Maui im Test: Das abstrakte Brettspiel mit Südsee-Flair

Maui entführt euch an die sonnigen Strände Hawaiis. Dort übt ihr euch in der urdeutschen Unsitte der Liegeplatzreservierung durch Badehandtücher.
Wenn die Tage langsam dunkler werden und sich die grauen Tage mehren, vielleicht wäre ein Ausflug auf eine sonnige Südsee-Insel dann jetzt genau das Richtige für euch? Die Atmosphäre von Sommer, Sonne und Strand möchte euch das neue Brettspiel Maui von Next Move vermitteln. Dabei thematisiert das Spiel eine urdeutsche Unsitte: die Badeplatz-Reservierung via Handtuch! Wer kennt es nicht? Schon morgens vor dem Frühstück tapern die ganzen Deutschen an den Pool, um sich die besten Liegeplätze für den Tag zu sichern. In Maui dürft ihr diesem Klischee ganz ohne schlechtes Gewissen frönen. Wer allerdings mit seinen Handtüchern völlig planlos den Strand zukleistert, wird in Maui wohl kaum zum Sonnenkönig ernannt werden. Vorausplanung und eine gute Übersicht sind in diesem abstrakten Legespiel der Schlüssel zum Sieg.
Maui vermittelt Urlaubsfeeling
In Maui gepuzzelt jeder Spieler seinen ganz privaten Strandabschnitt. Statt Puzzleteilen kommen dabei – ihr habt es sicher bereits erahnt – verschiedenfarbige Handtücher zum Einsatz. Mit diesen versucht ihr euch die besten Plätze am Strand zu sichern, müsst dabei allerdings ein paar Bedingungen erfüllen. Die attraktivsten Liegeplätze bringen euch natürlich die meisten Punkte ein, allerdings bergen diese auch einige Gefahren. Landet ihr in Wassernähe etwa mit eurem Badetuch im Wasser, sorgt das beim Urlaubsgast nicht gerade für gute Laune.

Beim Aufbau eures Handtuch-Sammelsuriums arbeitet ihr euch systematisch von der einen Seite des Strands zum anderen voran. Ein zufälliges Start-Handtuch liegt bereits vor Spielbeginn aus, die restlichen müsst ihr euch von einem offenen Markt-Tableau organisieren. Jedes Plättchen besteht immer aus gleich drei Handtüchern, die verschiedene Farben und Muster aufweisen. Beim Anlegen neuer Plättchen müsst ihr im Grunde nur eine einzige Regel beachten. Mindestens eines der drei neu angelegten Handtücher muss die gleiche Farbe aufweisen wie ein bereits ausgelegtes Handtuch. Diese identischen Badeunterlagen müssen sich auf dem Tableau nun direkt nebeneinander befinden.
Name des Spiels | Maui |
Spielerzahl | 2-4 Personen |
Spieldauer | 30 Minuten |
Altersempfehlung | ab 8 Jahren |
Autoren | Grégoire Largey, Frank Crittin, Sébastien Pauchon |
Verlag | Next Move/Plan B Games |
Preis | 30-35€ |
Handtuch-Parade bei Maui
So liegt blau neben blau, rosa neben rosa und gelb neben gelb. Alles muss beim deutschen Urlauber schließlich seine Ordnung haben. Eine hundertprozentige Übereinkunft werdet ihr im Spiel natürlich nicht erzielen können. Deshalb genügt es, wenn es zumindest bei einem Handtuch zu einem Match kommt. Im Spielverlauf arbeitet ihr die Spalten auf dem Tableau dabei in lückenloser Abfolge ab. In der Vertikalen gilt diese Regel allerdings nicht. Ihr dürft die einzelnen Handtuch-Plättchen problemlos versetzt aneinanderlegen, sofern es mindestens ein benachbartes Badetuch mit identischer Farbe gibt.

