Battlefield 2042 am Rande des Abgrunds – reicht Hazard Zone die rettende Hand?
Battlefield 2042 steht nach einer mäßigen Beta bei Fans in der Kritik. Hazard Zone soll das Ruder für den Shooter rumreißen. Doch reicht das?
Hamburg – Battlefield 2042 wird ihn einfach nicht los – diesen faden Beigeschmack, dass das Spiel seinen eigenen Ansprüchen hinterherhinkt. EA und DICE hatten sicherlich große Pläne für ihr Shooter-Aushängeschild. Das merkte man auch am Hype, den sie selbst kreierten. Anfangs hat der mich auch komplett gepackt, zuletzt schien die Fassade von Battlefield 2042 aber immer mehr zu bröckeln – und mit ihr auch ein Stück meine Hoffnung auf den Shooter. Kann der neue Spielmodus Hazard Zone das Spiel retten?
Name des Spiels | Battlefield 2042 |
Release (Datum der Erstveröffentlichung) | 19. November 2021 |
Publisher (Herausgeber) | Electronic Arts (EA) |
Serie | Battlefield |
Entwickler | DICE, Criterion Games, Ripple Effect |
Plattform | PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC |
Genre | First-Person Shooter |
Battlefield 2042 – Die Krise nach der Beta
Was Battlefield ausmacht: Wenn ich den Namen Battlefield höre, habe ich etliche Erinnerungen und epische Momente im Kopf. Die vielen Gebäude, die ich in Bad Company 2 geplättet habe, wie ich in Battlefield 1 ein Match als Medic alleine entschieden habe, weil ich meinem Team im Bunker immer wieder auf die Beine half und wir so die Flagge halten konnten, meine erster Dynamit-Buggy-Kill – die Liste ist beinahe endlos lang und meine Liebe für das Franchise mindestens genauso groß.
Battlefield lebt von solch epischen Momente, die man sonst in keinem anderen Shooter erlebt – diese Momente, in denen man mit einem Truck in einem riesigen Gefecht zur gegnerischen Flagge fährt, während es von allen Seiten Kugeln, Granaten, Panzergeschosse und Fliegerbomben hagelt, untermalt von epischer Musik – die „Battlefield Moments“ eben.

Wieso Battlefield 2042 in der Krise steckt: Diese Battlefield Moments definieren die Reihe seit Ewigkeiten. Battlefield ist lange dafür bekannt gewesen, mit jedem Spiel eine neue Innovation zu bringen – jedes Spiel war größer und explosiver als der Vorgänger. Bei EA und DICE scheint das dazu geführt zu haben, dass man scheinbar der Meinung ist, sich permanent neu erfinden zu müssen. Das Resultat: Battlefield Hardline und Battlefield 5. Battlefield Hardline könnte man noch als eine Art fehlgeschlagenes Experiment abstempeln. Wie ich zu sagen pflege: Entscheidungen wurden getroffen, Dinge sind passiert, jetzt ist das so.
Battlefield 5 ist da ein anderes Kaliber des Fehlschlags, das man aber hier nicht nochmal neu aufrollen muss. Dem Großteil der Fans wird das Desaster noch bildlich vor Augen schweben. Fakt ist jedoch, dass man bei Battlefield den Sprung zum beliebten Battle Royale verpasst hat. Während Call of Duty: Warzone als „Free to Play“-Titel Millionen Fans zum größten Konkurrenten „Call of Duty“ zog, war Firestorm – Battlefields Interpretation eines Battle Royale – nicht nur hinter einer Paywall versteckt, es kam auch noch viel zu spät und kämpfte mit Problemen. Und jetzt kommt Hazard Zone.
Battlefield 2042 in der Krise – Tritt Hazard Zone in die Fußstapfen von Firestorm?
Was ist Hazard Zone überhaupt? Hazard Zone wird neben Portal und All-Out Warfare die dritte Kernkomponente von Battlefield 2042 – ein Spielmodus, der lange für ein Battle Royale gehalten wurde, aber letztendlich kein richtiges Battle Royale ist. Das Prinzip ist einfach: Ich renne mit meinem Squad als eines von zahlreichen Teams auf die Map, sichere dort Datenträger und versuche dann, damit zu fliehen. Vor jeder Runde kann ich dabei meine Waffen und Ausrüstung kaufen und aufwerten. Klingt soweit nach Spaß und Spannung.

