Keystone – Nordamerika im Test: Das naturverbundene Brettspiel-Puzzle

Bei Keystone: Nordamerika wacht ihr über die Ökosysteme der Erde. Keine leichte Aufgabe, das Spiel sorgt für rauchende Köpfe.
Seien wir ehrlich. Eine opulente Grafik ist bei einem Videospiel zwar nicht alles, lässt uns aber doch über so manche seltsame Designentscheidung milde hinwegblicken. Bei Brettspielen verhält es sich ganz ähnlich. Werden detailverliebte Miniaturen aufgefahren oder ein schickes Artwork, bekommt ein neues Spiel viel eher eine Chance. Deshalb konnte auch Keystone: Nordamerika mit Leichtigkeit einen Platz in meiner Brettspiel-Sammlung erringen. 172 liebevoll gestaltete Karten mit Natur- und Tiermotiven sorgen dafür, dass man seine Augen immer wieder über das Material schweifen lässt. Doch kann Keystone: Nordamerika auch spielerisch überzeugen? Oder ist es am Ende doch nur ein weiterer Grafikblender? Wir haben das Spiel für euch ausprobiert.
Keystone: Nordamerika setzt optische Reize
Thematisch trifft Keystone: Nordamerika auf jeden Fall schon einmal den Puls der Zeit. Im Spiel dreht sich alles um die Erhaltung der Umwelt und der Artenvielfalt. Eure Aufgabe wird es daher sein, Ökosysteme zu schaffen, die der Tierwelt einen möglichst optimalen Lebensraum bieten. Diese Systeme entstehen auf einem persönlichen Tableau, das insgesamt sechzehn Tierarten in einem Raster von 4x4 Karten Platz bietet. Zu Spielbeginn ist das Tableau noch blank, ihr dürft euch also kreativ austoben.

Dies wird auch dringend nötig sein, denn das Erstellen von sinnvollen Ökosystemen kommt schon fast der Quadratur des Kreises gleich. Jede Gattung hat eben ganz eigene Vorlieben und da der Raum nun mal leider ziemlich begrenzt ist, müssen wohl ein paar Abstriche gemacht werden. Stellt euch also auf ein kniffliges Spielerlebnis ein. Ziemlich simpel fallen dafür die Regeln von Keystone: Nordamerika aus. Seid ihr am Zug, stehen euch nur zwei Optionen zur Verfügung. Entweder führt ihr eine Forschungsaktion durch oder aber ihr bedient euch an einer offenen Auslage, die aus sechs Tierkarten besteht.
- für 1-4 Personen ab 10 Jahren
- Spieldauer: 30-60 Minuten
- Autoren: Jeffrey Joyce, Isaac Vega
- Verlag: Rose Gauntlet Entertainment/Asmodee
- Preis: 40-45€
Tierwelten erschaffen in Keystone: Nordamerika
Gerade zu Spielbeginn wird die letztgenannte Option am häufigsten gewählt. Es ist wirklich simpel. Ihr entscheidet euch für ein Tier aus der Auslage und platziert es an einer beliebigen Stelle auf eurem persönlichen Tableau. Jetzt kommt es natürlich auf eine geschickte Platzierung der Karte an. An dieser Stelle kommen die natürlichen Lebensräume der einzelnen Spezies ins Spiel. Das Alpenschneehuhn etwa siedelt sich in arktischen oder bergigen Regionen an, während sich die Atlantische Salzwiesenschlange am liebsten in sumpfig-feuchten Landschaften austobt.

Einige Arten sind weniger wählerisch und fühlen sich gleich in verschiedenen Landschaftsarten zu Hause. Die Hummel oder der Monarchfalter etwa lassen sich in allen vier verfügbaren Ökosystemen platzieren. Allerdings reicht es bei Keystone: Nordamerika nicht aus, einfach nur beliebige Tierarten eines Systems zueinander zu führen. Erst wenn die Tierkarten in einer bestimmten Abfolge aufeinandertreffen, winkt euch am Spielende ein echter Punkteregen.
In Keystone: Nordamerika kommt es auf die Ordnung an
Deshalb verfügt jede Tierkarte außerdem auch noch über eine Ordnungszahl zwischen eins und fünf. Nur wenn die Tiere in der richtigen numerischen Reihenfolge platziert werden, lassen sich Siegpunkte erwirtschaften. Auf diese Weise perlt ihr diverse Ökosysteme wie an einer Schnur auf, sowohl horizontal als auch vertikal. Klingt erstmal gar nicht so komplex. Doch schon nach wenigen Zügen wird deutlich, dass es sich bei Keystone: Nordamerika um einen ziemlichen Gehirnverzwirbler handelt. Legt ihr eine Tierkarte an eine passende Stelle, kann diese nämlich gleich für mehr als ein Biotop gewertet werden. Allerdings muss dann natürlich auch wiederum die Ordnungszahl stimmig sein. Knifflig!

Etwas entschärft wird die Situation durch insgesamt acht Wildniskarten. Genau wie die Tierkarten, so werden auch diese einem Biotop zugeteilt. Nur die Ordnungszahl kann hier flexibel gehandhabt werden. Ihr selbst legt die Zahl individuell fest und dürft sie sogar für Reihe und Spalte separat festlegen. Eine gut platzierte Wildniskarte kann somit eine echte Punktegranate sein. Allerdings müssen diese wertvollen Karten teuer erkauft werden. Zehn Siegpunkte wandern zurück in den allgemeinen Vorrat. Ein Kauf will also gut überlegt sein.
Schlüsselspezies in Keystone: Nordamerika
Eine besondere Rolle nehmen weiterhin bestimmt Schlüsselspezies ein. Sie haben für das Gedeihen des Ökosystems eine große Relevanz. Ohne Tierarten wie Hummeln oder Grizzlybären sähen ihre natürlichen Biotope sicher ganz anders aus. Platziert ihr eine solche Keystone-Spezies in eurem Ökosystem, dürft ihr dieses am Spielende gleich ein weiteres Mal werten. Vielleicht gelingt es euch ja sogar, direkt mehrere Keystones in einem System unterzubringen, um so den Faktor noch weitere Male zu erhöhen.

