Nintendo: Switch, Mario und Spielkarten – So wurde die Firma zum Liebling der Gamer
Die Firma hinter Mario, Gameboy und Switch hat einmal als Spielkarten-Hersteller angefangen. So wurde Nintendo zum Gaming-Liebling, den wir alle kennen.
- Nintendo ist neben Sony und Microsoft einer der drei großen Konsolenhersteller.
- In den Anfängen produzierte Nintendo ursprünglich Kartenspiele – erst später kamen Super Nintendo, Gameboy oder Wii dazu.
- Für die aktuelle Spielekonsole Nintendo Switch ist derzeit laut Gerüchten eine Pro-Fassung in Arbeit.
Kyoto, Japan – Nintendo, das steht für Mario, für Jump’n Runs, für Shigeru Miyamoto, für den Analog-Stick, für das Steuerkreuz, für waghalsige Ideen, die sich nicht immer auszahlen – wenn dann aber richtig – für Bowling im Seniorenheim, für Familienunterhaltung, für die Nintendo Switch, für den Gameboy, für Zelda, für vehementes Verweigern von Sprachausgaben, für Überraschungen und Unsinn. Dies ist die Geschichte, wie aus einem Spielkarten-Hersteller, Instant-Reis Produzenten und Taxiunternehmen die Firma geworden ist, die wir heute alle für Mario, Zelda, Metroid, die Nintendo Switch und den Nintendo 3DS kennen und lieben.
Name des Unternehmens | Nintendo Co., Ltd. |
Gründer | Yamauchi Fusajiro |
Gründung | 23. September 1889 in Kyoto, Japan |
CEO | Shuntaro Furukawa |
Firmensitz | Kyoto, Japan |
Umsatz | 12 Milliarden Dollar (Fiskaljahr 2019/2020) |
Nintendo: In einer Zeit vor der Switch – Von Einem der auszog, um Spielkarten zu legen
Das habt ihr sicher schon einmal gehört: Ursprünglich soll Nintendo Spielkarten verkauft haben. Und genau so war es auch. Die sogenannten Hanafuda-Karten, die Fusajiro Yamauchi unter dem Label Nintendo produzieren ließ, würden eingedeutscht so etwas wie Blumenkarten heißen. Ein Set besteht aus 48 großen, kunstvoll bedruckten Karten, von denen jeweils immer vier die Blüten und Blumen eines der zwölf Monate symbolisieren soll. Übersetzt man das japanische Wort Nintendo ins Deutsche, dann steht Nintendo dafür, sein „Glück in die Hände des Himmels zu legen“. Genau das tat Fusajiro Yamauchi 1889, als er die Firma im japanischen Kyoto gründete. In die Hände des Himmels und der Karten: Seither ist einiges passiert.

