1. ingame
  2. Brettspiele

Great Western Trail – Argentinien im Test: Das kann das neue Pfister-Brettspiel

Erstellt:

Von: Sebastian Hamers

Great Western Trail Argentinien Rind Bueffel Cowboy Pferd Verpackung Schachtel
Great Western Trail: Argentinien erscheint über Asmodee und kostet 45-50€. © Asmodee

Lange Zeit war es ruhig geworden um Pfisters GWT. Jetzt steht der Nachfolger Great Western Trail: Argentinien endlich im Handel.

Wenn Autor Alexander Pfister ein neues Werk veröffentlicht, horcht die Brettspielwelt auf. Auf das Konto des Spieleerfinders gehen Highlights wie Maracaibo, Boonlake oder Skymines. Gerade Spieler, die sich richtig schön tief in die Abläufe oder in eine Strategie einfuchsen wollen, kommen bei vielen Pfister-Spielen voll auf ihre Kosten. Als das vielleicht beste Spiel des Österreichers wird jedoch oftmals Great Western Trail genannt, das im Jahr 2016 erschienen ist. Zwei Jahre später folgte noch die Erweiterung „Rails to the North“, danach ist es allerdings wieder recht ruhig um den Titel geworden… jedenfalls bis zur letzten SPIEL in Essen. Dort tauchte plötzlich ein weiteres Brettspiel unter dem GWT-Banner auf den Neuheitenlisten auf. Great Western Trail: Argentinien verlegt das Szenario vom Wilden Westen nach Südamerika und möchte natürlich auch mechanisch ein paar innovative Neuerungen einbringen, ohne das Grundgefühl des Originals zu sehr zu verwässern. Unnötiger Abklatsch eines modernen Klassikers oder Must-Have für Expertenspieler? Wir haben Great Western Trail: Argentinien auf die Probe gestellt.

Great Western Trail: Argentinien – Rinderzucht in Südamerika

Auf den ersten Blick sieht das neue GWT gar nicht mal so sehr anders aus als das Original von 2016. Heute wie damals treibt ihr eine Rinderherde durch die Prärie und führt sie sicher an ihren Bestimmungsort. In Great Western Trail: Argentinien ist dies natürlich Buenos Aires, die Hauptstadt des Landes. Von dort aus werden die Rinder per Schiff nach Europa transportiert, wo sie auf den Märkten von Le Havre, Rotterdam und Liverpool verkauft werden. Doch bis dahin ist es ein langer Weg, auf dem ihr einmal quer durch die Pampa reisen müsst.

Great Western Trail Argentinien Cowboy Spielbrett Pampa Gebaeude Wege
In Great Western Trail: Argentinien treibt ihr eure Rinderherde durch die Pampa bis nach Buenos Aires. © Asmodee

Stellvertretend für die gesamte Reisegruppe ist eure Spielfigur, ein Rancher mit klassischem Cowboyhut, mit dem ihr euch von Ort zu Ort bewegt. Auf dem Weg macht ihr Station an diversen Gebäuden, die euch erlauben, mit den argentinischen Dörfern und Einwohnern zu interagieren. Die Rinder hingegen werden im Spiel durch ein Kartendeck dargestellt. Euer Trip beginnt mit vier Handkarten, die jeweils eines von vielen unterschiedlichen Rindern zeigen. Die Rinder auf der Hand werden am Ende des Weges in Buenos Airs auf die Schiffe verladen und bringen euch hoffentlich viele Pesos ein. Bis zur Ankunft in der argentinischen Hauptstadt habt ihr also Zeit, eure Handkarten zu optimieren.

