Shards of Infinity im Test: Der PC-Deckbauer als echtes Kartenspiel

Die digitale Version von Shards of Infinity ist schon länger verfügbar. Jetzt gibt es das Spiel in deutscher Sprache auch im Kartenformat.
Deckbau-Spiele? Sollten doch spätestens seit dem Megaerfolg von Richard Garfields Magic: The Gathering allen ein Begriff sein. Das Genre hat sich seitdem allerdings gehörig weiterentwickelt. Das Zusammenstellen eines persönlichen Kartenstapels war bei Magic noch kein Bestandteil der Partie selbst. Im stillen Kämmerlein mussten alle Mitspieler ihr Deck vor dem eigentlichen Spiel taktisch austarieren. Bei vielen modernen Vertretern des Genres ist der Deckbau allerdings bereits Teil des Spielerlebnisses. In dieser Abteilung landet auch Shards of Infinity, das jüngst in einer deutschen Version im Handel erschienen ist. Klingelt da vielleicht etwas bei euch? Gut möglich, denn das Spiel ist bereits seit 2019 sowohl für Windows als auch für Android- und iOS-Geräte verfügbar.
Dystopische Welt von Shards of Infinity
Shards of Infinity siedelt sich in einer dystopischen Endzeitwelt an. Allzu sehr in die Tiefe geht die Hintergrundstory allerdings nicht. Die Rede ist von einer mächtigen Maschine, mit deren Hilfe ihre Schöpfer die Welt unterwarfen. Es kam wie es kommen musste, ein Aufstand zerschlug die Macht der Herrschenden und damit auch gleichzeitig die Maschine selbst. Ihre Splitter wurden über das ganze Land verstreut und sorgten für neue Machtverhältnisse. Während die restliche Zivilisation hinweggefegt wurde, sicherten sich vier neu entstandene Rassen die Überreste der Maschine. Mit der Macht der Splitter und einem frisch gekürten Champion treten sie nun um die Vorherrschaft in einer neuen Welt an.

Oscarverdächtig klingt die Story jetzt nicht gerade. Aber sollten die restlichen Zutaten stimmen, ließe sich über diesen kleinen Makel sicher hinwegblicken. Was hat Shards of Infinity also zu bieten? Zunächst einmal muss die Wahl zwischen einer von insgesamt vier Zivilisationen gefällt werden. Keine sonderlich schwere Entscheidung, denn die Unterschiede sind rein optischer Natur. Jeder Champion verfügt über die gleiche Fähigkeit und die gleiche Zahl an Lebenspunkten. Hinzu kommt außerdem ein Startdeck, das über – ihr erahnt es sicher schon – ein identisches Kartenmaterial verfügt.
Name des Spiels | Shards of Infinity |
Spielerzahl | 2-4 Personen (Erweiterung: 1-4 Personen) |
Altersempfehlung | ab 10 Jahren |
Spieldauer | 30 Minuten |
Autor | Gary Arant, Justin Gary |
Verlag | Iello/Hutter Trade |
Preis | ca. 20€ |
Shards of Infinity mit klassischem Deckbau
Die Unterschiede der Völker kristallisieren sich erst im Verlauf der Partie heraus, indem ihr euer Deck mit zusätzlichen Karten aufwertet. Sechs Karten liegen ständig in einer zentralen offenen Auslage aus, die nur darauf warten, dass ihr die nötigen Kosten aufwänden könnt. Die dazu notwendige Energie generiert ihr zunächst vor allem aus den Kristall-Karten, aus denen euer Startdeck zum großen Teil besteht. Eure vorrangigste Aufgabe wird es daher zunächst sein, die gewonnene Energie so effizient wie möglich einzusetzen.

Schrittweise erhöht ihr eure Macht, generiert immer mehr Energie und beschleunigt den Ausbau des Decks zusehends. Mit steigendem Einfluss dürft ihr jetzt langsam daran denken, euren Rivalen aufs Dach zu steigen. Fünfzig Lebenspunkte stehen auf dem Konto jedes Champions. Mit diversen Karten generiert ihr Machtpunkte, mit denen ihr eure Feinde attackiert und so eurem Ziel – der alleinigen Herrschaft – immer näher rückt. Angegriffen werden können dabei sowohl die Champions, die im Spiel gewissermaßen den Avatar des Spielers darstellen, als auch andere Kreaturen, die den Champions als Verbündete zur Seite stehen.
Shards of Infinity weckt die Angriffslust
Diese Kreaturen stellen eure mächtigste Waffe im Kampf gegen eure Mitspieler dar. Wenn sie von der Hand gespielt werden, generieren sie für euch die schon besagten Machtpunkte oder bringen euch zusätzliche Energie zum Kauf von weiteren Karten ein. Einige Verbündete sind sogar in der Lage, verlorene Lebenspunkte zu heilen oder Schaden zu verhindern. Diese und andere ähnliche Mechaniken dürften Magic-Spielern bekannt vorkommen, allerdings bringt Shards of Infinity mit dem Sammeln von Erfahrungspunkten noch einen ganz besonderen Aspekt in den Spielverlauf mit ein.

