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Encyclopedia im Test: Das Brettspiel für Tierliebhaber

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Von: Sebastian Hamers

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Encyclopedia: Forschungsreise ins Tierreich kostet 50-60€ und erscheint über Asmodee in deutscher Sprache. © Asmodee

Encyclopedia: Forschungsreise ins Tierreich ist das letzte Spiel von Holy Grail Games. Ab sofort gibt es das Spiel auch in deutscher Sprache.

Geht die Party mit einem großen Knall zu Ende? Das französische Brettspiel-Studio Holy Grail Games war verantwortlich für so tolle Spiele wie Dominations: Dein Weg zur Zivilisation oder Rallyman GT, die via Kickstarter locker die Marke von 100.000$ knackten. Trotz dieser Achtungserfolge ist nun der letzte Vorhang gefallen, das Studio musste Insolvenz anmelden. Das jüngste Werk von Holy Grail hat nun aber doch noch den Weg in den Handel gefunden, sogar in einer deutschsprachigen Version, die über Asmodee erscheint. Wir haben für euch überprüft, ob Encyclopedia: Forschungsreise ins Tierreich ein gelungenes Abschiedsgeschenk an die Gemeinschaft der Brettspieler geworden ist.

Zeitreise ins 18. Jahrhundert mit Encyclopedia

Encyclopedia siedelt sich im 18. Jahrhundert an und macht uns mit Georges-Louis Leclerc bekannt, Direktor des Botanischen Gartens am Hofe des französischen Königs. Der umtriebige Forscher stand ebenso in der Verantwortung für das naturhistorische Kabinett und verfasste in jener Zeit außerdem seine eigene Enzyklopädie, ein umfangreiches Nachschlagewerk über die Tiere auf der ganzen Welt. Ihr schlüpft in die Rollen seiner Gehilfen, leitet kostspielige Expeditionen, tragt Informationen zusammen und veröffentlicht diese letztlich in Form einer Studie.

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In Encyclopedia erforscht ihr das Tierreich auf allen fünf Kontinenten. © Asmodee

Eines lässt sich der Expeditionsreise ins Tierreich vom Fleck weg bescheinigen: sie ist wunderschön. Optisch weiß Encyclopedia sofort zu überzeugen. Tolle Illustrationen, übersichtliches Spielbrett, hochwertiges Material… das Spiel ist ein echter Hingucker. Spitzenwerte gibt es also schon einmal in der B-Note, doch was hat Encyclopedia spielerisch auf dem Kasten? Im Wesentlichen dreht sich alles um zwanzig Würfel in fünf verschiedenen Farben. Sie werden auf dem Spielbrett platziert, um diverse Aktionsmechanismen auszulösen.

Name des SpielsEncyclopedia: Forschungsreise ins Tierreich
Spielerzahl1-4 Personen
Altersempfehlungab 12 Jahren
Spieldauer60-120 Minuten
AutorEric Dubus, Olivier Melison
VerlagHoly Grail Games/Asmodee
Preis50-60€

Farbenspiele bei Encyclopedia

Brettspiele, bei denen Würfel als eine Art „Arbeiter“ eingesetzt werden, gibt es ja zuhauf. In Encyclopedia wird die Verfügbarkeit der Würfel aber etwas lockerer gehandhabt. In jeder Runde werdet ihr jeweils mit vier zufälligen Würfeln ausgestattet, die ihr zunächst neu würfelt und dann auf eurem persönlichen Tableau platziert. Auf die Würfel der Mitspieler dürft ihr im Spielverlauf allerdings ebenfalls zugreifen. Sie erhalten dadurch allerdings einen kleinen Bonus für ihre Großzügigkeit. Wie ihr euch vermutlich schon gedacht habt, spielen Augenzahl und Farbe des Würfels eine ganz besondere Rolle.

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Das Spielfeld von Encyclopedia macht eine Menge her, bietet aber auch eine gute Struktur für die Abläufe. © Asmodee

Sechs verschiedene Aktionen lassen sich über das Spielfeld ansteuern. Setzt ihr einen Würfel in der Botschaft ein, erhaltet ihr die sogenannten Expeditionssiegel. Wie viele Siegel ihr erhaltet, hängt vom Würfelwert ab, während die Würfelfarbe diesmal keine Rolle spielt. Die Siegel sind ein gutes Mittel, um die Würfel zu manipulieren. Sie verändern einmalig die Farbe eines Würfels nach Belieben oder erhöhen ihren Wert, wenn ihr eine Expedition startet. Im oberen Bereich des Spielbretts befindet sich außerdem die Bank. Diese lässt sich unter Einsatz jeden Würfels besuchen. Unabhängig von Wert und Farbe gibt es hier immer fünf Münzen. Ein paar finanzielle Reserven können definitiv nicht schaden. Steht euch gerade kein hochwertiger Arbeiter zur Seite, könnt ihr immer noch Geld draufwerfen, um die Augenzahl zu steigern, sogar über den Wert von sechs Punkten hinaus.