Name des SpielsGreat Western Trail: Argentinien
Spielerzahl1-4 Personen
Altersempfehlungab 12 Jahren
Spieldauer75-150 Minuten
AutorAlexander Pfister
VerlagEggert Spiele/Plan B Games/Asmodee

Der lange Weg nach Buenos Aires in Great Western Trail: Argentinien

Möglichst viele unterschiedliche Rinder sollten es optimalerweise sein, die ihr beim Erreichen der Großstadt in Händen haltet. Die Punktwerte der verschiedenen Rinder werden addiert und in Pesos ausgezahlt. Je nach erzieltem Wert landen die Tiere auf einem von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Schiffe, die für die lange Reise nach Europa mit ausreichend Weizen ausgestattet werden müssen. Ist der Deal perfekt? Dann dürft ihr außerdem einen eurer Spielermarker vom persönlichen Tableau auf die Schiffskarte legen. Damit schaltet ihr eine von zahlreichen Zusatzfertigkeiten frei, die euch im Verlauf der Partie noch sehr nützlich sein können.

Great Western Trail Argentinien Arbeiter Markt Anker Schiffe
Ohne das passende Personal läuft wenig in Great Western Trail: Argentinien. © Asmodee

Je öfter eure Reisegruppe die Hauptstadt erreicht, desto mehr Möglichkeiten stehen euch also zur Verfügung. Das Problem dabei: jedes Schiff darf nur einmal pro Partie mit Rindern beladen werden. In der frühen Phase des Spiels werdet ihr die hohen Punktwerte kaum erreichen können. Ihr seid also gut beraten, eure Herde möglichst rasch zu erweitern, um schon bald auch die höherwertigen Schiffe bestücken zu können.

Ausbau der Wegstrecke in Great Western Trail: Argentinien

Die Reise nach Buenos Aires ist zunächst noch relativ flott bewältigt. Das liegt vor allem daran, dass sich auf der Wegstrecke bei Spielbeginn noch relativ weniger Gebäude befinden, an denen sich ein Zwischenstopp einlegen lässt. Eine Handvoll neutrale Gebäude, ein paar einsame Landwirte und dazwischen vor allem jede Menge Pampa. Die paar wenige Schritte, die euch zur Verfügung stehen, reichen aus, um in wenigen Zügen in die argentinische Hauptstadt zu ziehen. Allerdings wird sich die Situation schon recht bald ändern.

Great Western Trail Argentinien Europa Stadt Hafen Kompass Marker
In Great Western Trail: Argentinien beliefert ihr drei europäische Hafenstädte mit euren Rindern. © Asmodee

Im Verlauf des Spiels werdet ihr mehrfach die Gelegenheit erhalten, eigene Gebäude auf dem Spielbrett unterzubringen. Die Mitspieler können von diesen Fähigkeiten zwar nicht profitieren, müssen euch aber möglicherweise einen kleinen Wegzoll entrichten, wenn sie euer Grundstück passieren. Das Spielbrett bietet glücklicherweise reichlich Platz, sodass selbst bei einer Vollbesetzung mit vier Spielern ausreichen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Der Weg nach Buenos Aires verläuft außerdem nicht stur geradeaus, sondern erlaubt euch die ein oder andere Abzweigung.

Neues Personal rekrutieren in Great Western Trail: Argentinien

Vollkommen freie Fahrt gibt es dennoch eher selten. Selbst auf den Schleichwegen und Trampelpfaden trefft ihr auf diverse Landwirte, die für das Passieren ihres Grundstücks gerne die Hand für ein paar Pesos aufhalten. Die argentinischen Landwirte sind jedoch nicht nur dazu im Spiel, euch um eure hartverdienten Kröten zu bringen, sondern bieten alternative Handlungsmöglichkeiten an. Unterstützt ihr die Bauern bei ihrer Arbeit, dürft ihr sie für ein paar zusätzliche Pesos in eure Crew aufnehmen. Unterwegs helfen sie euch vor allem, wertvolle Weizen-Ressourcen zu gewinnen.

