Starship Captains im Test: Das Brettspiel mit Star-Trek-Feeling

Schon vor der SPIEL 2022 erzeugte Starship Captains von Czech Games Edition jede Menge Bass. Wir haben uns die Herbstneuheit ganz genau angeguckt.
Es ist eine wahre Ehre, ihr wurdet zum kommandierenden Offizier eines echten Sternenkreuzers befördert. Als ihr das Raumschiff betretet, seid ihr noch guter Hoffnung. Doch nach einem ersten Rundgang an Bord kehrt rasch die Ernüchterung ein. Das TÜV-Siegel des Schiffs muss schon vor vielen Jahren abgelaufen sein. In allen Ecken des Sternenkreuzers ist zu sehen, dass es in den zahlreichen Schlachten doch so manchen Schaden genommen hat. Und auch die Crew besteht nicht gerade aus einer Schar erprobter Weltraum-Veteranen. Doch hält euch das tatsächlich davon ab, in den Weiten des Alls wichtige Missionen zu erfüllen und Jagd auf Piraten zu machen? Natürlich nicht, als Starship Captains seid ihr schließlich zu Höherem berufen.
Als Starship Captains ab in den Weltraum
Mit dieser kleinen Vorgeschichte geht Starship Captains, die Herbstneuheit von Czech Games Edition, an den Start. Das Spiel erschien pünktlich zur SPIEL 2022 und konnte bereits im Vorfeld der Messe ziemlich viel Bass erzeugen. Die Optik, das Material und natürlich auch das angesagte Weltraum-Thema, das die Atmosphäre von Star Trek versprüht, ließen das Interesse am Spiel nach oben schnellen. In Starship Captains dürft ihr euch tatsächlich wie ein Commander an Bord eines Star-Trek-Raumschiffs fühlen. Ihr seid für alle Abläufe an Bord verantwortlich und setzt die euch unterstellten Fähnriche ein, um das Bestmögliche aus eurem Schiff herauszuholen.

Jeder Spieler übernimmt dabei die Kontrolle über ein eigenes Schiff. Diese starten zwar alle in der Heimatstation, doch schon recht bald werden sich die Wege trennen und alle Schiffe tummeln sich in den Weiten des Alls. Dabei greift ihr im Wesentlichen auf vier Basisaktionen zurück, mit denen ihr euch durch den Spielverlauf hangelt: Steuerung, Waffen, Forschung und Wartung. Klingt erstmal nach gar nicht viel. Der Schein trügt jedoch. Je länger die Partie andauert, desto mehr Optionen stehen euch zur Verfügung.
Name des Spiels | Starship Captains |
Spielerzahl | 1-4 Personen |
Altersempfehlung | ab 12 Jahren |
Spieldauer | 25 Min pro Spieler |
Autor | Peter B. Hoffgaard |
Verlag | Czech Games Edition/HeidelBÄR Games |
Preis | ca. 55€ |
Raumschiffoptimierung bei Starship Captains
Ohne eure Besatzungsmitglieder läuft an Bord eures Schiffs aber natürlich nichts. Um eine Aktion durchzuführen, müsst ihr eine einsatzbereite Spielfigur der passenden Farbe einem der Räume zuordnen. Bei Spielbeginn sind die Möglichkeiten noch überschaubar. Über die Forschungsaktion und dem Einsatz einer blauen Spielfigur dürft ihr das eigene Schiff erweitern und es mit neuen Technologien bestücken. Manche Technologien eröffnen einen neuen Raum, dem ab sofort ebenfalls Crew-Mitglieder zugeteilt werden können, um einen Effekt zu aktivieren. Andere technologische Fortschritte geben euch hingegen einen permanenten Vorteil oder bringen euch am Spielende Siegpunkte ein.

