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Modern Warfare 2: Beta schlägt ein – Shooter-Konkurrenz hat einfach gepennt

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Von: Janik Boeck

Modern Warfare 2 wird wohl DER Multiplayer-Shooter 2022, Activision erneut in den Baller-Olymp aufsteigen. Vor allem, weil die Konkurrenz nichts gebacken kriegt.

Hamburg – Ich komme aus der Generation Shooter-Spieler*innen, in der die Frage „Call of Duty oder Battlefield?“ die Massen gespalten hat. Und auch wenn Battlefield mir immer etwas mehr gelegen hat, habe ich dennoch endlos viel Zeit mit CoD verbracht. Mit dem Release von Modern Warfare 2 steht mir dieses Jahr wieder eine Menge Zeit an der Konsole ins Haus. In der Beta habe ich nun etwa 15 Stunden Zeit gehabt, mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Und das neue MW2 wird vermutlich wieder der beste Multiplayer-Shooter 2022 werden – aber nur, weil die Konkurrenz meiner Meinung nach schläft.

Modern Warfare 2: Beta verspricht Kracher – Die nötige Revolution bleibt trotzdem aus

Call of Duty kann kein Objective-Play: Call of Duty hat seit jeher ein fundamentales Problem: Niemand gibt nen F darauf, worum es in dem Spielmodus geht, den man gerade spielt. Die K/D sieht im Profil schließlich viel geiler aus als alles andere. Das merkt man vor allem in Herrschaft, wenn am Ende der Runde jemand 27 Kills, aber nicht eine Flagge geholt hat. Aber warum auch, das Spiel belohnt einen ja auch gar nicht dafür.

Soldaten laufen in Modern Warfare 2 durch einen Teich
Modern Warfare 2: So zielgerichtet wie hier läuft es im Multiplayer selten ab © Activision (Montage)

Modern Warfare 3 hatte damals erstmals die Idee das zu ändern. Killstreaks wurden zu Pointstreaks. Eine Flagge einzunehmen hat dadurch genauso viele Punkte zur UAV gebracht, wie ein Kill. Objective-Play wurde also belohnt. In Modern Warfare kann man zwischen Kill- und Scorestreaks wechseln. Das Dumme ist nur: Die Scorestreaks sind in der Beta albern schlecht gewesen. Eine leere Flagge einzunehmen, brachte weniger Punkte als ein Kill. Und so rennen wieder alle kopflos über die Map und hoffen auf das Montage-Play für die finale Killcam. Von Spielverständnis keine Spur, aber hinterher im Voicechat alle als Noobs bezeichnen – ganz großes Kino.

Modern Warfare 2 fördert Camping und bricht euch dafür im Menü die Hände

Stellt das Zelt auf und macht das Lagerfeuer an: Was das Problem in Modern Warfare 2 nur verstärkt: Die Time to Kill (TTK) ist in Modern Warfare 2 extrem kurz. Die Sprint-to-Fire-Zeit ist dafür extrem hoch. Das hat häufig zur Folge, dass Sprinten mit dem virtuelle Ableben belohnt wird. Weil das Squad-Spawn-System die Spieler*innen unvorhersehbar auf die Map wirft, niemand beim Schießen auf der Minimap angezeigt wird und Schritte extrem laut sind, sitzen also alle irgendwo in der Ecke und erschimmeln sich ihre Killstreaks. Die sind schließlich wichtiger, als das Spiel zu gewinnen.

Das Menü bricht euch die Finger: Eines muss man Modern Warfare 2 lassen: In Sachen Gameplay überzeugt das Spiel auf ganzer Linie. Ich habe selten einen Multiplayer-Shooter gespielt, der sich so geil angefühlt hat. Weil es den Slide-Cancel dankbarerweise nicht mehr gibt, bricht man sich beim Zocken auch nicht mehr die Hände. Das erledigt dafür das neue Menü. Das ist auch eine der 7 Sünden von Modern Warfare 2.

Ein Soldat aus Modern Warfare 2 sitzt zwischen den Kämpfen im Aufrüstungsmenü
Modern Warfare 2: Das Menü war in der Beta für Konsolen eine Katastrophe © Activision / Call of Duty

Wie ein Insider verrät, bleibt das Menü in Modern Warfare 2 auch nach Release so – mir erschließt sich nicht, wer das Labyrinth an Knöpfen abgesegnet hat. Ich habe noch nie so lange gebraucht, mir ein Loadout zu erstellen und ich habe mich noch nie häufiger in Menüs verdrückt, weil die Knöpfe in jedem neuen Reiter etwas anderes machen oder Anzeigen unklar sind. Für Maus und Tastatur oder Smartphones mag das Menü in Ordnung sein, auf Controllern ist das Ding eine einzige Katastrophe.

Modern Warfare 2 verspricht geil zu werden – aber es hat einen faden Beigeschmack

Infinity Ward interessiert sich anscheinend wenig für Feedback: Schon nach dem ersten Wochenende der Beta von Modern Warfare 2 gab es eine Menge Feedback der Community für das Entwickler-Studio. Infinity Ward wurde vor allem wegen der Minimap in Modern Warfare 2 stark kritisiert. Dass sich daran etwas ändert, ist allerdings unwahrscheinlich.

Die Konkurrenz schläft: Das neue Modern Warfare 2 macht zweifellos Spaß, vor allem, wenn man es mit mehreren Personen spielt. Es hat für mich aber einen faden Beigeschmack. Der Fokus des Spiels liegt klar darauf, dass alle mal ein paar Kills machen dürfen. Deshalb gibt es Skill-Based-Matchmaking statt einem Ranglisten-Modus. Deshalb ist die TTK so gering. Und deshalb wird niemand auf der Minimap angezeigt, wenn er oder sie ohne Schalldämpfer schießt.

Soldaten haben eine Geisel in Modern Warfare 2
Modern Warfare 2 ist gut, es könnte mit der richtigen Konkurrenz aber noch viel besser sein © Activision

Call of Duty Modern Warfare 2 ist ein gutes Spiel, wahrscheinlich der beste Multiplayer-Shooter 2022. Und der Titel wird zweifellos ein finanzieller Erfolg für Activision werden. Aber der Nachfolger des Erfolgshits von 2019 fühlt sich nicht an wie die Revolution, die der Reihe gutgetan hätte.

Solange die Konkurrenz – namentlich Battlefield oder Halo – sich aber weiter selbst demontieren, muss CoD sich nicht mal anstrengen. Für Modern Warfare 2 mag das erstmal gut sein, für einen ausgeglichenen Wettbewerb im Shooter-Genre ist die schlafende Konkurrenz aber eine Katastrophe. Fehlende Vielfalt ist auf Dauer einfach immer langweilig.

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