Kosmopolit im Test: Der launige Partykracher im Test

Die Veröffentlichung von Kosmopolit hat sich einige Monate verzögert. Jetzt steht das Spiel in seiner deutschsprachigen Version im Handel.
Trotz oder vielleicht sogar gerade wegen der Corona-Pandemie haben Partyspiele wieder Hochkonjunktur. Der Trend dauert allerdings tatsächlich schon eine ganze Zeit lang an. Auf den Nominierungslisten der Spiel-des-Jahre-Jury landeten zuletzt reihenweise Spiele dieses Genres, einige konnten sogar den prestigeträchtigen Award einheimsen. Ein wenig untergegangen ist dabei der Partykracher Kosmopolit, der Geheimtipp aus Frankreich. Der Grund, warum das Spiel bislang so wenig Beachtung gefunden hat, liegt auf der Hand. Deutsche Version? Bislang Fehlanzeige! Jetzt hat sich der Huch-Verlag dem Titel angenommen und Kosmopolit eine deutschsprachige Ausgabe spendiert.
Kosmopolit mit Startschwierigkeiten
Eigentlich hätte der Verlag das Spiel schon gerne deutlich früher in den Handel gebracht. Die Veröffentlichung von Kosmopolit im Herbst 2021 ließ sich letztlich allerdings nicht realisieren. Gerade die Gestaltung der App, die für den Spielablauf zwingend erforderlich ist, erfüllte zunächst nicht die Qualitätsansprüche des Verlags. Jetzt ist es aber endlich soweit, ihr findet Kosmopolit ab sofort beim Händler eures Vertrauens. Gucken wir doch mal, ob das Spiel nach einem etwas holprigen Start nun an Fahrt aufnimmt.

Die Grundidee des Spiels ist auf jeden Fall ziemlich originell. Gemeinsam, im Falle von Kosmopolit sind das vier bis acht Personen, führt ihr ein Restaurant der ganz besonderen Art. Jeder Gast, egal welcher Nationalität, soll bei euch sein Lieblingsgericht aus heimischen Landen bestellen können. Als größtes Problem stellt sich dabei nicht unbedingt die Zubereitung der Mahlzeit dar. Es sind vielmehr kommunikative Probleme, die euch immer wieder einen Streich spielen. Die werten Gäste geben ihre Bestellung natürlich in ihrer Muttersprache auf und nehmen auf etwaige Dialekte keine Rücksicht. Hemmsche mett ßurreköppes!… „Äh…ja klar… kommt sofort!“.
- für 4-8 Personen ab 10 Jahren
- Spieldauer: 6 Minuten
- Autor: Florent Toscano, Julien Prothière
- Verlag: Jeux Opla/Huch
- Preis: ca. 20€
Kauderwelsches Geflüster bei Kosmopolit
Wer ein gut laufendes Restaurant führen möchte, muss vor allem gut organisiert sein. Daher gilt es zunächst die verschiedenen Aufgaben im Lokal zu verteilen. Es braucht eine Kellnerin, einen Oberkellner und natürlich jede Menge Köche. Die Kellnerin wird zunächst mit einem Tablet oder einem Smartphone ausgestattet, auf dem die Kosmopolit-App installiert wird. Weiterhin wird noch ein Kopfhörer benötigt, denn über diesen wird die Kellnerin die Bestellungen der Gäste entgegennehmen.

Die App zeigt die verfügbaren Tische, an denen die Besucher nach und nach platznehmen werden. Steuert ein Gast auf einen der Tische zu, wird dieser einen Moment benötigen, um sich der Speisekarte zu widmen. Kurz darauf hört die Kellnerin die Bestellung über die Kopfhörer. „Kazedong!“ Für den Gast ist es ein ganz normales Gericht aus der Heimat, doch für uns klingen alle Gerichte nach einem ziemlichen Kauderwelsch. Egal, der Kunde ist schließlich König. Wir geben also unser Bestes, um die gewünschte Mahlzeit auf den Tisch zu bringen.
Hektisches Kartensuchen bei Kosmopolit
Füllt sich das Restaurant mit weiteren Gästen, fliegen euch bald die seltsamsten Speisenbestellungen um die Ohren. Da ist es auf jeden Fall ziemlich hilfreich, wenn zumindest eine Person noch halbwegs den Überblick behält. Diese Funktion kommt in Kosmopolit dem Oberkellner zu. Er wird mit Block und Stift ausgerüstet und notiert sich immer fleißig die Bestellungen, wie sie ihm durch die Kellnerin zu Gehör gebracht werden. Da der Oberkellner die Begriffe aber nicht direkt vor sich sieht, muss er sich voll und ganz auf die Kellnerin verlassen. Er schreibt die Speisen einfach so auf, wie er sie versteht.

