzenden Vorteil einbringen. Für Neueinsteiger empfiehlt die Regel zunächst nur zwei Zaubervarianten ins Spiel zu integrieren: Magier um ein Feld nach vorne bewegen und Turm um zwei Felder nach vorne bewegen.

Erfahrene Brettspieler dürfen die Auswahl gerne beliebig erweitern. Wenn ihr mögt, dürft ihr sogar gleich alle acht Zauber mit hinzunehmen. Jetzt dürfen ganze Türme getauscht oder Magier und Türme rückwärts bewegt werden. Mit der Kraft eines Zaubers darf nun sogar die Rabensburg auf Wanderschaft gehen. Je mehr Zauber in die Partie eingebaut werden, desto taktischer fällt der Spielablauf aus.
Die Wandelnden Türme ist für zwei bis sechs Personen ab acht Jahren geeignet. Für eine Partie müsst ihr ungefähr eine halbe Stunde Spieldauer einrechnen. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von etwa 35€ im Handel.
Fazit: Die Wandelnden Türme spielt sich angenehm unkompliziert, hat einen tollen Aufforderungscharakter und erhält dafür diese magische ingame-Testwertung.

Die Wandelnden Türme macht auf dem Spieltisch schon eine Menge her. Auch wenn das Thema im Grunde doch eher abstrakt wirkt, kommt durch die zahlreichen 3D-Elemente ein tolles Spielgefühl auf. Und spielerisch? Da bietet Die Wandelnden Türme ebenfalls erstaunlich viel, obwohl die Abläufe wirklich total einfach sind. Zwei Aktionen pro Zug, in denen jeweils entweder ein Turm oder ein Magier bewegt wird. Das ist im Grunde ja schon alles. Trotz dieser sehr zugänglichen Regeln ist der Spielverlauf sehr lebendig. Auf dem Spielfeld ist immer ordentlich was los. Die Türme bewegen sich mal in kleinen und mal in großen Gruppen über den Parcours, mal werden dabei Magier gleich im Paket mitgenommen und mal werden sie unter ihnen begraben. Die Dynamik, die während der Partie entsteht, ist auf jeden Fall sehr intensiv. Man freut sich, man ärgert sich und manchmal bibbert man, ob der geplante Zug auch noch wie geplant stattfinden kann, wenn man selbst wieder an der Reihe ist. Gut zu gefallen weiß auch der kleine Memory-Faktor, der in einer Partie fast allgegenwärtig ist. Wo war nochmal gleich meine Figur? Vor dieser Frage werdet ihr in Die Wandelnden Türme ziemlich häufig stehen. Wie ihr lest, für Emotionen am Spieltisch ist gesorgt. Gar nicht mal so schlecht für ein simples Laufspiel, oder?
Pro | Con |
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+ spielt sich auch in etwas größeren Gruppen gut | - hoher Glücksfaktor |
+ schöne 3D-Elemente | - erst ab 3 Spielern richtig gut |
+ tolles Inlay | |
+ einfacher Spieleinstieg | |
+ hohe Interaktion |