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Shamans im Test: Das Stichspiel mit Verräter-Mechanik

Erstellt:

Von: Sebastian Hamers

Shamans Corax Verpackung Schachtel
Shamans erscheint über Corax Games und kostet 20-25€. © Corax Games

Stichspiel trifft auf Verräter-Mechanik. Shamans vereint beide Ansätze zu einem ungewöhnlichen Kartenspiel, das eine besondere Atmosphäre kreiert.

AHA! Verdächtig! Mit diesen Worten ließe sich bei Shamans, dem Kartenspiel von Corax Games, fast jeder dritte Spielzug kommentieren. Einer spielt doch hier falsch, manchmal sogar gleich mehrere. Brettspiele mit Verräter-Mechanik gibt es ja inzwischen doch schon einige, bei Stichspielen taucht sie aber eher selten auf. Shamans ist in vielerlei Hinsicht speziell. Oder wann habt ihr zuletzt ein Stichspiel ohne Bedienzwang gespielt? Wie ihr seht, es gibt viele gute Gründe, das Spiel einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Shamans im Kampf gegen die Schatten

In Shamans treten die namensgebenden Schamanen gegen die sogenannten Schatten an. Sie agieren aus dem Verborgenen und lassen sich von den Schamanen zunächst nicht unterscheiden. Lediglich ihr Handeln kann über ihre eigentliche Identität Auskunft geben. Doch die Schatten sind schlau, sehr schlau! Sie lassen sich natürlich nicht ohne Weiteres in die Karten blicken und versuchen ihre dunklen Machenschaften zu verschleiern. Aus der Sicherheit der Dunkelheit heraus treiben sie die Schattenfigur entlang des Pfads hinunter. Gelangt die Figur tatsächlich auf das letzte Feld, haben die Schatten das Universum ins Chaos gestürzt und die Partie gewonnen.

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Rückt die Schattenfigur bei Shamans ans Ende der Leiste, dann gewinnen die Schatten die Runde sofort. © Corax Games

Die Schamanen stemmen sich mit allen Kräften dagegen. Halten sie lange genug durch, bis kein Spieler mehr Karten auf der Hand hat, konnte die Welt noch einmal vor dem Untergang bewahrt werden. Vielleicht gelingt es ihnen aber auch, die Schatten rechtzeitig zu eliminieren? In diesem Fall kann die Partie sogar schon vorzeitig gewonnen werden. Wer in welche Rolle schlüpft, wird nach dem Zufallsprinzip ermittelt und kann sich im Spielverlauf sogar noch ändern.

Name des SpielsShamans
Spielerzahl3-5 Personen
Altersempfehlungab 10 Jahren
Spieldauer40 Minuten
AutorCédrick Chaboussit, Maud Chalmel
VerlagCorax Games
Preis20-25€

Einfache Stichspiel-Mechanik in Shamans

In Shamans wird überwiegend mit Karten hantiert. Es gibt sie in sieben unterschiedlichen Farben, jeweils mit Zahlenwerten zwischen eins und acht. Zu Beginn der Runde werden die Karten unter den Spielern aufgeteilt, dann kann der Startspieler (im Spiel Häuptling genannt) mit dem ersten Durchgang starten. Er spielt eine beliebige Karte von der Hand aus und legt damit die Farbe fest, die von seinen schamanischen Kollegen bedient werden soll. Einen Bedienzwang gibt es, wie bereits erwähnt, in Shamans nicht. Ihr könnt jede Karte eurer Wahl raushauen, macht euch möglicherweise aber schnell verdächtig, auf der dunklen Seite zu stehen.