Einer eurer wesentlichen Aufgaben in Starship Captains wird daher daraus bestehen, euer Raumschiff so zu gestalten, dass die einzelnen Komponenten möglichst gut aufeinander abgestimmt sind. Neben dem Forschungsfeld gehört weiterhin ein Steuerungsraum zur Basisausstattung eines jeden Sternenkreuzers. Um mit eurem Raumschiff vom Fleck zu kommen wird eine rote Fähnrich-Figur benötigt, der die Steuerzentrale besetzt. Genügend personelle Kapazitäten vorausgesetzt, navigiert das Schiff nun von einem Planeten zum anderen. Die Reise durch das Weltall birgt allerdings Gefahren. Überall lauern Piraten nur darauf, dass ein Raumschiff ihren Weg kreuzt.
Der Kampf gegen die Piraten in Starship Captains
Befindet sich ein Piratenschiff zwischen euch und dem Zielort, ballert es mit allen Rohren und gibt euch einen Schadenspunkt mit auf den Weg. Der Schaden blockiert ab sofort einen wertvollen Lagerplatz an Bord, den ihr eigentlich dringend für andere Dinge benötigt. Wer mit der Reparatur seines Raumschiffs zu lange wartet, sollte sich über einen Mangel an Lagerfläche also besser nicht beschweren. Die Wartung des Sternenkreuzers wird daher zu euren ständigen Aufgaben gehören. Zum Glück scheinen die Reparaturaufgaben nicht allzu komplex zu sein, sodass ihr jede beliebige Spielfigur in den Wartungsraum entsenden könnt.

Dennoch bleibt das ständige Reparieren natürlich eine ziemlich lästige Aufgabe, die zudem noch viele Ressourcen frisst. Vielleicht ist es da sogar attraktiver, den Piraten etwas offensiver zu begegnen. Hier kommen die gelben Fähnrich-Figuren ins Spiel. Schickt ihr eine solche in den Waffenraum, dürft ihr einen Piraten in Reichweite vom Spielbrett pusten. Der Pirat wandert in Form eines Markers in euren Laderaum und schüttet eine besondere Belohnung aus. Befindet sich der Pirat am Spielende immer noch bei euch an Bord, ist dieser außerdem noch Siegpunkte wert.
Starship Captains erfüllen Weltraum-Missionen
Die weiten Wege unternehmt ihr allerdings nicht nur, um ein wenig Weltraum-Polizei zu spielen. Nein, ihr seid zu Höherem berufen. Auf den verschiedenen Planeten tauchen regelmäßig Missionskarten auf, die ihr euch reservieren könnt, wenn ihr zuerst auf dem jeweiligen Planeten landet. Das Erfüllen von Missionen ist eine gute Möglichkeit, um in Starhship Captains an Siegpunkte zu gelangen. Genau wie bei der Nutzung der Aktionsräume, so müssen auch zur Missionserfüllung Fähnrich-Figuren einer bestimmten Farbe entsendet werden. Einen Zwang, die passenden Truppen zu delegieren gibt es zwar nicht, aber die ausgelobte Extrabelohnung gibt es eben nur, wenn die richtigen Experten losgeschickt werden.

Auf dem Spielfeld liegen immer nur eine begrenzte Anzahl von Missionskarten offen aus. Erst wenn eine Mission erfolgreich absolviert wurde, taucht die nächste Aufgabe auf einem anderen Planeten auf. Die Reihenfolge, in der die Missionskarten aufgedeckt werden, steht jedoch bereits zu Spielbeginn fest. Mit guter Vorausplanung und etwas logistischem Geschick könnt ihr so eure Reiseroute ganz gut timen. Mit den gesammelten Belohnungen macht ihr euch das Leben an Bord schnell deutlich angenehmer und vor allem effizienter. Eure Heldentaten bleiben zudem nicht unentdeckt und bringen euch schon bald die ersten Medaillenabzeichen ein, die sich in die eigene Crew reinvestieren lassen.
Die Crew gewinnt bei Starship Captains an Erfahrung
Die Medaillen spiegeln die gesammelte Erfahrung der Bordbesatzung wider. Gebt ihr eine Medaille aus, kann ein unerfahrener Kadett eine Spezialisierung erhalten. Aus einer grauen Spielfigur, die bislang lediglich zur Raumschiffwartung eingesetzt werden konnte, wird nun ein Fähnrich in einer Farbe eurer Wahl. Doch auch die Fähnriche können mit Hilfe der Medaillen weiter aufgewertet werden. Investiert ihr gleich drei Medaillenabzeichen, kann ein Fähnrich zum Commander befördert werden.

