Privacy Duo im Test: Partyspiel-Klassiker mit Zwei-Spieler-Modus

Bei Amigo gibt es zum Jahresauftakt wieder Neues von einem alten Bekannten. Privacy Duo erweitert die Partyspiel-Reihe um ein weiteres Kartenspiel.
In den letzten Jahren konnten sich Brettspielfans über einen mangelnden Nachschub an hochwertigen Partyspielen sicher nicht beschweren. Spaßgranaten wie Just One oder Codenames heimsten den prestigeträchtigen Spiel-des-Jahres-Award ein. Top Ten, So Kleever und einige weitere mehr landeten immerhin auf den Nominierungs- und Empfehlungslisten der Jury. Und dennoch, die bewährten Klassiker haben damit noch längst nicht ausgedient. Bei Amigo etwa erscheint in schöner Regelmäßigkeit ein neues Spiel aus dem Privacy-Kosmos. Das Original hat inzwischen auch fast schon wieder zwanzig Jahr auf dem Buckel. Die Serie wurde jüngst, zum Jahresbeginn 2023, mit einer kompakten Ausgabe für zwei Personen bedacht. Wir haben gecheckt, für wen sich die Kartenspiel-Neuheit lohnt und wer vielleicht doch besser direkt zum großen Brettspiel greifen sollte.
Privacy vs. Privacy Duo
Die Vorzüge des Brettspiels liegen auf der Hand. Gleich bis zu zehn Personen dürfen beim Original-Privacy gleichzeitig antreten, eine gute Grundlage für ein echtes Partyspiel. Im Mittelpunkt stehen dabei die neunzig Fragekarten, die mit jeweils vier mehr oder weniger pikanten Fragen daherkommen. Wobei der Begriff „Frage“ nicht ganz zutreffend ist. Auf jeder Karte befinden sich im Grunde lediglich vier Aussagen, denen ihr entweder zustimmen könnt oder eben nicht. Ja oder nein… hopp oder top, mehr Optionen stehen euch bei Privacy nicht zur Verfügung.

Klingt erstmal nicht sonderlich fordernd. Doch seid gewarnt, viele der insgesamt 360 Aussagen haben es ganz schön in sich. Ihr wolltet in eurem Freundeskreis doch sicher immer schon gerne einmal breittreten, ob ihr euch mehr Oralsex wünscht, schon einmal Drogen genommen habt oder ihr euren Penis oder Busen zu klein findet. Wie? Wolltet ihr nicht? Dann dürft ihr Privacy aber dennoch weiterhin eine Chance geben.
Name des Spiels | Privacy Duo |
Spielerzahl | 2-4 Personen |
Altersempfehlung | ab 16 Jahren |
Spieldauer | 20 Minuten |
Autor | Reinhard Staupe |
Verlag | Amigo |
Preis | ca. 10€ |
Privacy schützt Privatsphäre bei delikaten Fragen
Sofern ihr es nicht möchtet, bleibt bei Privacy stets geheim, wer von euch welche Antwort gegeben hat. Am Ende der Runde wird lediglich preisgegeben, wie viele Spieler mit ja oder nein geantwortet haben. Das Procedere läuft denkbar einfach ab. Nachdem die Frage verlesen wurde, wirft jeder Spieler einen Farbwürfel in einen blickdichten Beutel. Ein orangefarbener Würfel steht für ja, der schwarze für eine verneinende Antwort. Haben alle Spieler ihren Würfel in den Beutel geworfen, kann es schon direkt zur Auflösung gehen.

Eure Aufgabe liegt darin, eure Mitspieler möglichst gut einzuschätzen und die Anzahl der gegebenen Ja-Antworten zu schätzen. Dem Spiel liegen dazu ausreichend Einstellscheiben mitsamt Sichtschutz bei, um euren Tipp im Geheimen vorab festzuhalten. Für einen korrekten Tipp gibt es drei Punkte, für ein „Knapp vorbei“ und einer Abweichung von nur einer Antwort kassiert ihr immerhin noch einen Punkt. Auf dem Spielbrett zieht ihr die eigene Spielfigur um die entsprechende Anzahl von Feldern voran. Dann kann auch schon die nächste Fragekarte vorgelesen werden. Wer zuerst einmal das komplette Spielfeld mit der Figur umrundet, gewinnt die Partie.
Pikante Fragen sind die Würze in Privacy
Da Privacy mit einer Altersempfehlung ab sechzehn Jahren ausgeliefert wird, sind viele Fragekarten durchaus recht pikant, bisweilen gar ein wenig schlüpfrig. Ihr dürft Aussagen zur Behaarung im Intimbereich tätigen, euch zum Thema Selbstbefriedigung äußern oder kundgeben, ob ihr noch am Ex-Partner hängt. Allerdings zielen längst nicht alle Frage in diese Richtung. Manchmal wird es sogar ein wenig politisch, wenn beispielsweise nach der Homo-Ehe gefragt wird oder ihr euch zur eigenen Wahlbeteiligung äußern sollt.