Shamans Rituale Marker Dolch Spielbrett Schloss
Artefakte stellen bei Shamans mächtige Waffen dar. © Corax Games

Wird die vom Häuptling vorgegebene Farbe nicht bedient, wandert die Schattenfigur ein Feld entlang des Pfades weiter. Die Schattenspieler sind ihrem Ziel wieder einen Schritt nähergekommen. AHA! Verdächtig! Aber was soll man auch machen, wenn man die gewählte Farbe nicht auf der Hand hat? Ihr ahnt sicher schon, worauf das Ganze hinausläuft. Am Spieltisch entsteht schnell eine intensive Stimmung des Misstrauens. Hatte der Schamane tatsächlich keine passende Karte auf der Hand? Oder war das Vorrücken der Schattenfigur wohl doch eher seine eigentliche Motivation? Diese Fragen werdet ihr euch bei Shamans ständig stellen.

Artefakte bei Shamans

Haben alle Spieler ein Karten zum (Miss-)Gelingen beigetragen, werden diese noch ihrer farbig passenden Welt zugeteilt. Rings um das kleine Spielbrett befinden sich die entsprechenden sieben Ablageplätze. Bevor die Karten abgelegt werden, muss allerdings noch schnell ermittelt werden, wer die höchste und wer die niedrigste Karte aus dem geforderten Farb-Canon beigetragen hat. Kleine Ziffern haben in Shamans einen hohen Stellenwert. Geht die niedrigste passende Karte auf euer Konto, dürft ihr euch eines der mächtigen Artefakte sichern. Artefakte können die Schattenfigur bewegen, bringen euch zusätzliche Siegpunkte ein und können sogar eure Identität enthüllen. Das muss gar nicht mal zwingend ein Nachteil sein. Seid ihr etwa in der Rolle eines „echten“ Schamanen und seid durch eine unglückliche Kartenverteilung auf die Abschussliste eurer Kollegen geraten, kann das Artefakt schnell zur eigenen Lebensversicherung werden.

Shamans Karten Welten Farben Spielbrett
Bei Shamans spielen die Schatten ein falsches Spiel und werfen mit Vorliebe unpassende Karten in den Stich. © Corax Games

Player-Elimination ist in Shamans durchaus möglich, zumindest für eine kurze Zeit. Wer sich als Artefakt einen der fünf Ritualdolche sichert, erhält die Möglichkeit, einen unliebsamen Mitspieler vorübergehend auszuschalten. Der Mord kann allerdings nicht unmittelbar vollzogen werden, sondern muss erst auf die Durchführung des passenden Rituals warten. Diese werden abgehalten, sobald sich auf einem der sieben Ablageplätze alle Karten der jeweiligen Farbe befinden. Je länger die Partie andauert, desto größer wird somit die Chance, ein Ritual durchzuführen. Früher oder später landen hier fast alle Karten. Unpassende Karten wandern direkt auf die dazugehörige Ablage, passende Karten entsprechend erst nach Abschluss der Runde.

Shamans mit mächtigen Ritualen

Habt ihr die farblich passende Karte mit dem höchsten Zahlenwert ausgelegt, wird euch nun die Ehre zuteil, alle weiteren gespielten Karten dieser Farbe zu nehmen und sie ihrem Ablagestapel zuzuordnen. Wurde das Set dort vervollständigt, wird das Ritual ausgelöst und ihr profitiert von seinem Effekt. Mit Ritualen können zusätzlich Artefakte gewonnen, die Schattenfigur bewegt und sogar direkte Siegpunkte erzielt werden. Auch der Ritualdolch kann bei Aktivierung eines bestimmten Rituals nun eingesetzt werden. Ihr wählt einen beliebigen Mitspieler und versetzt ihm den Todesstoß. Eine Pflicht von dieser mächtigen Waffe Gebrauch zu machen, gibt es aber natürlich nicht.

Shamans Schatten Schamanen Karten
Schatten oder Schamane? Bei Shamans agieren die Spieler im Verborgenen. © Corax Games

Egal ob als Schamane oder als Schatten, in beiden Rollen kann sich die Elimination lohnen, sofern man nicht gerade einen Kollegen um die Ecke gebracht hat. Schalten die Schamanen sämtliche Schatten aus, haben sie die Partie sofort gewonnen. Für die Schatten ist es nicht ganz so leicht. Stirbt ein Schamane, rückt die Schattenfigur für jede verbliebene Handkarte des Erdolchten um ein Feld voran. Ein effektiv eingesetzter Ritualdolch kann sich also auch für die Schattenspieler lohnen.