Auf diese Weise könnt ihr euch auf die Wasserfläche zu oder natürlich auch davon wegbewegen, ganz je nachdem wie ihr die Plättchen auf dem Tableau anordnet. Punktemäßig lohnt es durchaus, möglichst weit von der sicheren Strandmitte wegzukommen. Direkt am Wasser oder im Schatten der Bäume gibt es nämlich die meisten Punkte zu holen. Geht ihr dabei allerdings mit den Badetüchern über die vorgegebene Grenze hinaus, gibt es Punktabzug.
Vielschichtiges Wertungssystem in Maui
Das Wagnis kann sich aber natürlich schnell lohnen, denn passend angereihte Plättchen bringen euch schnell eine ordentliche Punktzahl ein. Jede der fünf Badetuchfarben wird in Maui zunächst separat gewertet. Matcht ihr ein gelbes Badetuch, rückt euer gelber Punktemarker nach vorne. Um wie viele Felder? Das hängt davon ab, wie weit ihr euch mit dem gelben Tuch von der Strandmitte entfernt habt. Läuft es mal richtig gut, stimmen beim Anlegen eines neuen Plättchens vielleicht sogar mal mehr als eine Farbe mit dem zuvor ausgelegten Strandtüchern überein. In diesem Fall dürft ihr natürlich auch gleich mehrere Punktemarker nach vorne rücken.

Das größte Problem stellt dabei die Verfügbarkeit von neuen Handtüchern dar. Diese kommen euch nicht einfach so zugeflogen, sondern müssen erst auf dem Marktplatz erstanden werden. Sechs Handtuch-Plättchen liegen dort in zwei Reihen aus. Aus den beiden vorderen Plätzen dürft ihr euch für lau bedienen. Plättchen auf den hinteren Feldern kosten hingegen ein oder gleich zwei Sanddollar. Diese sind ein besonders knappes Gut in Maui und sollen wirklich mit Bedacht eingesetzt werden.
Sanddollar ist die harte Währung in Maui
Dem Spiel liegen überhaupt nur ganze sechs Dollar bei, was den Wert der Münzen nochmals verdeutlichen sollte. Wollt ihr Sanddollar investieren, landen diese auf einem von insgesamt zwei Ablagefeldern. Jedes Feld ist dabei einer Reihe auf dem Marktplatz zugeordnet. Wenn ihr euch attraktive Handtuchplättchen sichern möchtet, landen dort also mit Sicherheit schon bald die ersten Dollarmünzen. Wer auf den Erwerb eines neuen Handtuchplättchens verzichtet, darf sich alternativ dort bedienen und sich alle Sanddollar einverleiben, die sich auf einem dieser beiden Ablagefelder befinden.

Handtuchplättchen legen oder Sanddollar nehmen, das sind dann auch schon alle Aktionsmöglichkeiten, die euch in Maui zur Verfügung stehen. Mit diesen beiden Optionen hangelt ihr euch mitsamt euren Handtüchern von links nach rechts über den hawaiianischen Strand, geht dabei manchmal auf die Meereswellen zu, manchmal aber auch wieder etwas weiter in den kühlen Schatten der Bäume. Unterwegs kreuzen dabei einige Sonnenschirme euren Weg. Sie winken mit ein paar attraktiven Boni, die vielleicht sogar den ein oder anderen Schlenker in den eigenen Planungen wert sein könnten.
Sonnenschirme am Strand von Maui
Landet ihr mit einem Handtuch direkt auf dem Feld eines Sonnenschirms, dürft ihr das Plättchen an euch nehmen und euch über ein kleines Goodie freuen. Was sich auf der Unterseite des Sonnenschirm-Plättchens befindet, stellt sich jedoch erst im Nachhinein heraus. Unter den Schirmen lassen sich beispielsweise verschiedene Perlen finden, die euch am Spielende mit zusätzlichen Siegpunkten belohnen. Ebenso sind dort so manche Extrazüge für die unterschiedlichen Wertungssteine versteckt. Gerade wenn ihr euch mit einem Stein schon im hinteren Bereich der Punktleiste befindet, kann sich das Vorrücken um ein einziges Feld schon richtig lohnen.

