Test: Stone Age - Jubiläumsedition

Zur SPIEL in Essen erscheinen jedes Jahr mehr als 1000 neue Spiele. Kein Wunder, dass viele Neuheiten schon bald wieder aus den Regalen der Händler verschwinden und in Vergessenheit geraten. Andere Spiele findet ihr auch viele Jahre nach der Erstveröffentlichung problemlos beim lokalen Brettspiel-Dealer. Stone Age vom Hans-im-Glück-Verlag etwa gehört zu diesen Dauerbrennern. Mittlerweile sind bereits zehn Jahre seit dem Release des Spiels vergangen. Anlässlich dieses Jubiläums gab es auf der SPIEL 2018 eine Sonderausgabe.
In der Videospielbranche sind zehn Jahre eine halbe Ewigkeit. Doch selbst bei den Brettspielern ist diese Zeitspanne beachtlich. Die Gefahr in der Flut von neuen Spielen unterzugehen, ist immens. Stone Age hat sich über die Jahre gut gehalten und ist auch heute noch ein tolles Brettspiel, das sich nicht nur unter nostalgischen Gesichtspunkten gut spielen lässt.
Fleißige Steinzeitmenschen
Während Videospieler ihre Genres in Kategorien wie Action, Rollenspiel oder Simulation unterscheiden, legen Brettspieler ihr Augenmerk meist auf die Mechanik, die im Hintergrund des Spiels arbeitet. Bei einem Worker-Placement-Titel setzt ihr im Kern eure Spielfiguren auf dem Spielfeld ein, auf dem ihr dann eine Aktion ausführt. Häufig ist der Platz auf den Aktionsfeldern limitiert, sodass andere Spieler diese Aktion dann irgendwann nicht mehr ausführen können.
Diese Worker-Placement-Mechanik liegt auch bei Stone Age zugrunde. Ihr beginnt das Spiel mit einem kleinen Stamm aus fünf Arbeitern. Diese sendet ihr aus, um den Stamm mit lebenswichtigen Materialien zu versorgen. Doch auch in euren kleinen Steinzeitmenschen-Dorf gibt es allerhand zu erledigen. Ihr müsst die Arbeiter geschickt verteilen, um das Wohl des Stammes zu sichern.
Jäger und Sammler
Für den Fortbestand der Sippe ist in erster Linie natürlich Nahrung gefragt. Ihr müsst eure Krieger also zur Jagd schicken, damit sie den Stamm am Leben erhalten. Da die Nahrungsbeschaffung ein elementarer Bestandteil des Spiels ist, dürfen auf dem Jagd-Aktionsfeld auch beliebig viele Arbeiter eingesetzt werden. Hier darf jeder Spieler seine Steinzeitmenschen in beliebiger Zahl platzieren. Pro eingesetzten Arbeiter dürft ihr einen Würfel werfen. Die Summe der gewürfelten Augenzahlen wird durch zwei geteilt und in Nahrungspunkten an den Stamm ausgezahlt.
Durch den Einsatz von Würfeln wird Stone Age mit einem Glücksfaktor versehen. Dieser kommt nicht nur bei der Jagd zum Tragen, sondern auch bei der Beschaffung von Rohstoffen. In Stone Age sammelt ihr vier unterschiedliche Rohstoffarten. Im Wald sammelt ihr Holz, in der Lehmgrube findet ihr Lehm, Steine gibt es im Steinbruch und das seltene Gold muss aus dem Fluss gefischt werden.
Beim Sammeln von Rohstoffen wird die gleiche Regel wie bei der Jagd eingesetzt. Es ändert sich jedoch der Divisor. Holz ist noch vergleichsweise leicht zu erbeuten, die Summe muss lediglich durch drei geteilt werden. Gold ist wirklich rar. Die Goldsammler teilen ihr Würfelergebnis durch sechs. Am Fluss müsst ihr also wirklich viele Arbeiter einsetzen oder aber Glück beim Würfeln haben. Im Gegensatz zur Jagd dürfen beim Rohstoffabbau nicht unbegrenzt viele Arbeiter verwendet werden. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Die Arbeit im Dorf
Ihr müsst jedoch nicht alle Arbeiter hinaus in die Ferne schicken. Im Dorf gibt es genug zu erledigen. Bei der Hütte müsst ihr gleich zwei Arbeiter einsetzen und erhaltet als Belohnung ein neues Stammesmitglied, das ihr in der nächsten Runde direkt einsetzen könnt. Sehr hilfreich ist es auch, wenn ihr Arbeiter zum Ackerbau abbestellt. Ein gut gepflegter Acker spendet euch jede Runde Nahrung. Wenn ihr regelmäßig Ackerbau betreibt, müsst ihr später immer weniger Krieger zur Jagd schicken und könnt sie anderswo einsetzen.
Als dritte Option steht euch im Dorf noch der Werkzeugmacher zur Verfügung. Der Einsatz eines Arbeiters wird mit einem Werkzeug belohnt. Werkzeuge erleichtern euch bestimmte Arbeiten. Wenn im Spiel Würfel zum Einsatz kommen, dürft ihr mit einem Werkzeug euer Gesamtergebnis um einen Punkt aufwerten. Jedes Werkzeug kann einmal pro Runde verwendet werden. Ausgerüstet mit einem prallen Arsenal an Werkzeugen, könnt ihr eurem Glück so auf die Sprünge helfen.
Alle drei Einsatzmöglichkeiten für die Arbeiter im Dorf sind sehr wertvoll. Leider sind die Plätze dort limitiert. Sobald ein Spieler dort einen Arbeiter platziert hat, ist dieses Feld schon besetzt. Dort lässt sich bis Rundenende keine weitere Spielfigur aufstellen. Ihr müsst also geschickt eure Optionen prüfen und die wirklich wichtigen Aktionen möglichst frühzeitig ausführen.
