Hogwarts Legacy: Boykottieren? Debatte wegen Trans-Feindlichkeit entbrennt
Viele Spieler wollen Hogwarts Legacy wegen Aussagen von J.K. Rowling boykottieren. Jetzt ist ein wilder Streit auf Twitter über Trans-Feindlichkeit entbrannt.
Burbank, Kalifornien – Hogwarts Legacy gehört zu den am meisten erwarteten Spielen 2023. Derzeit ist das Spiel im Zentrum eines Sturms in den sozialen Medien gefangen. Vielerorts rufen Menschen zum Boykott des Spiels aus dem „Harry Potter“-Universum auf. Wir erklären, warum Hogwarts Legacy boykottiert werden soll und welche Argumente es dafür und dagegen gibt.
Name des Spiels | Hogwarts Legacy |
Release | 10. Februar 2023 |
Entwickler | Avalanche Software |
Publisher | Warner Bros. International Enterprises, Portkey Games |
Serie | Harry Potter |
Plattform | PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series, PC |
Genre | Action-Rollenspiel |
Hogwarts Legacy: Boykottieren oder nicht – was ist das Problem?
Joanne K. Rowling ist transphob: Die Kontroverse um J.K. Rowling dauert schon eine Weile an. Bereits im Dezember 2019 fiel die „Harry Potter“-Autorin durch transfeindliche Tweets auf, in denen sie Trans*menschen ihre Lebensrealität absprach. Damals distanzierten sich auch die Film-Darsteller*innen von diesen Aussagen.
J.K. Rowlings Pseudonym ist fragwürdig
J.K. Rowling schreibt manche Bücher unter dem Pseudonym „Robert Galbraith“. Unter anderem veröffentlichte sie das Buch „Troubled Blood“ unter diesem Namen, in dem ein Mann öfters Frauenverkleidungen nutzt, um Frauen anzulocken und zu ermorden. Rowling erklärte, ihr Pseudonym sei eine Kombination aus dem Vornamen Kennedys und dem Nachnamen einer Fantasiefigur ihrer Kindheit. Tatsächlich ist Robert Galbraith Heath ein 1999 verstorbener US-amerikanischer Wissenschaftler, der Elektroschock-Therapie nutzen wollte, um Homosexuelle zu Heterosexuellen umzukehren. Dafür experimentierte er an Inhaftierten herum.
War J. K. Rowling an Hogwarts Legacy beteiligt? Hogwarts Legacy ist „keine neue Geschichte von J.K. Rowling“. Wegen der anhaltenden Debatte um die transfeindliche Autorin hat Warner Bros. im FAQ zum Spiel klargestellt: „J.K. Rowling ist nicht an der Entwicklung des Spiels beteiligt“, ihre Literatur sei aber die Grundlage für das Spiel. Man habe „bei allen Aspekten des Spiels eng mit ihrem Team zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass es den magischen Erfahrungen entspricht, die Fans erwarten“.
Sklaverei und Antisemitismus in Harry Potter: Neben der transfeindlichen Aussagen außerhalb des „Harry Potter“-Universums, muss sich die Autorin auch Vorwürfe über Aussagen innerhalb ihrer Geschichten gefallen lassen. Die Darstellung der Hauselfen, die sich über ihre eigene Knechtschaft freuen, gilt als Verharmlosung von Sklaverei.

Die Darstellung der Kobolde mit ihren langen Nasen, der Goldgier und langen Fingern in Büchern und Filmen erinnert stark an antisemitische Karikaturen.
Sollte man Hogwarts Legacy boykottieren?
Das spricht für einen Boykott: Die Gründe für einen Boykott sind vielseitig. In aller Regel beziehen sich die Argumente für einen Boykott auf die Autorin. J.K. Rowling gilt als eine der einflussreichsten TERFs (Trans exkludierende radikale Feminist*innen) der Welt. Die wichtigsten Argumente für einen Boykott findet ihr hier:
- J.K. Rowling verdient als Lizenzinhaberin an Hogwarts Legacy mit. Ihr Vermögen und ihre Reichweite nutzt sie, um Stimmung gegen Trans*menschen zu machen.
- In Harry Potter gibt es antisemitische Bilder (Kobolde) und die Verharmlosung von Sklaverei (Hauselfen). Vor allem die Kobolde spielen in Hogwarts Legacy eine große Rolle, da sich die Geschichte um ihren Aufstand dreht.
- J.K. Rowling äußerte, dass sie es als Bestätigung – oder mindestens Duldung – ihrer Ansichten sieht, wenn Menschen ihre Lizenz-Produkte kaufen
Das spricht gegen einen Boykott: Das einfachste Argument gegen einen Boykott ist „man muss Werk und Künstler*in trennen“. Diese Aussage wird immer wieder getroffen und seit Jahren stark diskutiert. Das viel wichtigere Argument gegen einen Boykott von Hogwarts Legacy ist ein eher philosophisches, das Journalist Jochen Gebauer im Gamespodcast brachte.

Ein Spiel zu boykottieren, weil man diese Entscheidung von einem moralischen Standpunkt aus getroffen hat, ist seiner Meinung nach nachvollziehbar. Problematisch wird es, wenn aus dieser individuellen Entscheidung der sogenannte moralische Imperativ wird, in dem Fall „du musst das auch machen, sonst bist du ein schlechter Mensch“.
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Um eine solche Haltung vertreten zu können, müsste die moralische Maxime lauten „gib keinem Menschen Geld, der etwas Schlechtes tut“, was wiederum spätestens im Supermarkt beim Einkaufen schwierig wird, wenn man Produkte von Großkonzernen kauft.
- Trennung zwischen Werk und Künstler*in. Ein Werk muss unabhängig von dem oder der Künstler*in betrachtet werden. Einzig die Inhalte sollten zu einem Urteil beitragen.
- Der moralische Imperativ hat einen Haken. Die Aussage „Man muss Hogwarts Legacy boykottieren, sonst ist man transphob“ ist problematisch. Nach dieser Logik müsste man alles meiden, was Menschen oder Produkte unterstützt, die anderen Menschen schaden. Das wiederum ist nahezu unmöglich.
- Ein Boykott würde vor allem die Entwickler*innen treffen, die hart an Hogwarts Legacy gearbeitet haben. J.K. Rowling ist auch ohne das Spiel Milliardärin und würde zumindest finanziell keinen Schaden nehmen.
Sollte man Hogworts Legacy boykottieren? Diese Frage muss jede*r für sich selbst beantworten. Es gibt für beide Seiten gute und logische Argumente. Wer Hogwarts Legacy nicht kaufen möchte, um J.K. Rowling kein Geld in die ohnehin prallen Taschen zu stecken, setzt auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Wer das Spiel dennoch spielen möchte, ist aber nicht automatisch transphob.
Hogwarts Legacy boykottieren – oder doch lieber helfen?
Hier könnt ihr Trans*menschen helfen: Wer neben oder ohne Boykott von Hogwarts Legacy etwas für Trans*menschen tun möchte, kann bei einigen gemeinnützigen Vereinen spenden. Das könnt ihr bei Trans-Ident e.V., TransInterQueer e.V. oder dem Bundesverband Trans* machen.