Die bis zu sechs Köche können ebenfalls direkt aktiv werden. Jeder Koch ist für die Speisen einer Region verantwortlich und erhält jeweils sechs passende Sprachkarten. Zur Verfügung stehen Gerichte aus Afrika, Amerika, Asien, Europa, Ozeanien und nochmal weitere Spezialkreationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Als Koch scannt ihr nun die Speisen eurer Region ab und hofft dabei, auf ein Gericht zu stoßen, dass sich zumindest so in etwa nach dem Wunsch des Gastes anhört.
Im Kosmopolit-Restaurant arbeiten nur die Profis
Der Oberkellner darf die Bestellungen der Gäste beliebig oft wiederholen. So leicht ist es nämlich nicht, sich einen Haufen seltsam klingender Gerichte zu merken. Auch die Kellnerin darf sich die Gerichte von den Gästen wiederholen lassen. Sobald sie allerdings zum nächsten Gast schreitet, um eine weitere Bestellung entgegenzunehmen, wird ein erneutes Nachfragen mit Punktabzug bestraft. Hat ein Koch das gesuchte Gericht auf einer seiner Sprachenkarten entdeckt, kann er die Karte an den Oberkellner weiterreichen. Jetzt fehlt nur noch die Hauptzutat, die für die Zubereitung der Mahlzeit nötig ist.

Diese findet ihr in Form einer Abbildung auf den Zutatenkarten, die ebenfalls unter den Köchen aufgeteilt werden. Alle Karten laufen beim Oberkellner zusammen, der sie gemeinsam mit der passenden Tischkarte an die Kellnerin weiterreicht. Jetzt kann in der App überprüft werden, ob das Restaurant-Team seine Aufgabe ordentlich erfüllt hat. Klingt stressig? Ist es auch. Dabei wurde noch nicht einmal erwähnt, dass für das Abarbeiten der Bestellungen gerade einmal sechs Minuten Zeit zur Verfügung gestellt werden. Die tickende Uhr sitzt euch ständig im Nacken.
Bei Kosmopolit wächst man mit den Aufgaben
In den unteren Schwierigkeitsgraden gelingt das in der Regel noch relativ entspannt. Doch mit fortschreitender Spieldauer werden die Herausforderungen immer komplexer. Zunächst flitzt das Restaurant-Personal nur durch einen einzigen Speisesaal, später kommen weitere hinzu, so dass sich die Kellnerin durch mehrere Screens scrollen muss. Etwa später folgt zudem auch noch ein weiteres Päckchen mit neuen Karten. Mehr Tische, mehr Zutaten und natürlich noch mehr internationale Gerichte erleichtern euch die Aufgabe sicherlich auch nicht gerade.

Das Restaurant wächst und gedeiht, weitet die Speisekarte aus und findet immer mehr zufriedene Gäste. Euer guter Ruf hat sich herumgesprochen und ist inzwischen sogar in die Kritikerszene durchgedrungen. Möglicherweise erhaltet ihr daher bald den Besuch einer Mitarbeiterin des Michelin-Führers. Wäre doch schade, ausgerechnet diesen hochrangigen Gast falsch zu bewirten. Blöd nur, dass sich die Dame inkognito unter die Restaurantbesucher gemischt hat.
Mit diesen kleinen Gimmicks kann Kosmopolit den Spannungsbogen auch längerfristig aufrechterhalten, obwohl ein Durchlauf gerade einmal sechs Minuten dauert. Bei einer Einzelpartie bleibt es in der Regel jedenfalls nicht. Kosmopolit ist für vier bis acht Personen ab zehn Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von rund 20€ im Handel.
Fazit: Wir haben für Kosmopolit diese schmackhafte ingame-Testwertung auf der Speisekarte entdeckt

Was lange währt wird endlich gut? Im Falle von Kosmopolit trifft diese Aussage zumindest in weiten Teilen zu. Die App für iOS und Android ist zwar funktionabel, hat aber stellenweise noch mit Bugs und Abstürzen zu kämpfen. Hier dürfte der Entwickler ruhig nochmal etwas nacharbeiten. Ansonsten hat Kosmopolit aber das Potenzial zum Partykracher. Am Spieltisch entsteht eine ganz besondere Dynamik. Während der Oberkellner verzweifelt versucht den Betrieb auch nur halbwegs organisiert ablaufen zu lassen, brüten die Köche köpfequalmend über ihrer Kartenauslage und die arme Kellnerin? Ja, die lebt mit ihren Kopfhörern doch ohnehin in einer ganz eigenen Welt. „Biescha tschitschange inje! Biescha tschitschange inje!... noch 30 Sekunden… Biescha tschi…“. Bei solchen Szenen wundert sich doch niemand mehr, dass die Lage praktisch ständig eskaliert. Doch selbst die anspruchsvollen Szenen lassen sich mit etwas Übung meistern, denn bei Kosmopolit stellt sich irgendwann ein gewisser Übungseffekt ein. Das Spiel sorgt aber schnell dafür, dass ihr euch nicht sonderlich lange auf euren Lorbeeren ausruhen könnt. Mehr Tische, mehr Zutaten, mehr Gäste, mehr von allem… Langweilig wird es mit Kosmopolit so schnell jedenfalls nicht. Aber nun, Zack Zack an die Arbeit. Das Restaurant öffnet in drei… zwei… eins… AAAHH!
Pro | Con |
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+ innovative Spielidee | - App immer noch mit leichten technischen Problemen |
+ partytauglich | |
+ kooperativer Spielstil | |
+ Spielerlebnis wird ständig erweitert |