Ich denke mir hier: Gut geklaut ist besser, als schlecht selbst gemacht. Das gesamte Spielprinzip von Hazard Zone ist bunt aus bekannten Shooter-Platzhirschen zusammengewürfelt – quasi Frankensteins Monster. Man nehme Hunt: Showdown, gebe einen Löffel Escape from Tarkov hinzu, würze das mit einer Prise CoD: Warzone und vermische alles mit einigen Battlefield-Elementen in einem Topf zu einem Gericht. Dieser bunte Mix würde mich an sich nicht stören, wenn er denn am Ende zu einem guten Spielerlebnis in Battlefield 2042 führt. Im Moment bin ich da eher skeptisch.
Mein Problem dabei: Bisher fand ich das, was ich von Battlefield 2042 gesehen habe, inklusive Hazard Zone, eher enttäuschend. Wie soll dieser Modus der Reihe aus der Krise helfen? Das Debakel um Battlefield 5 ist kaum vergessen, da schickt sich Battlefield 2042 an, die gleichen oder zumindest ziemlich ähnliche Fehler zu wiederholen: Große Ankündigung, Verschiebung, „Battle Royale“-Modus, der nicht Free to Play ist – die Anzeichen sind recht ähnlich.
Battlefield 2042 steckt mitten in einer Identitätskrise
Battlefield 2042 hat eine Identitätskrise: Ein weiteres Problem, dass in der Beta von Battlefield 2042 anklang: Dieser bunte Mix aus anderen Spielen fühlte sich irgendwie unrund an. Dem bekannten und zuverlässigen Branchen-Insider Tom Henderson zufolge soll sich Battlefield 2042 ursprünglich stark bei Apex Legends bedient haben (deswegen gibt‘s jetzt auch Spezialisten statt Klassen) und ein Battle Royale werden. Irgendwann im Entwicklungsprozess soll dann entschieden worden sein, dass es doch ein normales Battlefield werden sollte. Das Resultat fühlte sich in der Beta entsprechend an wie nichts Halbes und nichts Ganzes.
128 Spezialisten, die alle komplett identisch aussehen, rennen über eine viel zu große Karte und bewerfen sich mit irrelevanten Fähigkeiten, während gefühlt 80 Helikopter das Höllenfeuer eröffnen. Und weil jetzt jeder Charakter jede Ausrüstung mitnehmen kann, rennen alle mit Enterhaken und Stinger oder Raketenwerfer rum. Munitionsnachschub oder Heilung? Fehlanzeige. So viel zum geplanten Teamplay in Battlefield 2042 – an sich einer großen Stärke der Reihe.

Meine Sorge für Battlefield 2042: Man hat sich für den neuesten Ableger so sehr an zahlreichen anderen Trends und Ideen bedient, dass man vergessen hat, was diese ikonische Shooter-Reihe eigentlich ausmacht: epische Schlachten in einer riesigen Sandbox – alles in knackigem und semi-realistischem Gameplay verpackt. Darüber hinaus Spielmodi zu entwickeln, die andere Erfahrungen bieten, ist cool. Dafür muss aber das Grundgerüst stehen, das die Reihe definiert. Gleichzeitig muss Battlefield aber auch gegen das äußerst erfolgreiche CoD: Warzone ankommen. Und auch hier sehe ich Probleme für Hazard Zone.
Battlefield 2042: Größter Stolperstein – Hazard Zone ist nicht Free to Play
Was Warzone so erfolgreich gemacht hat: Klar, Call of Duty und Battlefield sind eigentlich zwei völlig verschiedene Spiele. Doch will man als großer Mainstream-Shooter heute erfolgreich sein, muss man sich nun mal mit Warzone messen. Daran führt aktuell kein Weg vorbei.
Während CoD eher arcade-lastig daherkommt und vor allem durch schnelles Gameplay hervorsticht, ist Battlefield der etwas langsamere, dafür epischere Shooter mit gewaltigerem Ausmaß. Beide Spiele haben ihre Vorzüge und machen Spaß. Dadurch, dass Warzone allerdings Free to Play ist und noch dazu einen Trend bedient, ist CoD in den letzten Jahren an Battlefield vorbeigezogen.
Das Konzept von Warzone: Ein kostenloses Spiel, das die Spieler:innen anlockt und dazu verleitet, das Vollpreis-Spiel zu kaufen, dort zumindest mal reinzuschnuppern oder wenigstens Skins und anderen Schnickschnack für das Free-to-Play Battle Royale zu erwerben. Mit regelmäßigen, kostenlosen Erweiterungen in Form von Seasons werden die gewonnenen Fans dann bei der Stange gehalten und immer wieder an das Spiel und das Franchise gebunden.
Was Battlefield hätte machen müssen: Battlefield ist eine enorm große Marke. Einzig in den letzten Jahren hat man bei EA den Sprung auf einige richtungsweisende Trends verpasst. Während die Konkurrenz einen „Battle Royale“-Titel nach dem anderen kostenlos auf den Markt warf, kündigte man diesen bei EA an, brachte ihn dann zu spät und ließ sich dafür dann auch noch bezahlen. Und mit Hazard Zone wird jetzt der nächste Versuch gestartet, Fans des Battle Royale mit etwas Eigenem zu bedienen, wenn auch keinem klassischem Battle Royale – und wieder nur gegen Bezahlung. Da kann man schon mal applaudieren.
Ein halbwegs innovativer Modus wie Hazard Zone ist ja schön und gut und könnte unter Umständen tatsächlich etwas helfen, aber wieso steckt der hinter einer Paywall? Die Hürde für neue Spieler:innen ist damit glatt 70€ höher. Das ist das komplette Gegenteil von dem, was Warzone so erfolgreich macht – eine „Free to Play“-Komponente, um Leute an die Serie heranzuführen und viele schon damit zu binden. Wieso sollte irgendjemand Battlefield 2042 kaufen, wenn man stattdessen Warzone hat?