Ihr seht schon, das Spiel bietet reichlich Stoff zur Diskussion und Spekulation. Doch genau macht eben auch den Reiz von Privacy aus. Da niemand zum Outing gezwungen wird, können aber dennoch alle Beteiligten befreit aufspielen und die Partie entspannt genießen. Mindestens vier Personen solltet ihr allerdings schon an den Tisch bekommen, ansonsten bleibt die Party aus. Oder ihr steigt alternativ auf das kompaktere Privacy Duo um. Das kleine Kartenspiel ist nicht nur deutlich preisgünstiger zu haben als das große Brettspiel, sondern lässt sich außerdem schon wunderbar zu zweit spielen.
Privacy Duo: Partyspaß zu zweit
Privacy Duo bewegt sich von der Grundidee her natürlich nicht sonderlich weit weg vom Original. Noch immer geht es darum, viele heikle Fragen zu beantworten, ohne dabei allerdings sein Innerstes nach außen kehren zu müssen. Wie der Name des Spiels bereits vermuten lässt, beginnt der Spaß diesmal bereits ab zwei Personen. Das Versprechen, die eigenen Antworten unter dem Deckmantel der Anonymität abgeben zu können, gilt im Kartenspiel natürlich weiterhin. Was sich angesichts der Spielerzahl fast schon wie die Quadratur des Kreises anhört, funktioniert in der Praxis aber tatsächlich überraschend gut.

Um die Privatsphäre zu gewährleisten kommen bei Privacy Duo in jeder Runde immer gleich zwei verschiedenfarbige Fragekarten zum Einsatz. Die Ja-/Nein-Fragen aus dem Original sind einer detaillierteren Variante gewichen, bei der ihr euch etwas ausführlicher zu einem Sachverhalt äußern dürft. Im Geheimen entscheidet ihr euch für eine von drei Antwortmöglichkeiten. Die gleiche Prozedur wird anschließend mit der zweiten Fragekarte wiederholt.
Flotter Rundenablauf in Privacy Duo
Auf den blauen Fragekarten sind die Antwortmöglichkeiten numerisch mit den Zahlen von eins bis drei aufgeführt, während die orangenen Karten die alphabetischen Optionen A, B und C anbieten. Passend zu euren beiden gewählten Antworten entsteht somit ein alphanumerischer Code, der sich auf den Antwortkarten wiederfindet. Auf jeder dieser Karten befinden sich allerdings gleich drei dieser Codes, um eure tatsächliche Antwort nicht in Gänze preiszugeben. Als befragte Person legt ihr die Antwortkarte mit dem passenden Code zunächst verdeckt vor euch ab, um eurem Mitspieler die Chance zu geben, die mutmaßlichen Antwortoptionen zu entschlüsseln. Der Ratespieler hantiert mit einem identischen Antwortkarten-Set und sollte möglichst dieselbe Karte herausfischen und vor sich ablegen. In diesem Fall gibt es dann auch schon den ersten Punkt, bevor die Rollen gewechselt werden.

Ob beide Parteien allerdings den exakt gleichen Code im Sinn hatten, wird selbstverständlich nicht aufgeklärt. Welche Antworten wirklich richtig waren, bleibt das Geheimnis des Befragten. Das ermöglicht allen Beteiligten, frei und unbefangen auf die gestellten Fragen korrekt zu antworten. Privacy Duo hat im Vergleich zur großen Schwester die Abläufe also ein wenig verändert, schlägt inhaltlich allerdings in die gleiche Kerbe. Die Altersempfehlung ab 16 Jahren ist auf jeden Fall gerechtfertigt, da sich schon recht viele Fragen rund um das Thema Sexualität drehen.
Privacy Duo spielt sich wunderbar zu zweit, bietet aber genug Material für vier Spieler. Theoretisch gibt es hinsichtlich der Spielerzahl aber keine Grenze, wenn ihr euch selbst ein paar weitere Sets mit Code-Antwortkarten zusammenbastelt oder euch ein weiteres Exemplar zulegt. Diese gibt es ab sofort zum Preis von knapp 10€ im Handel. Das große Privacy-Brettspiel in der Neuauflage von 2021 gibt es dort natürlich weiterhin. Hier müsst ihr preislich mit etwa 20€ rechnen.
Fazit: Privacy Duo überträgt das Spielerlebnis des großen Brettspiels in einen gut funktionierenden Zwei-Personen-Modus und erntet dafür diese ganz private ingame-Testwertung.

Brettspiele mit leicht anrüchigen Fragen und Partycharakter gibt es reichlich. Doch die wenigsten davon sind leider wirklich spaßig, da sie sich doch etwas zu sehr auf die sexualisierten Inhalte verlassen und eine ordentliche Spielmechanik dabei außer Acht lassen. Die Privacy-Reihe von Amigo hat es geschafft, beide Faktoren unter einen Hut zu bringen. Die Fragekarten wurden abwechslungsreich gestaltet und zielen auch nicht ausnahmslos auf schlüpfrige Themen ab, sondern bieten eher eine spannende Mischung aus vielen Bereichen. Ein weiteres Problem, das viele Spiele dieser Art haben, wurde bei Privacy geschickt umkurvt. Es macht zwar viel Spaß sich mit Themen dieses Schlags zu beschäftigen, doch dann klar Farbe zu bekennen, das fällt vielen dann eben doch etwas schwer. Hier haben Autor und Verlag einen guten Weg gefunden, damit umzugehen. Die Privatsphäre aller Beteiligten bleibt stets gewahrt. Der Spielablauf wurde so gestaltet, dass niemand bloßgestellt wird, es aber dennoch reichlich Stoff für angeregte Diskussionen am Spieltisch gibt. Mit diesem Ansatz dürfte die Privacy-Reihe in vielen Spielgruppen Anklang finden, dank der Duo-Version jetzt sogar im ganz kleinen Kreis.
Pro | Con |
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+ funktioniert toll zu zweit | - wählt für größere Spielrunden lieber das Original-Privacy |
+ gute Fragenmischung | |
+ sorgt für angeregte Diskussionen am Spieltisch | |
+ günstiger Preis | |
+ kompakter als das Original |