Willkommen in der Zivilisation
Die Steinzeitmenschen möchten ihr Leben nicht nur erhalten, sondern es sich in dieser rauen Welt möglichst bequem einrichten. Dazu stehen euch zwei weitere Möglichkeiten zur Verfügung, um die Arbeiter einzusetzen. Pro Runde liegen vier Zivilisationskarten aus. Durch den Einsatz eines Arbeiters könnt ihr eine davon für euch reservieren. Dafür werden ein bis vier beliebige Rohstoffe fällig, die ihr als Obolus für die Karte abtreten müsst. Die Höhe des Kaufpreises hängt von der Position der Karte in der Auslage ab. Je weiter sich die Karte links in der Reihe befindet, desto mehr Rohstoffe müsst ihr investieren.
Über die Zivilisationskarten sammelt ihr bestimmt Errungenschaften des Fortschritts. Dazu zählen etwa Heilkunst, Musik, Töpferei oder die Schrift. Je mehr unterschiedliche Fortschrittserrungenschaften ihr sammelt, desto mehr Siegpunkte gibt es am Spielende für euch. Weiterhin gibt es Zivilisationskarten, die euch am Spielende Siegpunkte geben, abhängig von anderen Faktoren. Sammelt ihr über diese Karten etwa Bauern, dann wird eine gut ausgebaute Ackerfläche im eigenen Dorf entlohnt. Ein Schamane ist hingegen besonders wertvoll, wenn ihr euren Stamm immer weiter vergrößert habt.
Ein Volk von Häuslebauern
Viele Siegpunkte könnt ihr zudem über den Bau von neuen Häusern erwerben. In der offenen Auslage seht ihr, je nach Spielerzahl, zwei bis vier verfügbare Gebäude. Diese müsst ihr mit Rohstoffen bezahlen. Ihr gebt eine vorgegebene Kombination aus Rohstoffen ab, erhaltet das Gebäudeplättchen und bekommt dafür Siegpunkte gutgeschrieben. Die Gebäude sind damit auch euer Hauptlieferant für Siegpunkte. Jeder Spieler sammelt seine Rohstoffe, um damit ein bestimmtes Gebäude zu kaufen. Dabei müsst ihr aber natürlich aufpassen, was eure Mitspieler so sammeln. Möglicherweise planen sie den Kauf des gleichen Gebäudes und schnappen es euch in letzter Minute vor der Nase weg.
Das Spiel endet, sobald der Stapel mit den Zivilisationskarten aufgebraucht ist oder wenn euch die Gebäudeplättchen ausgehen. Je nach Zahl der Mitspieler dauert dies ungefähr 60-90 Minuten. Dann folgt die Endabrechnung, bei der ihr zusätzlich zu den Punkten durch die Gebäude, noch ein paar Punkte für verbleibende Rohstoffe erhaltet. Über die Zivilisationskarten kann nochmal ein großer Batzen hinzukommen.
Zehn Jahre Stone Age
Die limitierte Sonderedition zum zehnjährigen Jubiläum verfügt zudem noch über ein paar schöne Boni. Das Spielfeld lässt sich auf beiden Seiten bespielen. Während sich auf der einen Seite eine sommerliche Landschaft entblättert, hat sich auf der anderen Seite die Welt in eine Winterlandschaft verwandelt.
Im Paket enthalten sind zudem noch einige kleine Erweiterungen und Spielvarianten. Besonders interessant ist die Mini-Erweiterung „Wilde Tiere“. Über die Zivilisationskarten können wilde Tiere auf der Bildfläche auftauchen, die das Würfelergebnis aller Spieler negativ beeinflussen. Mit euren Arbeitern könnt ihr die Tiere gemeinschaftliche bekämpfen, um dafür Boni in Form von Nahrung oder Rohstoffen zu erhalten.
Stone Age – Die Jubiläumsedition findet ihr ab sofort im Handel. Die Sonderausgabe des Spiels ist allerdings nur in limitierter Stückzahl verfügbar, ihr solltet also vielleicht nicht zu lange mit dem Kauf warten, wenn ihr das Spiel erwerben möchtet. Die Sonderedition kostet zwischen 50€ und 60€.
Pros
Cons
Fazit
Befragt man Brettspieler nach ihren liebsten Worker-Placement-Spielen, dann wird Stone Age sehr häufig genannt. Dabei ist Stone Age keineswegs nur den Brettspiel-Nerds vorbehalten. Im Gegenteil, mit seinen im Grunde doch sehr einfachen Regeln ist es auch für Wenig- und Gelegenheitsspieler gut geeignet. So schnell die Regeln erklärt sind, so bietet Stone Age doch eine ganz beachtliche Spieltiefe. Mit den Würfeln kommt zwar ein starkes Glückselement ins Spiel, dennoch zahlt sich eine gut überlegte Vorgehensweise am Ende aus. Die Wartezeit auf den nächsten eigenen Zug ist zudem gering, da die Arbeiter immer abwechselnd eingesetzt werden. Selbst wenn ihr mit vier Spielern antretet, lange Zeiten der Passivität sind nicht zu befürchten. Außerdem sind selbst die Züge der Mitspieler für euch relevant, da stets die Gefahr besteht, dass ein wichtiges Feld von einem anderen Spieler blockiert wird. So entsteht auch eine gewisse Interaktion der Spieler. Jeder Zug eines Spielers ist auch immer für die Mitspieler von Bedeutung. Stone Age ist auch zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung ein tolles Spiel, das sich zurecht bis heute immer wieder auf den Tischen der Spieler wiederfindet.