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ChatGPT zeigt „Lebensfunken“ – KI verwendet selbstständig Werkzeuge

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Von: Peer Schmidt

ChatGPT ist eigentlich eine Sprach- und Text-KI. Nun scheint die Künstliche Intelligenz das erste Mal selbstständig zu handeln und verwendet Tools.

Hamburg - Vor wenigen Stunden ist die Bombe geplatzt. ChatGPT von OpenAI hat in der Version 4 das erste Mal Anzeichen eines „Lebensfunken“ in der Künstlichen Intelligenz gezeigt. Ein Team von Microsoft-Mitarbeitern hat ein 154 Seiten langes Dokument veröffentlicht, welches zeigt, dass die KI von ChatGPT 4 möglicherweise den ersten Schritt zur echten Eigenständigen Künstlichen Intelligenz gegangen ist.

Non-Profit UnternehmenOpenAi
StandortSan Francisco
BrancheForschung / künstliche Intelligenz
Gründung2015
GründerElon Musk und Sam Altmann
Börsekeine OpenAi Aktie, da das Unternehmen eine Stiftung ist

ChatGPT 4.0 mit erstem Schritt Richtung Eigenständigkeit

Ein 14-köpfiges Forscherteam von Microsoft veröffentlichte vor einigen Stunden ein Dokument, welches diverse Anwendungsbeispiele mit ChatGPT zeigt. Die Ergebnisse dieser Arbeit geben erste Anzeichen dafür, dass die KI nicht nur die Fähigkeit hat selbst zu agieren, sondern dies auch bei diversen Aufgaben tut. Wir möchten voranschicken, dass ChatGPT laut dem Entwickler OpenAI eigentlich ein sogenanntes „Language Model“ ist.

ChatGPT selber definiert seine eigene Sprach-Software so: „Ein sogenanntes ‚Language Model‘ ist ein Computerprogramm, das darauf trainiert ist, natürliche Sprache zu verstehen und zu produzieren. Es basiert auf künstlicher Intelligenz und nutzt statistische Modelle, um die Wahrscheinlichkeit von Wörtern und Sätzen vorherzusagen.“ Doch die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zeigen, dass die KI deutlich über diese Aufgabe hinausgeht.

ChatGPT 4.0: Microsoft-Arbeitsgruppe kann ohne Grenzen testen

Das Team von Microsoft hatte nicht die „öffentliche Version“ benutzt, die Nutzer in der Pro-Version von ChatGPT zur Verfügung haben. In ihrem Test konnten sie mit einer Version arbeiten, die durch den Entwickler OpenAI in keiner Weise begrenzt wurde. Dadurch waren die Ergebnisse ungeschminkt und frei von Reglements. Die Arbeitsgruppe konnte also mit dieser Vorabversion schon im Herbst 2022 arbeiten und hatte 6 Monate ihre Ergebnisse zusammenzutragen.

ChatGPT zeigt in Tests von Microsoft-Forschergruppe Anzeichen von „Lebensfunken“
ChatGPT zeigt in einer „freien“ Version bei Tests von Microsoft-Forschergruppe Anzeichen von „Lebensfunken“ © Midjourney

Im Folgenden möchten wir einige Beispiele aus dem Dokument der Microsoft-Arbeitsgruppe herausgreifen und genauer analysieren. Das Dokument enthält diverse Anzeichen von echter Künstlicher Intelligenz. Wir beschränken uns in diesem Artikel jedoch auf die für uns relevantesten.

Die Gründe für eine echte Künstliche Intelligenz von ChatGPT 4

Als Erstes ist uns ein Punkt aufgefallen, bei dem ChatGPT ein Hilfswerkzeug für die Beantwortung einer Frage verwendet hat. Das Team schreibt in der Dokumentation: „ChatGPT verwendet Hilfswerkzeuge mit minimaler Erklärung und liefert Ergebnisse, ohne eine Anleitung erhalten zu haben.“ Wer sich beim Thema Evolution auskennt, wird sich daran erinnern, dass die Verwendung von Werkzeugen ein essenzieller Schritt in der Entwicklung von Intelligenz in unserer Geschichte war.

