Massive Darkness 2 – Höllenschlund im Test: Dungeon Crawler mit einfachen Regeln

Von CMON gibt es mal wieder einen neuen Dungeon Crawler. Wir haben Massive Darkness 2: Höllenschlund genau auf Stärken und Schwächen geprüft.
Als langjähriger Fan von Pan-and-Paper-Rollenspielen wie Das Schwarze Auge oder Dungeons & Dragons gehören Dungeon Crawler seit jeher zu meinen favorisierten Brettspiel-Genres. Die Faszination fand in den relativ einfachen Abläufen von Hero Quest den Anfang und mündete mit den epischen Schlachten von Descent: Legenden der Finsternis in einem vorläufigen Höhepunkt. Es wird wieder Zeit für Nachschub. Die Veröffentlichung von Massive Darkness 2: Höllenschlund kommt da gerade zur rechten Zeit. Der Dungeon Crawler von CMON erschien bereits Ende letzten Jahres und erhält in Kürze mit gleich mehreren Erweiterungen einen kräftigen Nachschlag. Höchste Eisenbahn also, sich einmal ausführlich mit dem Grundspiel auseinanderzusetzen.
Massive Darkness 2: Höllenschlund mit beeindruckender Ausstattung
Auf dem Tisch liegt ein wirklich dicker Brocken, eine gigantische Spielschachtel, die ein stolzes Gewicht auf die Waage bringt. Von CMON ist man ja hinsichtlich der Ausstattung schon einiges gewohnt, sie fällt auch bei Massive Darkness 2: Höllenschlund ziemlich opulent aus. Insgesamt 68 Miniaturen liegen dem Spiel bei, darunter gleich sechs Heldenfiguren, die sich auch tatsächlich gleichzeitig durch die Dungeons prügeln dürfen. Das weitere Material - bestehend aus haufenweise Karten, Würfeln, Markern und Spielplanteilen – ist zwar weniger spektakulär, aber qualitativ ebenso hochwertig.

In Sachen Materialausstattung bietet Massive Darkness 2 also schon einmal großes Kino. Doch was hat das Spiel denn nun selbst zu bieten? Der erste Griff zum 52seitigen Begleitheft weckt zunächst Befürchtungen auf ein langwieriges Regelstudium. Unter dem Strich ist aber alles halb so wild. Der zweite Teil des Regelhefts wurde für die Beschreibung der Quests reserviert und dank der umfangreichen Bebilderung fällt die Lektüre kürzer aus als erwartet. Massive Darkness 2 zeichnet sich nicht durch besonders komplexe Mechaniken aus, sondern möchte den Abenteurern einen möglichst niederschwelligen Zutritt zum Dungeon gewähren.
Name des Spiels | Massive Darkness 2: Höllenschlund |
Spielerzahl | 1-6 Personen |
Altersempfehlung | ab 14 Jahren |
Spieldauer | 90 Minuten |
Autor | Alex Olteanu, Marco Portugal |
Verlag | CMON/Asmodee |
Preis | ca. 100€ |
Zugängliche Spielabläufe in Massive Darkness 2: Höllenschlund
Massive Darkness 2: Höllenschlund folgt einem ziemlich klaren Ablauf, an dem ihr euch gut entlanghangeln könnt. Die Basisoptionen, die allen Helden zur Verfügung stehen, sind gar nicht mal so umfangreich. Spieltiefe entsteht erst durch die Ausgestaltung der spezifischen Möglichkeiten der einzelnen Charaktere. Die Grundaktionen lassen sich an einer Hand abzählen. Drei Aktionen in beliebiger Kombination stehen euch in jeder Runde zur Verfügung. Bewegung, Regeneration, Tauschen und Ausrüsten von Gegenständen, sowie die Nutzung von Gegenständen und Tränken stellen das Grundgerüst eures Handelns dar.