In Encyclopedia ist Wissen Macht

Ausgerüstet mit dem Segen der Botschaft und dem nötigen Kleingeld, könnt ihr euch jetzt vielleicht auch endlich der Forschungsarbeit selbst widmen. Ein guter Start dazu ist vielleicht die Universität. Über die Tierwelt erfahrt ihr hier zwar erstaunlicherweise noch nichts. Dafür tummeln sich am Lehrstuhl viele kluge Köpfe, die ihr für das Vorhaben anheuern dürft. Die Forscher bringen euch verschiedene Vorteile ein. Entweder gibt es einen mächtigen Einmaleffekt, mal eine zusätzliche Wertungsmöglichkeit am Spielende oder einen dauerhaften Vorteil. Anheuern dürft ihr beliebig viele Forscher, allerdings sind immer nur vier von ihnen aktiv, sodass ihr von dem persönlichen Vorteil profitieren könnt.

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Die Universität bietet in Encyclopedia eine gute Möglichkeit, um kluge Köpfe für das eigene Vorhaben zu gewinnen. © Asmodee

Mit der Tierwelt befasst ihr euch hingegen in der Akademie. Jetzt geht es endlich zur Sache. Es gibt eine kleine Auslage an interessanten und unbekannten Tieren aus aller Welt. Unter Einsatz eines Würfels dürft ihr euch eine Tierkarte nehmen und unter das persönliche Tableau legen. Die Farbe des eingesetzten Würfels muss dabei allerdings passend sein. Jedes Tier und jeder Würfel sind einem der fünf Kontinente zugeordnet. Nur wenn Würfel und Tier dem gleichen Kontinent entstammen, geht der Deal klar. Die Forschungsarbeit in der Akademie bringt euch weiterhin Ansehen ein. Wie hoch der Zugewinn ist, hängt wiederum vom Würfelwert ab. Das Ansehen dient euch einzig und allein, diverse Boni abzugreifen. Ein dazugehöriger Marker wandert dazu gleich mehrfach eine Leiste auf dem persönlichen Tableau entlang. Sobald dieser ein Bonusfeld überschreitet, gibt es einige Münzen, Expeditionssiegel oder sogar eine Gratis-Karte.

Ferne Länder erkunden in Encyclopedia

In der Theorie habt ihr einzelne Tiere jetzt also schon einmal studiert. Doch um ein Tier genau kennenzulernen, müsst ihr es schon in freier Wildbahn erkunden. Es geht also auf zur Expedition und bereist dazu den Heimat-Kontinent des Tieres. Erneut wird der Einsatz eines passenden Würfels gefordert, der auf dem Spielbrett eingesetzt wird. Gehört ihr zu den ersten Forschern, die eine Expedition auf einem Kontinent starten, steigert das euer Ansehen. Allerdings könnt ihr nicht auf die Vorerfahrungen anderer Wissenschaftler zurückgreifen. Die gesamte Expedition gestaltet sich damit also etwas aufwändiger.

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Es lohnt sich in Encyclopedia möglichst Tiere mit ähnlichen Merkmalen zu erforschen. © Asmodee

Als Nachzügler auf dem Kontinent wird die Forschungsreise mit ein paar Bonuspunkten gestartet. Weitere Punkte gibt euch den eingesetzten Würfel entsprechend des Wertes. Doch damit allein werdet ihr nicht sonderlich weit kommen. Eine Expedition ist teuer… sehr teuer. Weitere Münzen und Expeditionssiegel können bei den Studien helfen. Ihr dürft nun alle Tiere erforschen, die sich unterhalb eures Tableaus befinden und dem gewählten Kontinent entsprechen. Erforscht werden dabei immer besondere Merkmale. Ob es sich bei einem Tier um einen Vogel, ein Reptil oder ein Säugetier handelt, ist noch recht leicht nachzuvollziehen. Ernährungsweisen, Lebensräume und bevorzugtes Klima erfordern aber schon den Einsatz von ziemlich vielen Punkten.

Forschungsarbeiten in Encyclopedia veröffentlichen

Um die Erforschung einzelner Merkmale festzuhalten, werden kleine Farbwürfel auf der Tierkarte platziert. Diese können auf das Spielbrett in den Veröffentlichungsbereich verschoben werden, wenn die dazugehörige Aktion mit einem weiteren Würfel ausgelöst wird. Der Würfelwert steht dafür, welche Merkmalskategorien veröffentlicht werden dürfen. Je höher der Wert, desto größer die Auswahlmöglichkeiten. Die Farbe des Würfels ist ebenso relevant. Denn darüber wird das sogenannte Referenztier gewählt. Ihr seht euch die erforschten Merkmale des ausgesuchten Tiers an und veröffentlicht eure Erkenntnisse, die durch die Expedition gewonnen wurden.