Great Western Trail Rinder Markt Karten Marker Erschoepfung
Mit neuen Rindern erweitert ihr in Great Western Trail: Argentinien ständig euer Deck. © Asmodee

Um einen Landwirt zu unterstützen wird eine ausreichende Zahl von Stärkepunkten benötigt. Diese schaltet ihr entweder über das persönliche Tableau frei, indem ihr dort Marker entfernt und beispielsweise auf den Schiffen platziert, oder aber indem ihr Rinderkarten ausspielt. Hier bietet sich vielleicht sogar eine gute Chance, doppelte Rinder auf der Hand loszuwerden. Ihr werft dazu das Rind auf den Ablagestapel und ergänzt die fehlende Karte am Ende des Zuges mit einem neuen Rind vom Nachziehstapel. Der Einsatz der Rinder zu diesem Zweck birgt aber auch einen dicken Nachteil. Eine nutzlose Erschöpfungskarte landet zusätzlich auf dem Ablagestapel und verstopft fortan euer Deck. Keine Sorge, es wird unterschiedliche Möglichkeiten geben, diesen Ballast wieder loszuwerden.

Great Western Trail: Argentinien bietet einen reichhaltigen Arbeitsmarkt

Die Landwirte, die ihr auf dem Weg rekrutieren dürft, sind allerdings nicht die einzigen Mitarbeiter, die ihr der eigenen Reisegruppe hinzufügen könnt. Es gibt mehrere Gebäude, sowohl neutrale als auch eigene, die euch die Einstellung eines neuen Arbeiters erlauben. Zimmerleute werden benötigt, um komplexere Gebäude zu errichten, während euch ein Gaucho mehr Möglichkeiten beim Kauf von neuen Rinderkarten einräumt. Bleibt noch die Maschinistin. Sie ist in erster Linie für die Beschleunigung der eigenen Lokomotive verantwortlich. Diese umkreist die Pampa weiträumig und eröffnet euch eine gute Option, um den Weg nach Buenos Aires abzukürzen.

Great Western Trail Argentinien Tableau Arbeiter Marker
Auf dem persönlichen Tableau erweitert ihr in Great Western Trail: Argentinien laufend eure eigenen Möglichkeiten. © Asmodee

An bestimmten Stellen im Spiel gelangt die Cowboy-Figur in Gleisnähe und kann so die argentinische Metropole per Zug erreichen. Dazu muss die eigene Lokomotive allerdings schon gewisse Meilensteine erreicht haben. Je weiter ihr die Lok schon vorangetrieben habt, desto eher darf die Reisegruppe auf direktem Weg ans Ziel gelangen und Rinder ab nach Europa schicken. Außerdem kann die Lok an mehreren Stellen des Gleises einen Bahnhof besuchen, der unter Abgabe von diversen Ressourcen ausgebaut werden darf. Um den Ausbau anzuzeigen, wählt ihr erneut einen Spielstein vom persönlichen Tableau, legt ihn am Bahnhof ab und schaltet so eine weitere Fähigkeit frei.

Sammelleidenschaften in Great Western Trail: Argentinien

Auf diese Weise wachsen die eigenen Möglichkeiten schrittweise an. Mehr Schritte, ein erhöhtes Handkartenlimit, gratis Stärkepunkte und vieles mehr lassen sich über das persönliche Tableau hinzufügen. Letztlich ist all dies aber natürlich nur Mittel zum Zweck. Am Ende des Spiels kommt es einzig und allein auf die Siegpunkte an, die ihr im Verlauf der Partie gesammelt habt. Hier ergibt sich ein bunter Punktesalat, der sich aus zahlreichen Faktoren zusammensetzt. Punkte gibt es für das Errichten von Gebäuden, das Sammeln von Rinderkarten, das Erfüllen diverser Sonderaufträge und vielem mehr.