Das Vertrimmen von Monstern gehört selbstverständlich ebenfalls dazu. Die Kämpfe in Massive Darkness 2: Höllenschlund laufen angenehm flott vonstatten. Die Angriffs-, Verteidigungs- und etwaige Sonderwürfel werden praktischerweise gleich direkt zusammengeworfen. Schwertsymbole stellen Schadenspunkte dar, die nur noch mit den gewürfelten Schilden der Gegner verrechnet werden müssen. Auf den Spezialwürfeln finden sich allerdings auch einige Sondersymbole wieder. Über diese generiert ihr zusätzliches Mana für eure Zaubersprüche oder löst diverse Spezialattacken aus. Das gesamte Kampfsystem ist sehr intuitiv, sodass selbst in der Kennenlernphase des Spiels kaum Fragen offenbleiben.
Looten wie in Diablo bei Massive Darkness 2: Höllenschlund
Im Verlauf der Partie werdet ihr auf eine Vielzahl von Gegnern treffen, die im Verlauf zudem noch ständig stärker werden. Auf welche Gegner ihr euch einstellen müsst, hängt von eurer eigenen Spielstufe ab. Durch das Plätten von Monstern sammeln eure Helden Erfahrungspunkte, die ihr natürlich direkt in ein Level-Up investiert. Die Möglichkeit zum Stufenaufstieg besteht nicht erst nach Beendigung eines Abenteuers, sondern kann in jedem Spielzug erfolgen. Mehr Lebensenergie und mehr Zauberkraft kann man immer gebrauchen. Außerdem schaltet ihr mit jeden Stufenaufstieg eine neue Fertigkeit frei. Einige von ihnen bauen aufeinander auf und müssen in der richtigen Reihenfolge freigespielt werden, auf andere erhaltet ihr freien Zugriff. Mit dem kleinen Baum aus Fertigkeiten habt ihr durchaus einige Optionen, euren Charakter nach den eigenen Vorstellungen zu formen.

Der ganze Prozess erinnert ein wenig an Blizzards Diablo, bei dem sich der Stufenaufstieg und der Ausbau der eigenen Fertigkeiten ähnlich dynamisch gestaltet. Wenn Diablo schon in einem Atemzug mit Massive Darkness 2 genannt wird, müssen wir natürlich auch über das Loot-System des Spiels sprechen. Auch hier lassen sich Anlehnungen an das Action-RPG feststellen. Loot dropt an so ziemlich allen Ecken und Enden. Die gefundenen Gegenstände dürft ihr entweder in eurem Inventar lagern oder auf eurem persönlichen Charakter-Tableau ausrüsten. Die Ausrüstungsplätze sind aber natürlich limitiert. Ihr müsst euch also schon überlegen, mit welchen Gegenständen euer Held durch den Dungeon läuft. Im Spiel tauchen sogar die ebenfalls aus Diablo bekannten Sets auf, also eine Reihe von aufeinander abgestimmten Items, die vor allem in Kombination miteinander besonders effektiv sind.
Licht und Schatten in Massive Darkness 2: Höllenschlund
Ein weiteres bedeutsames Element in Massive Darkness 2 ist das Wechselspiel von Licht und Schatten. Im Spiel tauchen einige Aktionen auf, die erst so richtig effektiv werden, wenn sie aus der Sicherheit des Schattens heraus durchgeführt werden. Befindet sich ein Charakter auf einem Schattenfeld wird dem Angriff ein spezieller Schattenwürfel hinzugefügt. Dieser kann unter Umständen die individuelle und mitunter verdammt mächtige Schattenfähigkeit des Helden auslösen. Eine geschickte Positionierung im Dungeon spielt bei Massive Darkness also ebenfalls eine Rolle.

Gleiches gilt auf jeden Fall für die Zusammenstellung der Heldengruppe. Die unterschiedliche Ausgestaltung der Spielfiguren ist eine der großen Stärken des Spiels. Jede Charakterklasse greift nicht nur auf individuelle Fertigkeiten zurück, sondern vermittelt ein unterschiedliches Spielgefühl. Der Magier etwa agiert mit einem vierteiligen Zauberamulett, auf dem es immer einen aktiven Zauber gibt. Einmal ausgelöst wandert der Zeiger ins nächste Segment und gewährt nun Zugriff auf einen anderen Zauber. Damit ihr nicht zu sehr in der Auswahl limitiert seid, lässt sich der Zeiger unter Einsatz von Mana-Punkten weiterdrehen.
Heldencharaktere erzeugen in Massive Darkness 2: Höllenschlund ein unterschiedliches Spielgefühl
Der Paladin kann hingegen auf göttliche Unterstützung hoffen. Ihm stehen drei Weihemarker zur Verfügung, die er auf dem Spielfeld platzieren kann, um die Mitstreiter auf unterschiedliche Art und Weise zu buffen. Die Berserkerin hingegen sammelt Rage-Punkte, wenn sie Schaden erleidet. Die angestaute Wut setzt sie mit Vorliebe gegen ihre Gegner ein. Mehr Angriffsstärke, höhere Mobilität oder mächtige Gegenschläge sind Vorteile, die von dieser Kämpferin im Rage-Modus erzeugt werden können.