Encyclopedia Tableau Personen Tiere Ansehen Marker Wuerfel
In Encyclopedia verwaltet ihr angeheuertes Personal, eure Würfel und das Ansehen auf dem persönlichen Tableau. © Asmodee

Im gleichen Atemzug dürfen die exakt gleichen Merkmale anderer Tiere veröffentlicht werden, die sich unter eurem Tableau befinden. Handelt es sich beim Referenztier um einen Pflanzenfresser, so kann dieses Merkmal bei allen Pflanzenfressern veröffentlicht werden… aber natürlich nur, wenn ihr dies bei den Tieren zuvor bei der Expedition festgestellt habt. Für jede Veröffentlichung kassiert ihr jetzt direkt Siegpunkte. Die Würfel von den Tierkarten werden auf das Spielbrett in den passenden Bereich verschoben und bleiben dort bis zum Spielende liegen. In der Schlusswertung erhaltet ihr abermals Punkte. Je mehr Würfel in den einzelnen Bereichen liegen, desto besser.

Nach sechs Spielrunden geht die Forschungsreise ins Tierreich zu Ende. Vier Aktionen pro Runde, macht also insgesamt 24 Aktionen in Spielverlauf. Ausreichend Zeit, um die Tierwelt im enzyklopädischen Ausmaß zu erkunden. Die Dauer einer Partie hängt stark von der Zahl der Mitspielenden ab. Eine knappe halbe Stunde pro Forscher sollte schon eingeplant werden. Encyclopedia: Forschungsreise ins Tierreich ist ab sofort zum Preis von etwa 50-60€ im Handel zu finden.

Fazit: Encylopedia gewährt euch einen Einblick in eine wundervolle Welt der Tiere und erhält so von uns diese wissenschaftlich bestätigte ingame-Testwertung.

Wertungsgrafik Encyclopedia
Encyclopedia lässt die Forschungsarbeit an Tieren im neuen Glanz erstrahlen und erhält von uns diese wissenschaftliche nachgewiesene ingame-Testwertung. © ingame.de

Encylopedia: Forschungsreise ins Tierreich ist ein Spiel, das man wirklich liebhaben möchte. Das gesamte Artwork und die Beschaffenheit des Spielmaterials sorgen dafür, dass man das Spiel mit Freude auf dem Tisch ausbreitet. Auch thematisch wirkt Encylopedia wie aus einem Guss, die Aktionen sinnvoll aufeinander abgestimmt. Forschung in der Theorie, gefolgt von der Beobachtung im natürlichen Lebensraum, um seine Erkenntnisse im Nachklang in einer Studie zu veröffentlichen… diese Abfolge erscheint logisch und nachvollziehbar. Auch dass sich mit reichlich Kleingeld die ein oder andere Schwäche wettmachen lässt, kann man sich als Laie gut vorstellen. Man merkt dem Spiel schon an, dass sich die Verantwortlichen bei Holy Grail Games viele Gedanken zum Ablauf gemacht haben. Mechanisch macht Encylopedia ebenfalls eine gute Figur. Nach ein paar Spielzügen zur Eingewöhnung läuft die Partie schon recht sicher ab. Viele Nachfragen bezüglich der Regelauslegung sind nicht zu erwarten. Dennoch ringt das Spiel euren grauen Zellen einiges ab. Wer sich mit Vorliebe zu endlosen Grübeleien hinreißen lässt, erhält in Encylopedia die perfekte Einladung dazu. Es gibt einfach viele Faktoren, die bei den einzelnen Schritten zur Entscheidungsfindung herangezogen werden können. Welches Tier passt am besten zu meiner bisherigen Auslage? Welche Strategie schlage ich bei der Veröffentlichung meiner Studien ein? Wer wirklich herausfinden möchte, welches Vorgehen am Ende die meisten Punkte einbringt, wird an einem längeren Rechenspiel nicht vorbeikommen. Das kann eine Partie durchaus ordentlich in die Länge ziehen. Dennoch ist Encyclopedia keine reine Mathematik. Eine gewisse Portion Glück hilft ebenso weiter. Manchmal werden Tiere in die Akademie gespült, die einfach perfekt zur persönlichen Sammlung passen. Das erleichtert das Wachsen des eigenen Punktekontos schon ungemein. Unter dem Strich entsteht so eine gute Mischung aus Glück und Strategie, die der Länge einer Partie angemessen ist. Wem es gelingt, sich nicht zu sehr auf langwieriges Durchrechnen der Spielzüge einzulassen, wird mit einem anspruchsvollen Titel auf Kennerspiel-Niveau belohnt, das sich nicht nur aufgrund seiner tollen Optik gut in der heimischen Spielesammlung macht.

ProCon
+ wundervolle Optik- spielt sich ein wenig repetitiv
+ gut aufgebautes Regelwerk
+ schöne Einbindung des Themas
+ enthält Modus für Einzelspieler

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