Commander arbeiten besonders effektiv und können etwa den Effekt eines Raumes gleich doppelt nutzen, pressen bei der Erfüllung von Missionen noch mehr Bonuseffekte heraus oder versetzen einen bereits eingesetzten Kameraden wieder in den aktiven Zustand. Da die personellen Kapazitäten die wichtigste Ressource im Spiel darstellen, sind die Commander somit die mächtigsten Figuren in Starship Captains. Jede Figur lässt sich pro Runde nur einmal aktivieren und wandert anschließend erstmal in den Pausenraum. Erst zu Beginn der neuen Spielrunden gelangen sie wieder ins Bereitschaftszimmer und können erneut eingesetzt werden.
Politische Ränkespiele in Starship Captains
Die Aufgaben an Bord des Sternenkreuzers sind vielfältig und eigentlich habt ihr alle Hände voll zu tun, um den Betrieb am Laufen zu halten. Dennoch warten in den Weiten des Weltalls noch ein paar andere wichtige Aufgaben auf euch. Dort treiben nämlich noch drei weitere Fraktionen ihr Unwesen. Stellt ihr euch mit ihnen gut, winken euch abermals ein paar wertvolle Boni. Euer Ansehen bei diesen drei neutralen Parteien wird jeweils über ein eigenes Rondell festgehalten. Durch bestimmte Aktionen könnt ihr euren Fortschritt dort vorantreiben. Sobald es einem von euch gelungen ist, das Rondell einmal komplett zu umrunden, wird außerdem eine Spezialaktion ausgelöst, die gleich alle Starship Captains betrifft. Die politischen Ränkespiele im Weltraum sollten also nicht ganz vernachlässigt werden.

Starship Captains wird über insgesamt vier Spielrunden gespielt. Wie lange eine Partie dauert, hängt dabei von der Zahl der Mitspieler ab. Pro Spieler solltet ihr etwa 25 Minuten einplanen. Starship Captains ist für ein bis vier Personen ab zwölf Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von rund 55€ im Handel.
Fazit: Starship Captains bietet nicht nur unendliche Weiten, sondern auch (fast) unendliche Möglichkeiten. Damit verdient sich das Spiel diese futuristische ingame-Testwertung.

Auf den ersten Blick wirkt Starship Captains ja schon ein wenig erschlagend. Auf und abseits des Spielfelds tummeln sich haufenweise Spielfiguren, ständig ploppen neue Missionskarten auf, zudem müsst ihr euch laufend um die Wartung des Schiffs kümmern, das praktisch ständig kurz vor der endgültigen Verschrottung steht. Trotz der vielen Möglichkeiten, die Starship Captains bietet, fällt der Einstieg ins Spiel ziemlich leicht. Im Prinzip greift ihr immer auf die gleichen vier Aktionen zurück. Erst im Spielverlauf weiten sich die Möglichkeiten Schritt für Schritt aus. Doch bis dahin haben auch Neueinsteiger das Spielkonzept verinnerlicht und begreifen die taktische Optionsvielfalt, die dieses Spiel zu bieten hat. Die feine mechanische Verzahnung steht dabei klar im Vordergrund. Erzählerisch weiß Starship Captains hingegen nur bedingt zu überzeugen. Die einzelnen Missionen lassen zwar grob erkennen, um welches Anliegen es geht, in die Tiefe geht das Spiel dabei allerdings nicht. Dafür stechen die wirklich tollen Illustrationen heraus, die dafür sorgen, dass trotz der fehlenden Story eine schöne SciFi-Atmosphäre entsteht. Starship Captains ist der Spagat zwischen Zugänglichkeit und einer große Optionsvielfalt mit Bravour gelungen. Eine Partie nimmt schon nach wenigen Spielzügen eine ungeheure Dynamik auf, der man sich kaum entziehen kann. Wenn ihr jetzt noch eine gewisse Affinität zu Science-Fiction-Themen habt, kommt ihr an der Herbstneuheit von Czech Games Edition kaum vorbei.
Pro | Con |
---|---|
+ schnell erklärt | - Hintergrundstory schlägt nur bedingt durch |
+ tolles Spielmaterial | |
+ bietet viele taktische Möglichkeiten | |
+ geringe Wartezeiten auf den eigenen Spielzug | |
+ motivierender Spielfortschritt |