Euer Avatar kann jede Runde auf Kosten eines Energiepunkts einen Erfahrungspunkt erzeugen. Im Spiel gibt es natürlich noch weitere Quellen, um an Erfahrung zu gewinnen. Diese müsst ihr euch allerdings erst im Verlauf des Spiels über den Kauf der passenden Karten aneignen. Die Investition kann sich schnell lohnen. Einige Karten schütten umso mehr Boni aus, je größer eure Erfahrungsstufe ist. Dazu zählen auch einige Startkarten, die bereits bei Spielbeginn Teil eures Decks sind.
Level-Up in Shards of Infinity
Es handelt sich dabei um kleine Splitter der Maschine, die einst die Welt beherrscht hat. Erlernt ihr den Umgang mit dem Splitter-Reaktor, schüttet dieser große Energiemengen aus. Der Infinity-Splitter hingegen generiert Machtpunkte, mit denen ihr euren Feinden Schaden zufügen könnt. Erreicht der eigene Avatar die dreißigste Erfahrungsstufe, richtet der Splitter unendlich viele Schadenspunkte an, was euch automatisch zum Sieger der Partie kürt. Somit stellt das Sammeln von Erfahrungspunkten eine effektive Alternative zur direkten Eliminierung der Mitspieler dar. Selbst wenn man in Sachen Lebenspunkten weit abgeschlagen zurückliegt, lässt sich die Partie auf diese Weise noch herumreißen.

Der Spielverlauf selbst gestaltet sich in Shards of Infinity ziemlich dynamisch. Fünf Karten werden in jedem Zug nachgezogen, alle anderen Karten wandern erstmal auf den Ablagestapel. Lediglich etwaige ausgespielte Elite-Verbündete gelten als bleibende Karten, die auch nach Zugende vor euch liegenbleiben. Diese speziellen Karten sind solange aktiv, bis ihre Lebensenergie auf null gebracht wurde, was sie dann ebenfalls auf den Ablagestapel katapultiert.
Shards of Infinity mit einfachen Grundregeln
Die Abläufe in Shards of Infinity wurden ziemlich einfach gehalten. Kosten für das Ausspielen von Karten gibt es nicht. Lediglich für den Kauf dergleichen muss Energie investiert werden. So bleibt der Spielablauf schlank und es entsteht ein schöner Spielfluss, bei dem keine ellenlangen Wartezeiten entstehen. Karten ziehen und ausspielen, neue Karten erwerben, Schaden verteilen, Erfahrung sammeln. Das sind im Wesentlichen die Abläufe während eines Zuges. Die gesamte Partie verläuft in der Regel ziemlich flüssig und biegt bereits nach rund einer halben Stunden auf der Zielgeraden ein.

Bis zu vier Personen können sich am Spiel beteiligen. Zu zweit funktioniert Shards of Infinity allerdings am besten. Daran ändert auch die bereits verfügbare Erweiterung „Relics of the Future“ nichts. Das kleine Addon umfasst 32 Karten und bietet außerdem ein paar kleine Regelalternativen an. Mit der Erweiterung dürft ihr das Deckbau-Spiel im Solomodus, in der Teamvariante 2 gegen 2 oder als Drei-Spieler-Blutbad ausprobieren. Hinzu kommen weiterhin die namensgebenden Relikte. Jede Fraktion erhält gleich zwei dieser mächtigen Artefakte mit ganz besonderen Eigenschaften. Erst durch sie erhalten die Parteien eine gewisse Individualität. Um dem Spiel noch etwas mehr Würze zu geben, lohnt sich die kleine Erweiterung also auf jeden Fall.
Fazit: Shards of Infinity bietet Deckbau in Reinform und bastelt sich so diese ingame-Testwertung zusammen.

Shards of Infinity bietet Deckbau in Reinkultur und verzichtet weitgehend auf überflüssigen Schnickschnack. Wer auch nur halbwegs mit dem Konzept vertraut ist, kann mit der ersten Partie bereits nach wenigen Minuten loslegen. Die Basisregeln lassen sich auf gut einer DIN-A4-Seite zusammenfassen. Die tiefergehenden Feinheiten könnt ihr euch dann beim Spielen selbst erarbeiten. Zunehmend werdet ihr die Macht der Splitter besser meistern und die einzelnen Karten in eurem Deck perfekt aufeinander abstimmen. Ein wenig Glück gehört allerdings auch dazu. Es bleibt vollkommen dem Zufall überlassen, welche Karten in die zentrale Auslage gespült werden. Damit steht Shards of Infinity ein wenig im Gegensatz zu anderen Deckbauern wie Dominion oder Aeon’s End, die auf eine starre Kartenauslage setzen. Dem Gefühl einer knallharten Konfrontation ist dieser Umstand auf jeden Fall zuträglich, da ihr euch die besten Karten vor der Nase wegschnappen könnt. Ein besonderes Element kommt mit dem Sammeln von Erfahrungspunkten hinzu. Es kann durchaus eine gute Strategie sein, hier den Fokus zu setzen. Einige Karten im Spiel profitieren extrem stark von einer hohen Erfahrungsstufe und geben mächtige Effekte ab. Insbesondere zählt dazu natürlich der Infinity-Splitter, der eure Feinde bei ausreichend Erfahrung mit einem Schlag zermalmen kann. Shards of Infinity besticht durch ein wirklich simples Regelwerk und eine hohe Zugänglichkeit. Dennoch erreicht das Spiel eine enorme Spieltiefe, da euch die Abstimmung des eigenen Kartendecks doch erheblich taktisches Geschick abfordert. Gerade wenn ihr gerne und oft zu zweit am Spieltisch sitzt, ist Shards of Infinity eine echte Empfehlung.
Pro | Con |
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+ einfache Basisregeln | - Team- und Drei-Spieler-Varianten eher durchwachsen |
+ trotzdem taktisch anspruchsvoll | |
+ bietet mehrere Spielvarianten | |
+ spielt sich sehr flüssig | |
+ macht vor allem zu zweit sehr viel Spaß |