Die Hanafuda-Karten stellten sich als voller Erfolg für Nintendo heraus und so erweiterte man sein Sortiment 1902 mit westlichen Spielkarten, die fortan auch in Japan Beliebtheit fanden. Bis in die Sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts blieb Nintendo seiner Spielkarten-Herkunft treu: Man war das erste Unternehmen weltweit, das in die Produktion von Plastikspielkarten einstieg. Kooperationen – etwa mit Disney Motiven – für die diversen Kartensets wurden geschlossen und 1962 ging man bei Nintendo an die Börse von Osaka und Kyoto.
- Dinge in die Nintendo investierte, die rein gar nichts mit Videospielen zu tun haben:
- Ferngesteuerte Staubsauger – In den 70ern produzierte Nintendo Haushaltsgeräte und vertrieb einen Staubsauger, der sich mit einer kleinen Fernbedienung steuern lies.
- Liebestester – Wer sich in den 60ern zu den frisch Verliebten zählte, könnte auf dem Rummel durch einen Liebestester von Nintendo in den süßen Rausch gelangt sein.
- Ein Taxiunternehmen – Unter dem Namen Daiya lies Nintendo Taxis durch die Straßen rollen – das Unternehmen ging in weniger als zwölf Monaten Bankrott, Profit wurde nur erwirtschaftet, da man Mitarbeiter nicht richtig bezahlte.
- Instant-Reis – Im Zeitalter der Instant-Nudeln versuchte Nintendo mit Instant-Reis den nächsten großen Wurf zu landen. Kunden sahen das aber anders und man setzte ein Vermögen in den Sand.
- Liebeshotels – In den 60ern investierte Nintendo tatsächlich in Stundenhotels in Rotlichtbezirken. Passend dazu gab es auch freizügigere Spielkarten, als die Firma üblicherweise druckte.
- Eine elektronische Konga – Knapp über 30 Jahre vor Donkey Konga veröffentlichte Nintendo bereits 1972 eine elektronische Konga. Die Ele-Konga zählt zu den ersten kommerziell vertriebenen Drum-Machines.
Fortan begannen wilde Jahre für Nintendo. Zwischenzeitlich experimentierte man mit der Produktion von Instant-Reis und gründete sogar sein eigenes Taxiunternehmen. Letztendlich entschied Nintendo sich aber seiner verspielten Philosophie treu zu bleiben, sich dabei aber nicht mehr alleinig auf Spielkarten zu stützen. So erfand man beispielsweise ein System zum Laser-Tontaubenschießen, das im technikverrückten Japan dem Bowling als Freizeitsport den Rang ablaufen sollte. Projektionstechnik für Spielautomaten wurden entwickelt, aber auch die Ultra-Hand, eine Hand, die kleine Dinge „in der Ferne“ schnappen sollte, wurde ein voller Erfolg in Japan – erfunden von Niemand anderem als dem Vater des Gameboys Gunpei Yokoi.

Nintendo: NES, Gameboy und Co. – Aus Spielen werden Games
Das habt ihr sicher noch nicht gehört: Die erste Heimkonsole von Nintendo ist nicht etwa das Nintendo Entertainment System oder kurz NES, auch nicht die berühmten Game & Watch-Spiele, sondern das sogenannte Color TV-Game 6. Zusammen mit Mitsubishi veröffentlichte Nintendo die Pong-Konsole im stechenden Orange bereits 1977 auf dem japanischen Markt. Sechs weitere Varianten der heute vergessenen Konsole folgten und gaben Nintendo das nötige Vertrauen, sich kopfüber in die Entwicklung des NES zu stürzen.
Das Nintendo Entertainment System erschien in Japan bereits in 1983 unter dem Namen Famicom – Nintendo Family Computer – und zwei Jahre später dann auch in Amerika und Europa. Der Clou des NES: Die austauschbaren Spiele-Cartridges. Anders als bei konkurrierender Hardware der damaligen Zeit kaufte man nur einen Technikklotz – hierzulande war das NES scherzhaft auch als Brotkasten bekannt – der immer wieder mit neuen Spielen und Programmen gefüttert werden konnte, anstatt für jede weitere Software auch neue Hardware.
- Nintendo Konsolen und ihre Projektnamen:
- Nintendo Entertainment System: Advanced Video System
- Super Nintendo Entertainment System: SFX - Super Family Computer
- Virtual Boy: Virtual Utopia Experience, VR 32
- Nintendo 64: Ultra 64, Project Reality
- Nintendo Gamecube: Dolphin
- Wii: Nintendo Revolution
- Wii U: Project Café
- Nintendo Switch: Nintendo NX
So wurde das NES ein voller Erfolg für Nintendo und krempelte das Unternehmen insofern um, dass das neue Medium Videospiele von nun an der alleinige Fokus der einstigen Spielkartenfirma aus Kyoto werden sollte. Zusammen mit Spiele-Klassikern wie The Legend of Zelda, Tetris und Super Mario Bros. rissen die Kunden Nintendo die Spielekonsole förmlich aus den Händen.