Auf den Punkteleisten lassen sich außerdem einige Bonus-Handtücher absahnen, die ein wenig anders aussehen als die gewohnten dreiteiligen Handtuch-Plättchen. Bei ihnen handelt es sich um einzelne Handtücher, die ihr im Spielverlauf verwenden könnt, um nachträglich die Farbe eines Plättchen-Segments in der eigenen Auslage umzuwandeln und so natürlich auch zur Wertung zu bringen.
Krabben-Überfälle auf Maui
Sobald ein Spieler sein zwölftes Handtuchplättchen in die eigene Auslage gelegt hat, wird das Spielende eingeleitet. Die laufende Runde wird natürlich noch zu Ende gespielt, bevor es an die Auswertung gehen kann. Gewertet werden zunächst einmal die fünf verschiedenen Punktemarker, die ihr im Spielverlauf für farblich passendes Anlegen von Handtüchern vorrücken konntet. Der Punkteanstieg auf den Leisten wurde progressiv gestaltet. Es lohnt sich also ganz besonders, das letzte Feld einer Wertungsleiste zu erreichen. Weitere Punkte gibt es dann nur noch für etwaige gesammelte Perlen sowie für verbleibende Sanddollar. Rund eine halbe Stunde kann es dauern, bis der Sieger der Partie gekürt werden kann.

Alternativ bietet das Regelwerk noch eine weitere Spielvariante an, bei der ein anderes Strandtableau zum Einsatz kommt. Die Sonnenschirme sind zu einem großen Teil einer kleinen Krabbeninvasion gewichen. Auf ihren Feldern liegt es sich eher weniger gemütlich, daher werdet ihr am Spielende auch mit Punktabzug bestraft, wenn Handtücher ausgerechnet an diesen Stellen abgelegt werden.
Maui ist für zwei bis vier Personen ab 8 Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von etwa 30-35€ im Handel.
Fazit: Mit Maui macht eine urdeutsche Urlaubsunsitte zum spielbaren Vergnügen. Dafür erhält das Spiel von uns diese sonnige ingame-Testwertung.

Beim Verlag Next Move denken viele Spielerinnen und Spieler sicherlich zu allererst an das Kultspiel Azul. Zurecht, schließlich handelt es sich dabei um die vielleicht erfolgreichste abstrakte Brettspiel-Reihe der jüngeren Vergangenheit. Doch gerade der neueste Serienspross spielt sich längst nicht mehr so locker flockig runter wie das Urgestein, das damals den Spiel-des-Jahres-Award einheimsen konnte. In diese Lücke könnte nun Mai schlüpfen, das aus dem gleichen Hause stammt. Die Next-Move-Herbstneuheit kommt mit wenigen Regeln aus und spielt sich herrlich unkompliziert. Dass dies nicht in einem belanglosen Anlegen von Plättchen enden muss, haben die Verlagsverantwortlichen schließlich bereits mehrfach bewiesen. Und so sorgt auch Maui für dicke Rauchwolken über dem Spieltisch, wenn ihr über den bestmöglichen Spielzügen brütet. Traut ihr euch die Handtücher ganz nah ans Meer zu legen? Das Risiko kann sich auszahlen, schließlich warten dort besonders attraktive Badeplätze auf die Urlauber. Auf der anderen Seite könnt ihr euch an diesen Stellen auch schnell nasse Füße holen und kassiert kräftig Minuspunkte. Eine gute Vorausplanung hilft auf jeden Fall, die Chancen auf eine ordentliche Punkteausbeute zu optimieren. Ganz verhindern könnt ihr bei aller guten Planung jedoch nicht, dass euch die lieben Mitspieler immer mal wieder kräftig in die Suppe spucken. Besonders geschickte Strategen schnappen euch die besten Plättchen möglicherweise sogar absichtlich vor der Nase weg, bloß um auf eurer Punkteleiste den finalen Schritt des Wertungsmarkers zu verhindern. Eine gewisse Ärger-Komponente schwingt in Maui schon mit. Über die Wahl des Spielmaterials lässt sich hingegen streiten. Während die Handtuch-Plättchen wirklich aus stabiler Pappe bestehen, wirken die verschiedenen Tableaus doch ein wenig arg dünn. Auf der Gegenseite kann der Verlag das Spiel dafür noch vergleichsweise günstig ausliefern. Angesichts der gerade explodierenden Preise im Brettspiel-Sektor müssen die knapp 35€ ja schon als günstig betrachtet werden.
Pro | Con |
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+ schönes Strandthema | - Tableaus wirken nicht sonderlich wertig |
+ einfache Regeln | - kaum funktionables Inlay |
+ bringt die Köpfe zum Qualmen | |
+ schnelles Spieltempo | |
+ enthält verschiedene Varianten |