Great Western Trail Argentinien Zug Lokomotive Gleis Bahnhof
Der Ausbau der Zugstrecke spielt auch Great Western Trail: Argentinien eine bedeutsame Rolle. © Asmodee

Ein gewichtiger Faktor kann dabei die zusätzliche Belieferung der europäischen Hafenstädte mit Weizen sein. Im regelmäßigen Abstand segeln die verschiedenen Schiffe in Richtung Osten, um die Rinder bei den Kunden abzuliefern. Optional dürft ihr dabei die Schiffe mit weiteren Getreide-Ressourcen ausstatten, um zusätzliche Siegpunkte zu erzielen. Wie ihr seht, das Spiel bietet euch haufenweise Chancen an, um den eigenen Punktestand in die Höhe schnellen zu lassen. Doch genau das macht die Partie eben auch so abwechslungsreich und spannend.

Great Western Trail: Argentinien ist für ein bis vier Personen ab zwölf Jahren geeignet. Die Dauer einer Partie schwankt, je nach Zahl der Mitspieler, zwischen 75 und 150 Minuten. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von etwa 45-50€ im Handel.

Fazit: Great Western Trail – Argentinien ist ein anspruchsvolles Strategiespiel, das sich diese ingame-Testwertung verdient hat.

Wertungsgrafik Great Western Trail Argentinien
Great Western Trail: Argentinien steht seinem Vorgänger in nichts nach und erhält dafür diese ingame-Testwertung. © ingame.de

Wer mit dem originalen Great Western Trail bereits ein paar Runden gedreht hat, wird mit der Argentinien-Version schnell zurechtkommen. Das Spielgefühl des modernen Klassikers ist dem Nachfolger erhalten geblieben. Und dennoch, der vorliegende Titel bietet genug Eigenständigkeit, um GWT-Fans genügend Gründe für eine Neuanschaffung zu liefern. Vor allem die Hinzunahme der Getreide-Ressource und die Belieferung der drei europäischen Hafenstädte verleihen dem Spiel noch mehr Tiefe. Taktisch ringt euch Great Western Trail: Argentinien einiges ab und fordert mindestens ebenso viel Flexibilität. Die Wegstrecke nach Buenos Aires sieht in jeder Partie verschieden aus, sodass ihr ständig auf neue Gegebenheiten reagieren müsst. Setzt euch etwa ein Mitspieler unverhofft ein neues Gebäude vor die Nase, könnte die maximale Schrittzahl plötzlich nicht mehr ausreichen, um den gefassten Plan in die Tat umzusetzen. Praktischerweise stehen euch dank des verzweigten Wegenetzes aber meist mehrere Optionen zur Verfügung. Interaktion unter den Spielern wird bei Great Western Trail also ziemlich groß geschrieben. Sehr motivierend ist allerdings nicht nur das ständige Reagieren auf die Aktionen der Mitspieler, sondern auch der laufende Ausbau der eigenen Möglichkeiten. Es macht viel Freude zu sehen, dass ein Spielermarker nach dem nächsten das eigene Tableau verlässt, um so laufend neue Fähigkeiten freizuschalten. Die Verlockung, den eigenen Cowboy schnellstmöglich nach Buenos Aires zu schicken, um diesen Prozess zu beschleunigen, ist somit groß. Auf der anderen Seite möchtet ihr aber natürlich auch nicht die zahlreichen Aktionsmöglichkeiten auf dem Weg dorthin liegenlassen. Das Anwerben neuer Mitarbeiter oder das Errichten von Gebäuden bieten schließlich ebenfalls viele Vorteile. In Great Western Trail: Argentinien führen viele Vorgehensweisen zum Ziel. Genau deshalb ist das neue GWT so abwechslungsreich und unterhaltsam. Anspruchsvolle Strategen sollten sich diesen Leckerbissen auf keinen Fall entgehen lassen. Wenn ihr euch auf das Spiel einlasst und euch in die Regeln einfuchst, erhaltet ihr mit Great Western Trail: Argentinien einen echten Leckerbissen für anspruchsvolle Strategen, den ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen solltet.

ProCon
+ hohe Spielerinteraktion- erfordert eine gewisse Einarbeitungszeit
+ taktisch anspruchsvoll
+ inkl. Solo-Modus
+ gutes Spielmaterial
+ sehr abwechslungsreich

Auch interessant