Wie Batman seinen Robin hat, fehlte der stationären und klobigen Heimkonsole allerdings ein beweglicherer Gefährte: Ein Sidekick, der in jeden Rucksack passt und auch auf Reisen als Begleiter funktionieren kann – so jedenfalls die Vision von Gunpei Yokoi. In 1989 wurde der Traum zur Realität: Der Gameboy wurde geboren und eroberte die Welt trotz oder gerade wegen vier AA Batterien im Sturm. Konkurrent Sega brauchte ganze sechs Batterien für ihr Sega Game Gear und hatte trotzdem eine kürzere Laufzeit als Nintendos Gameboy. Zudem gab es portable Versionen der lieb gewonnen Helden Link und Mario sowie eine Variante von Tetris. Dagegen hatte Sega nicht den Hauch einer Chance.
Nintendo: N64, Gamecube, DS und Wii – Innovationen und Niederlagen und Innovationen
Über die folgenden zwei Jahrzehnte legte die Firma hinter Mario so viele Siegeszüge und saftige Bauchklatscher ab, wie sonst nur wenige andere Unternehmen. Ein immer währender Begleiter: Der Glaube an Innovationen, verrückte Ideen, Wege, die sich nicht ausschließlich auf technische Werte versteifen. Mit dem Nintendo 64 führte man beispielsweise den Analogstick auf dem Controller einer Heimkonsole ein, der nach Nintendos Vorbild zum Industriestandard geworden und nicht mehr aus der Spielewelt wegzudenken ist. Mit dem frei drehbaren Stick zeigte man gleichzeitig der Welt, wie ein Videospiel den Sprung aus der zweiten in die dritte Dimension schaffen kann. Super Mario 64 gilt bis heute als absoluter Meilenstein und setzte Standards, wie etwa eine frei justierbare Kamera, die heute noch immer genutzt werden.
- Nintendo Handhelds und ihre Projektnamen:
- Game Boy: Dot Matrix Game
- Game Boy Advanced: Atlantis
- Game Boy Micro: Oxygen
- Nintendo DS: Nitro
- Nintendo 3DS: Citra
Aber durch das kreative und verquere Denken stellte sich Nintendo auch das ein oder andere Bein. Bestes Beispiel hierfür ist der seiner Zeit weit voraus gewesene und mittlerweile fast vergessene Virtual Boy. Die VR-Brille, bevor es VR-Brillen überhaupt gab, war rot, bescherte Kopfschmerzen und wurde nur ein Jahr nach ihrem Erscheinen im Jahr 1996 wieder von Nintendo eingestellt. Auf der nächsten großen Heimkonsole von Nintendo, dem Nintendo Gamecube, verweigerte man sich vehement gegen das Medium der DVD und setzte auf danach nie wieder in der Industrie genutzte Mini-DVDs.

Während die Heimkonsolen von Nintendo in dieser Zeit um Verkäufe kämpften, revolutionierte man den mobilen Markt nach dem Siegeszug des Gameboys ein zweites Mal. Noch bevor Apple ihr iPhone überhaupt ankündigte, setzte man mit dem Nintendo DS auf die damals brandneue Touchscreen Technologie und veröffentlichte 2004 die erste portable Konsole mit gleich zwei Bildschirmen. Das kleine Wundergerät stellte sich nicht zuletzt dank breiterer Spielkonzepte wie etwa durch ein Nintendogs oder Doctor Kawashimas Gehirnjogging als ein absoluter Verkaufsschlager heraus. Nintendo schien einen absoluten Lauf zu haben.
Auch die nächste Heimkonsole der Firma aus Kyoto brach mit seiner innovativen Steuerungsmethode endlich wieder Rekorde. Die Wii leitete in der Gesellschaft einen wahren Sinneswandel gegenüber dem oft verpönten Hobby Gaming ein. Was vorher in den Köpfen sozial isolierte Spieler, Junkfood und krude Gewaltphantasien waren, wurde nun zu einem Weg sich aktiv vor dem Fernseher mit oder gegen Freunde zu betätigen. Sei es im geschickterweise der Wii beiliegenden Dauerbrenner Wii Sports oder anderen Titeln wie Wii Fit, die das Medium Videospiel bewusst anders denken wollten – jeder konnte Spaß mit Nintendos neuer Konsole haben, nicht nur alteingesessene Spieler, auch die Omi im Seniorenheim.

