Stranger Things – Attack of the Mind Flayer im Test: Das offizielle Kartenspiel zur Netflix-Serie

Repos Production nutzt die Gunst der Stunde und bringt Stranger Things: Attack of the Mindflayer zum Start der 4. Staffel in den Handel.
Ja, es stimmt! Als Lizenznehmer hat sich die Spieleindustrie nicht immer mit Ruhm bekleckert. Halbgare Umsetzungen von etlichen Disney- oder Superheldenfilmen und echte Vollgurken wie E.T. auf dem Atari 2600 prägten das Bild der Filmversoftungen in den Pionierjahren der Videospiele. Und auch die Brettspiel-Verlage habe es nicht viel besser gemacht. Glücklicherweise haben sich die Zeiten geändert. Batman: Arkham Asylum, Star Wars: Knights of the Old Republic und Alien: Isolation sind nur einige Beispiele für einen gelungenen Transfer vom Film zum Videospiel. Bei den Brettspielen zeigt sich ein ganz ähnliches Bild. Warum also nicht dem Stranger-Things-Brettspiel eine Chance geben, das passend zum Start der vierten Staffel auf Netflix in den Handel kommt? Lizenzmüll oder liebevolle Umsetzung? Wie haben es für euch ausprobiert.
Stranger Things: Attack of the Mind Flayer erscheint pünktlich zum Auftakt der 4. Staffel
Das lange Warten hat bald ein Ende. Rund drei Jahre hat die erfolgreiche Netflix-Serie geruht, doch am 27. Mai geht es endlich in die vierte Staffel. Repos Production nutzt die Gunst der Stunde und schiebt passend dazu ein Brettspiel in den Handel. Stranger Things: Attack of the Mind Flayer soll den Geist der Serie aufgreifen und in ein analoges Spiel verfrachten. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen natürlich die bekannten Protagonisten des TV-Originals. Jeder von euch schlüpft in die Rolle eines dieser Helden.

Euch gegenüber steht der mysteriöse Mind Flayer, der Kontrolle über Menschen und Tiere erlangen kann. Aus dem Verborgenen steuert er ihre Handlung, lenkt ihre Gedanken und ihren Geist. Als Team versucht ihr dem Mind Flayer Einhalt zu gebieten. Doch leider sind einige Helden bereits indoktriniert und versuchen das Vorhaben der Gruppe inkognito zu boykottieren. Wer ist auf eurer Seite? Wer spielt ein falsches Spiel? Genau dies gilt es im Spielverlauf herauszufinden.
- für 4-10 Personen ab 10 Jahren
- Spieldauer: ca. 20 Minuten
- Autor: Joey Vigour
- Verlag: Repos Production/Asmodee
- Preis: ca. 20€
Wer spielt falsch bei Stranger Things: Attack of the Mind Flayer?
Bereits vor Spielbeginn werden die Rollen unter euch aufgeteilt. Im Geheimen zieht ihr eine Karte, die euch eine Funktion in der Partie zuweist. Entweder seid ihr auf der Seite der Gruppe oder ihr stellt euch ganz in den Dienst des Mind Flayers. Die Helden gewinnen, falls mindestens ein Spieler die Partie gesund überstanden hat. Ansonsten gewinnen die Charaktere, die unter der Fuchtel des Bösen stehen. Eure Rolle kann sich im Spielverlauf allerdings noch nachträglich verändern, denn der Mind Flayer versucht immer mehr Spieler auf seine Seite zu ziehen.

Besonders viel Material benötigt das Spiel nicht. Siebzig Spielkarten und zehn Charakterplättchen müssen ausreichen, um eine düstere Stranger-Things-Atmosphäre zu erzeugen. Ihr startet die Partie mit zunächst mit vier Handkarten. Je länger das Spiel dauert, desto mehr Karten werden auf eure Hand wandern. Seid ihr am Zug, zieht ihr eine Karte vom Nachziehstapel und legt diese offen aus. Die gezogene Karte ist allerdings nicht für euch selbst bestimmt. Ihr weist sie einem beliebigen Mitspieler zu.
In Stranger Things Attack of the Mind Flayer herrscht eine Stimmung des Misstrauens
Mit besonders viel Argwohn werden die Mind-Flayer-Karten beäugt. Sobald ein Charakter drei dieser Karten auf der Hand gesammelt hat, wechselt dieser auf die Seite des Bösen und wird nun seinerseits versuchen weitere Spieler zu indoktrinieren. Der Rollenwechsel wird natürlich nicht groß in der Gruppe verkündet, sondern geschieht still und heimlich im Verborgenen. Erst am Ende des Spiels wird sich herausstellen, wer unter dem Einfluss des Mind Flayers steht. Für etwas Entlastung sorgen hingegen die Erinnerungskarten. Sie egalisieren je eine Mind-Flayer-Karte, können die feindliche Übernahme allerdings nicht rückgängig machen. Einmal Mind Flayer, immer Mind Flayer!