Der Schurke wiederum wird mit einem eigenen Beutel als Spielmaterial ausgestattet. Aus diesem werden laufend Werkzeugplättchen entnommen, die ihm diverse Vorteile gewähren. Als Schurke könnt ihr eure Gegner beispielsweise vergiften oder euch selbst bei hellem Licht in den Schatten verstecken und so mächtige Spezialattacken auslösen. Wählt ihr den Schamanen, erhaltet ihr hingegen Unterstützung durch die Geister der Natur. Feuer- und Geistwesen agieren als Pets, die sich anstelle des Schamanen bewegen lassen und sogar Angriffe durchführen können. Der Waldläufer hat sich natürlich vor allem auf den Kampf aus der Distanz heraus spezialisiert. Ihr agiert mit vierzehn Pfeilkarten, die nacheinander aufgedeckt werden. Jede Pfeilkarte verfügt über eine gewisse Anzahl von Pfeil-Symbolen. Im Optimalfall schafft ihr es auf genau sieben Pfeile. Wer es übertreibt, hat den Bogen überspannt und muss mit den negativen Folgen klarkommen.
Massive Darkness 2: Höllenschlund ohne echte Kampagne
Hinsichtlich der Charaktergestaltung hat man bei CMON für reichlich Abwechslung gesorgt. Sieht man sich hingegen die Quests aus dem Grundregelheft an, wäre da schon noch ein wenig Luft nach oben gewesen. Eine richtige Kampagne wie etwa bei Descent sucht man bei Massive Darkness 2 vergebens. Bei den beiliegenden Szenarien handelt es sich um One-Shot-Abenteuer, bei denen ihr jedes Mal wieder auf dem ersten Level beginnt. Diesen Makel haben die Macher aber wohl ebenfalls erkannt. In Kürze werden gleich mehrere Erweiterungen zum Grundspiel im Handel verfügbar sein. Diese liefern nicht nur neue Gegner- und Heldentypen nach, sondern auch die fehlenden Kampagnen, die für ein noch intensiveres Spielgefühl sorgen sollen.

Massive Darkness 2: Höllenschlund ist für ein bis sechs Personen ab vierzehn Jahren geeignet. Für eine Partie solltet ihr mindestens anderthalb Stunden Spieldauer einplanen. Das Grundspiel steht ab sofort zum Preis von rund 100€ im Handel.
Fazit: Massive Darkness 2 – Höllenschlund versprüht den Esprit von Diablo und erhält von uns diese höllische ingame-Testwertung.

Massive Darkness 2: Höllenschlund zählt zu den Leichtgewichten im Genre der Dungeon Crawler. Bei CMON war man wohl darauf bedacht, die Einstiegshürde so gering wie möglich zu halten. Dies ist in weiten Teilen auch wunderbar geglückt. Zwar stehen immer noch rund dreißig Seiten Regelwerk zwischen euch und der ersten Partie, dafür lässt diese jedoch nach einmaliger Lektüre kaum noch Fragen offen. Einmal auf dem Tisch verbreitet Massive Darkness 2 ein Spielgefühl, das ein wenig an Blizzards Diablo erinnert. Im Vordergrund steht weniger die Geschichte des Spiels, sondern die ständige Jagd nach neuen Items und dem nächsten Level-up. Das Spiel wirft euch in Dauerschleife neue Monsterhorden vor die Füße, die ihr mit einem gut funktionierenden Kampfsystem der Reihe nach abfertigt. Durch das ständige Ausschütten von Belohnungen hält Massive Darkness 2 die Spannung durchweg auf einem hohen Niveau, schließlich könnte jeder Gegner einen mächtigen Gegenstand fallen lassen. Doch auch die Kämpfe selbst gestalten sich ziemlich abwechslungsreich. Das Basisspiel enthält eine ganze Reihe unterschiedlicher Monster und Bossgegner mit eigenen Taktiken und Vorgehensweisen. Gleiches gilt natürlich auch für die Heldencharaktere. Jeder von ihnen erzeugt ein anderes Spielgefühl, sodass es viel Spaß macht, mit den verschiedenen Figuren zu experimentieren. Einzig bei der Ausgestaltung der Quests hätte CMON ruhig noch etwas mehr Futter liefern können. Eine echte Kampagne, wie es sie in vielen anderen Dungeon Crawlern gibt, findet ihr im Grundspiel nicht vor. Diese wird glücklicherweise in Kürze durch die Auslieferung diverser Erweiterungen nachgereicht. Wer mit den One-Shot-Abenteuern der Grundbox seine Freude hatte, darf sich also trotzdem noch auf eine „echte Kampagne“ freuen.
Pro | Con |
---|---|
+ tolles Spielmaterial inkl. 68 Miniaturen | - Grundspiel ohne echte Kampagne |
+ vergleichsweise zugängliche Regeln | - mäßiges Inlay |
+ sechs grundverschiedene Heldencharaktere | |
+ motivierendes Loot- und Levelsystem | |
+ auch gut alleine spielbar | |
+ mehrere Erweiterungen bereits angekündigt |