Nintendo: Wii U und Switch – Aktie entwickelt sich zum Liebling an der Börse
Zu Zeiten der Wii und des 3DS kannte Nintendo eigentlich nur Erfolge. Die familiäre Führung der Firma durch Präsident Saturo Iwata hatte das Unternehmen wieder zu altem Glanz wie damals beim NES und Gameboy zurückgeführt. Klar, dass das nicht immer so weiter gehen konnte. Krudes Marketing und eine unglückliche Namensgebung taten ihr übriges, um der brandneuen Wii U einen Sargnagel nach dem anderen in das Gamepad zu schlagen. Ideen wie das zunächst belächelte, später schmerzlich vermisste Miiverse als Nintendo-Onlineplattform waren gut, die Welt wohl aber noch nicht bereit. Die gewagte Kombi aus Konsole und Handheld sollte allerdings schon 2012 prophezeien, auf welchen Wegen Nintendo in den nächsten Jahren wandern würde.
Konsole | Erscheinungsjahr | Verkaufszahlen Stand September 2020 |
Nintendo Entertainment System | 1985 | 61,44 Millionen |
Super Nintendo Entertainment System | 1990 | 49,10 Millionen |
Nintendo 64 | 1996 | 32,93 Millionen |
Nintendo Gamecube | 2001 | 21,74 Millionen |
Wii | 2006 | 101,63 Millionen |
WiiU | 2012 | 13,56 Millionen |
Nintendo Switch | 2017 | 68,30 Millionen |
Nur knapp vier Jahre nach dem Misserfolg der Wii U verschrieben die Japaner sich komplett an die Idee einer Hybrid-Konsole. Zunächst als das Gespenst Nintendo NX im Internet bekannt, veröffentlichte das Traditionsunternehmen am 3. März 2017 die Nintendo Switch und vereinte die beiden Sparten, die Nintendo so groß gemacht hatten. Egal ob klassischer Konsolenspieler oder Handheld-Enthusiast: Mit der Nintendo Switch kamen beide auf ihre Kosten.

Die kreative Idee schlug auch an der Börse ein. Seit der Ankündigung der innovativen Heimkonsole kennt die Aktie von Nintendo eigentlich nur eine Richtung, und zwar nach oben. Von Januar 2016 bis zum Januar 2021 konnte die Nintendo-Aktie seinen Wert von 14 Euro auf bis zu 66 Euro steigern – das ist also fast fünfmal so viel wie vor einem halben Jahrzehnt. Ob die Nintendo-Aktie an der Börse weiter steigt, wird wohl sehr davon abhängen, was der nächste Move der einstigen Spielkarten-Hersteller aus Kyoto sein wird.
Nintendo: Nintendo Switch Pro – Ein Blick in die Zukunft
Zum Zeitpunkt als diese Zeilen geschrieben werden – im Januar 2021 – ist die spannendste Frage wohl, was Nintendo als nächstes vorhat. Bis auf den Millionen-Seller und Fan-Dauerbrenner Animal Crossing New Horizons war es 2020 ziemlich still um Nintendo. Gerüchten und einer Reportage von Bloomberg zu Folge läge das daran, dass für 2021 der große Release eines Nachfolgers der Nintendo Switch geplant ist.

Die häufig beschworene Nintendo Switch Pro solle angeblich 4K unterstützen und eine aufgebohrte Grafik mit sich bringen. Glaubt man dem Getuschel, dann werde die Nintendo Switch Pro zusätzlich mit einer wahren Flut an neuen Spielen erscheinen. Genau das wäre auch der Grund, warum das Spiele-Jahr 2020 für Fans so mau ausgefallen sei. Was die Zukunft für Nintendo-Fans aber nun wirklich bringt, kann ihnen – wie sollte es auch anders sein – aber wohl nur die Zukunft zeigen.