Ihr erahnt es vermutlich bereits, jede einzelne Kartenplatzierung will in Keystone: Nordamerika gut überlegt sein. Und als wäre dies noch nicht genug, stellt euch das Spiel sogar noch vor weitere Herausforderungen. Zu Spielbeginn werden geheime Ziele verteilt. Sie fordern weitere spezifische Konstellationen auf dem Tableau, jedenfalls wenn ihr die üppigen Bonuspunkte absahnen wollt. Stellt euch also schonmal auf rauchende Köpfe ein.
Keystone: Nordamerika mit Forschungsauftrag
Den Großteil des Spiels werdet ihr damit beschäftigt sein, über eurem Puzzle zu brüten und eine Tierkarte nach der anderen auf dem Tableau einzureihen. Keystone: Nordamerika bietet euch allerdings auch noch eine Alternativoption im eigenen Spielzug. Statt eine Karte aus der Auslage zu wählen, darf auf die Forschungsplättchen zurückgegriffen werden. Insgesamt liegen dem Spiel zehn dieser Plättchen bei, fünf davon kommen bei jeder Partie zum Einsatz.

Ihr entscheidet euch für eines der Plättchen, führt die darauf angegebene Aktion aus und dreht es anschließend auf die passive Seite herum. In jeder Runde habt ihr die Wahl. Entweder führt ihr eines der noch verfügbaren aktiven Forschungen durch oder entscheidet euch für die Aktivierung sämtlicher bereits gewendeter Forschungsplättchen, die ihr in diesem Fall wieder auf die aktive Seite wendet. Auf den Rückseiten der Plättchen befinden sich stark abgeschwächte Varianten der Forschungsaktion.
Die Zeit drängt in Keystone: Nordamerika
Doch was bewirkt eine Forschungsaktion überhaupt? In der Regel werden so bestimmte Tierarten genauer untersucht. Die neuen Erkenntnisse spiegeln sich in Keystone: Nordamerika durch Notizmarker wider, die ihr dann auf einer Tierkarte platziert. Sie bringen euch in der Abschlusswertung einen Extrapunkt ein. Manche Forschungsplättchen belohnen euren Wissensdurst aber auch mit direkten Siegpunkten, lassen euch einzelne Karten im Tableau wieder verschieben oder eliminieren unliebsame Karten aus der offenen Auslage.

Über die Forschungsaktionen wird zudem auch der zeitliche Fortschritt im Spiel gesteuert. Sobald sich ein Spieler für die Aktivierung aller passiven Forschungsplättchen entscheidet, wird der Zeitmarker um ein Feld nach vorne bewegt. Verlässt dieser das letzte Feld der Leiste, wird das Spielende eingeleitet. Alternativ endet das Spiel, wenn ein Spieler sein persönliches Tableau mit Tierkarten komplettiert hat.
Je nach Zahl der Mitspieler solltet ihr dafür 30-60 Minuten einplanen. Keystone: Nordamerika ist für ein bis vier Personen ab zehn Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von 40-45€ im Handel.
Fazit: Keystone – Nordamerika sorgt für rauchende Köpfe und verdient sich diese umweltfreundliche ingame-Testwertung

Wenn Keystone: Nordamerika auf dem Tisch liegt, will man es einfach mögen. Der bunte Look, das tolle Artwork und natürlich auch das Thema machen sofort richtig Lust auf das Spiel. Ein paar Abstriche müssen bei der thematischen Einbindung gemacht werden. Die gewählten Mechaniken ließen sich problemlos auch auf andere Motive übertragen, denn im Grunde handelt es sich bei Keystone: Nordamerika um ein abstraktes Gebilde. Wer darüber hinwegsehen kann, darf sich über ein anspruchsvolles Puzzle freuen. Es erfordert doch etwas Übung und noch mehr Gehirnschmalz, um die Biotope so zu gestalten, dass Flora und Fauna sich gegenseitig befruchten und einen guten Lebensraum für alle bieten. Die Jonglage diverser Ökosysteme unter Berücksichtigung etlicher Faktoren hat mich zwar manchmal fast zur Verzweiflung getrieben, motiviert aber ungemein, das Ergebnis immer wieder zu optimieren. Das funktioniert sogar ohne weitere Mitspieler prima. Dem Spiel liegt ein umfangreiches Missionsbuch mit zwanzig Aufgaben und begleitenden Geschichten bei, die dann auch das Thema noch ein wenig besser ins Spiel einbinden. Mit ein paar kleinen Regeländerungen lassen sich die Aufgaben sogar kooperativ lösen. In den Missionen werdet ihr zudem immer wieder aufgefordert, mysteriöse Umschläge mit Zusatzmaterial zu öffnen. Dieses lässt sich später problemlos in Mehrspielerlebnis integrieren. Keystone: Nordamerika hat mit seinen verschiedenen Modi also ziemlich viel zu bieten und beweist damit, dass es viel mehr ist als ein weiterer Grafikblender.
Pro | Con |
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+ tolles Artwork | - recht lange Wartezeiten im Spiel zu viert |
+ lässt die Köpfe ordentlich qualmen | |
+ kompetitiv und kooperativ spielbar | |
+ mit stimmungsvollem Einzelspielermodus | |
+ zugängliches Regelwerk |