Rollenwechsel in Shamans

Eine Runde endet spätestens, sobald kein Spieler mehr über Handkarten verfügt. In diesem Fall ist den Schamanen gelungen, die Welt vor dem Untergang zu beschützen. Gleiches tritt natürlich ein, wenn kein Schatten überleben konnte. Die Schatten hingegen triumphieren, falls die Schattenfigur auf das letzte Feld in der Leiste vorgerückt ist. Abschließend müssen nur noch die Siegpunkte verteilt werden. Punkte können nur Spieler erhalten, die nicht eliminiert wurden. Haben die Schamanen gewonnen, erhalten diese zwei Punkte. Bei einem Sieg der Schatten, werden sogar drei Siegpunkte vergeben.

Shamans Artefakte Marker Maske Dolch Spielbrett
Die Artefakte in Shamans können schnell auf die Siegerstraße führen und sind ein echter Game-Changer. © Corax Games

Die gesamte Partie endet jedoch erst, sobald es dem ersten Spieler gelungen ist, mindestens acht Siegpunkte zu sammeln. Falls dieses Ziel von niemandem erreicht wurde, werden alle Karten erneut gemischt und verteilt, sowie die Rollen neu vergeben. Je nach Zahl der Mitspieler solltet ihr für eine Partie zwischen dreißig und sechzig Minuten einplanen. Shamans ist für drei bis fünf Personen ab zehn Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von 20-25€ im Handel.

Fazit: Shamans sorgt für eine intensive Stimmung des Misstrauens am Spieltisch und erhält von uns daher diese höchst verdächtige ingame-Testwertung.

Wertungsgrafik Shamans
Shamans kreiert eine Stimmung des Misstrauens und verbindet sie mit einem Stichspiel. Dem Spiel bringt das diese höchstverdächtige ingame-Testwertung ein. © ingame.de

Stichspiel mit Verräter-Mechanik? So verrückt diese Kombination auch klingen mag, in Shamans funktioniert sie richtig gut. Verdächtig macht man sich in diesem Spiel schnell. Einmal kein passendes Blatt zur Hand und schon wachen die lieben Mitspieler mit Argusaugen über jeden eurer nächsten Züge, selbst wenn ihr tatsächlich in der Rolle eines „echten“ Schamanen steckt. Weiß und Schwarz, Licht und Schatten… das sind in Shamans ohnehin keine starren Kategorien. Manchmal ist ein Friendly Fire durchaus ein probates Mittel, um einen befreundeten Schamanen am Erreichen der 8-Punkte-Grenze zu hindern. Ein kleiner Ritualmord auf der Zielgerade kann wahre Wunder bewirken. Obendrein gibt es häufig gute Gründe, einzelne Karten für einen bestimmten Zweck zurückzuhalten. Das Beisteuern einer unpassenden Karte kann sich so selbst für die Schamanen-Spieler manchmal rechnen. Eine besonders hohe oder niedrige Karte gibt man schließlich ungerne für einen schnöden Stich ohne weitere Effekte ab. Klar, ein wenig verdächtig macht euch so eine Aktion schon, aber das böse Karma lässt sich vielleicht hintenraus noch ein wenig aufbessern. Wer auf der Abschussliste der Akteure ganz weit oben steht, kann im Spielverlauf ohnehin gerne mehrfach schwanken. Schließlich kann schon im nächsten Zug ein anderer Schamane mit einer seltsamen Aktion die Aufmerksamkeit aller auf sich ziehen. AHA! Verdächtig! Und schon kann die ganze Situation direkt wieder ganz anders aussehen…

ProCon
+ einfache Regeln- Farben teilweise nicht gut differenzierbar
+ erschafft intensive Atmosphäre- Spielspaß geht erst ab 3 Personen los
+ stimmige Optik
+ frisches Spielgefühl
+ hoher Interaktionsgrad

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