Im Fall der Microsoft-Arbeitsgruppe, hat ChatGPT selbstständig einen Taschenrechner verwendet, um eine Lösung der Frage zu präsentieren. Eine ähnliche Beobachtung fand im Verlauf des Tests durch das Team häufiger statt.

ChatGPT hat ein Verständnis von Bildsprache und Programmierung

Ebenso beeindruckend war das Ergebnis einer Aufgabe, bei der Text in ein Bild überführt werden sollte. ChatGPT lieferte eine grobe Visualisierung, die mit weiteren KI-getriebenen Grafikprogrammen eine Grafik liefern konnte, die tatsächlich dem textlichen Ursprung entsprach. Weitergedacht bietet diese Funktion fast ungeahnte Möglichkeiten in der Entwicklung nicht nur von Computerspielen, sondern in allen Brachen, die visuell arbeiten.

ChatGPT zeigt in der „offenen“ Version 4 erste Anzeichen eines Lebensfunkens
ChatGPT zeigt in der „offenen“ Version 4 erste Anzeichen eines Lebensfunkens © Midjourney / ingame.de

Ein Test von komplexen Programmieraufgaben zeigte, dass ChatGPT eine fast doppelt so hohe Erfolgsrate beim Lösen von Scriptproblemen liefern kann, wie einige der besten Programmierer. Selbst die Entwicklung von komplexen 3D-Spielen war für die KI kein Problem. Hier liegt die große Chance für Entwickler mit wenig finanziellen Ressourcen, die Spiele zu entwickeln, die in den kreativen Köpfen der Mitarbeiter schlummern.

Mathe-Olympiade und „Fermi-Fragen“ – ChatGPT 4.0 verwundert uns

Ein Sprachmodell sollte hauptsächlich im linguistischen Bereich seine Stärken ausspielen. ChatGPT zeigt in der „offenen“ Version 4.0, dass es problemlos bei der Mathe-Olympiade 2022 mithalten kann. Um diese Leistung zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, dass ChatGPT keinen Zugriff auf die aktuellen Daten der Themen hat und der KI auch kein Zugriff auf einen Taschenrechner gegeben ist. Doch darf er auf diese Werkzeuge zugreifen, ist er kaum mehr zu stoppen.

Die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz geht in den letzten Monaten rasend schnell voran
Die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz hat in den letzten Monaten deutlich an Fahrt aufgenommen. © Midjourney / ingame

Bei den „Fermi-Fragen“ handelt es sich um Fragen, bei denen Menschen sich bestimmte Situationen vorstellen müssen, die im Alltag so gut wie nicht vorkommen. Beispiele dafür sind: „Wie viele Personen passen in einen VW Golf“, oder „Wie lange braucht man, um 100 Bananen zu essen.“ Bei diesen Fragen geht es weniger um Rechenarbeit, als um Erfahrung und Verständnis des „Problems“. Auch hier war ChatGPT in der „freien“ 4er-Version sehr exakt.

Es gab diverse weitere Aufgaben, bei denen die KI die Tester überrascht hat. Wir wollen diese hier kurz zusammenfassen:

Das PDF-Dokument der Microsoft Arbeitsgruppe bietet noch zahlreiche weitere Beispiele, in denen man erste Anzeichen für den „menschlichen Funken“ erkennen kann. Künstliche Intelligenz wird uns schon in wenigen Jahren in vielen Fähigkeiten überflügeln, doch dies sollte uns nicht ängstigen. Auto, Flugzeug, Computer, Internet, Handy. Jetzt ist die Zeit der Künstlichen Intelligenz und wir dürfen dabei sein. Was für eine spannende Dekade.

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