Die verpasste Chance von Hazard Zone: Battlefield 2042 soll Call of Duty nach Jahren endlich mal wieder Konkurrenz machen. Und anstatt Hazard Zone als Free-to-Play-Köder neben Warzone auszuwerfen, um möglicherweise zahlende Kundschaft wegzuangeln, wirft sich EA den Leckerbissen glatt selbst ins Boot und sagt: „Wenn ihr was haben wollt, müsst es euch schon selbst holen.“ Ist das euer Ernst, EA? Da kann ich als langjähriger Fan der Reihe nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Man stelle sich mal vor, Battlefield 2042 wäre pünktlich am 22. Oktober rausgekommen, mit Hazard Zone als „Free to Play“-Element. Die halbe CoD-Community ist noch immer genervt, weil Activision die Cheater:innen vor dem Release von Vanguard nicht in den Griff bekommt. Noch dazu bringt Activision mit Vanguard einen Shooter, der im Zweiten Weltkrieg spielt – ein Setting, das inzwischen eigentlich niemand mehr sehen kann. Warzone war gefühlt nie angreifbarer. Und anstatt diese Schwäche zu nutzen, kommt Hazard Zone kurz vor dem wahrscheinlichen Start der Season 1 von Warzone und Vanguard – hinter einer Paywall...
Battlefield 2042: Meine Hoffnungen und Ängste für den Release
Meine Angst bezüglich Battlefield 2042: Nach der Beta habe ich die Sorge, dass EA sich bei Battlefield 2042 erneut an den eigenen Erwartungen verhoben hat. Anstatt auf alte Stärken zu setzen und einen soliden Shooter zu veröffentlichen, wie ihn sich viele Fans seit Jahren wünschen, befürchte ich einen halbgaren Hero-Shooter, der nur durch seine Spieler:innenzahl aufzufallen weiß, ansonsten aber nichts Besonderes mehr bietet.

Battlefield Portal ist meine letzte Hoffnung: Einziger wirklicher Lichtblick ist für mich aktuell Battlefield Portal. Eine Art Sandbox-Modus, wo die Fans sich frei austoben und so spielen können, wie sie es selbst wollen – mit Elementen und Karten aus den beliebtesten Ablegern der Battlefield-Reihe. Hier gibt‘s die alten Klassen, alte Waffen und alte Regeln. Noch dazu beinhaltet der Modus die meiner Meinung nach beste Map, die es in Battlefield jemals gab – Arica Harbor.
Kurzum: In Battlefield Portal bekommen Spieler:innen im Prinzip die Entwickler-Tools an die eigene Hand. Kreative Köpfe können sich hier auf eigenen Servern eigene Spielmodi erstellen und die Regeln frei gestalten. Dazu stehen alle Inhalte aus Battlefield 2042, sowie einige ausgewählte aus Battlefield: Bad Company 2, Battlefield 3 und Battlefield 1942 zur Verfügung.
Mein Wunsch war schon lange: Gebt mir die Maps aus Bad Company 2, mit dem Setting und Gameplay aus Battlefield 3 und 4 und verpackt es in der Grafik und dem Gameplay von Battlefield 5 – das wäre ein Traumspiel. Battlefield Portal könnte das tatsächlich möglich machen. Ob das am Ende etwas wird, muss man erstmal abwarten. Aber obwohl mich vieles an Battlefield 2042 beunruhigt – gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass Battlefield 2042 gut wird. Denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und von mir aus kann sie sich damit noch Zeit lassen.