Ebenfalls ungerne genommen wird eine Sturz-Karte. Drei Stürze auf der Hand sorgen umgehend dafür, dass ein Spieler aus dem Spiel ausscheidet. Ihr legt sämtliche Karten nieder, um anzuzeigen, dass ihr nicht länger an der Partie teilnehmt. Gewinnen könnt ihr das Spiel aber dennoch weiterhin. Es muss sich nur ein einziger Spieler gesund über die Ziellinie retten. Genau wie bei den Mind-Flayer-Karten gibt es auch bei den Stürzen eine Karte, die ein wenig zur Entspannung der Situation beiträgt. Mit einer Helfende-Hand-Karte lässt sich ein Sturz neutralisieren.
Kartenrotation bei Stranger Things: Attack of the Mind Flayer
Viel mehr Ereignisse müsst ihr euch auch schon nicht merken. Außer den Waffel-Karten, die ohne spielrelevante Funktionen daherkommen, gibt es keine weiteren Kartenvarianten mehr. Ergänzt wird das Deck lediglich noch durch drei Treffpunkt-Karten, die in gleichmäßigen Abständen im Spielverlauf eingestreut werden. Sobald ein Treffpunkt aufgedeckt wurde, hat eure Gruppe nun die Chance, sich in Ruhe über den Verlauf des Abenteuers auszutauschen.

Jeder Spieler gibt nun verdeckt jeweils eine Karte an seine direkten Sitznachbarn weiter. Bevor ihr die erhaltenen Karten auf die Hand nehmt, mischt ihr sie nochmal gut durch. So könnt ihr keine Rückschlüsse ziehen, wer von euren Nachbarn euch welche Karte zugewiesen hat. Bei der Weitergabe von Karten gibt es nur eine einzige Regel. Nur besessene Spieler dürfen in dieser Phase des Spieles Mind-Flayer-Karten weitergeben. Landet ein Mind Flayer am Treffpunkt auf eurer Hand, könnt ihr euch sicher sein, dass ein Mind Flayer neben euch sitzt. Nur wer? Das ist die große Frage.
Stranger Things: Attack of the Mind Flayer mit bekannten Schauplätzen aus der Netflix-Serie
Insgesamt liegen dem Spiel zwölf Treffpunkt-Karten bei. Jede zeigt nicht nur einen der bekannten Schauplätze aus der Serie, sondern verfügt auch über einen Spezialeffekt. Im AV Club tauschen Spieler ihre Plätze am Tisch, in der Palace Arcade enttarnt ihr möglicherweise einen besessenen Charakter und in Scoops Ahoy dürft ihr euch alle Handkarten eines Mitspielers ansehen. Diese Sonderaktionen können das Geschehen manchmal ordentlich durcheinanderwirbeln und sorgen für den gewissen Chaos-Faktor.

Die Partie ist zu Ende, wenn nur noch ein oder zwei Spieler aktiv im Spiel sind oder das dritte Treffen abgehalten wurde. Rund zwanzig Minuten müsst ihr für einen Durchlauf einplanen. Stranger Things: Attack of the Mind Flayer ist für vier bis zehn Spieler ab zehn Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von etwa 20€ im Handel.
Fazit: Stranger Things – Attack of the Mind Flayer fängt den Geist der Netflix-Serie gut ein und verdient sich so diese ingame-Testwertung

Repos Production nutzt die Gunst der Stunde und veröffentlicht pünktlich zum Start der vierten Staffel das Brettspiel zu Stranger Things. Die düstere Atmosphäre des Netflix-Originals fängt das Spiel gut ein. Am Spieltisch wabert das Gefühl des Mistrauens umher und ist für alle Spieler greifbar. Kommunikation ist dabei ein Schlüsselelement. Wenn ihr die Karten nur stumpf runterspielt, wird Attack of the Mind Flayer schnell zum Rohrkrepierer. Das Spiel lebt von engagiert gehaltenen Anschuldigungen untereinander, von schwungvoll vorgetragenen Unschuldsbeteuerungen und davon, dass gelogen wird bis sich die Balken biegen. Euer Ding? Dann entwickelt Stranger Things schnell eine besondere Dynamik. Wenn am Treffpunkt die ersten Mind-Flayer-Karten rotieren, werden zunächst vorsichtige Anschuldigungen in den Raum gestellt. Im späteren Verlauf ist oft praktisch jeder verdächtig. Kein Wunder, denn je länger die Partie andauert, desto größer läuft die Gruppe Gefahr, vollständig von der Macht des Mind Flayers ergriffen worden zu sein. Ein paar Kritikpunkte muss sich das Stranger-Things-Spiel allerdings auch gefallen lassen. Zwar bringt das Partyspiel zahlreiche bekannte Charaktere der TV-Serie mit, jedoch hat die Wahl der Figur keinerlei Relevanz für den Spielverlauf. Dadurch wirkt das Thema schon etwas austauschbar. Lediglich die Treffpunkte greifen die Inhalte des Originals gekonnt auf und sorgen für einen gewissen Wiedererkennungscharakter. Wer damit leben kann, darf sich auf ein leicht erlernbares und kommunikatives Partyspiel freuen, das mit einer düsteren Stimmung glänzen kann.
Pro | Con |
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+ funktioniert gut in größeren Gruppen | - profillose Charaktere |
+ mit offizieller Stranger-Things-Lizenz | - eher mittelmäßige Kartenqualität |
+ düstere Stimmung | |
+ kommunikationsfördernd | |
+ leicht erlernbar |