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Gaming Lexikon: Metroidvania – Woher kommt der Begriff eigentlich?

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Von: Joost Rademacher

Wer das Wort „Metroidvania“ hört, hat ein klares Bild von bestimmten Spielen im Kopf – oder ist völlig lost. Wir zeigen euch, wo der Begriff herkommt.

Hamburg – Das Genre der Metroidvanias ist heute nicht so bekannt und verbreitet wie First-Person-Shooter oder Action-Adventures á la God of War. In diesen gerne mal unterschätzten Spielen steckt eine Menge Geschichte, auch wenn vielen der Name überhaupt kein Begriff ist. Damit ihr das nächste Mal mitreden könnt, wenn jemand den Begriff „Metroidvania“ in den Raum schmeißt, zeigen wir euch hier, wo das Genre seine Ursprünge hat und was es so besonders macht.

Metroidvania: Der Ursprung liegt mal wieder bei Nintendo

Mit einem Spiel fing alles an: Die Keimzelle der Metroidvanias und die erste Hälfte des Namens entstand schon vor beinahe 40 Jahren. Im August 1986 erschien das erste „Metroid“ für das Nintendo Entertainment System. Das wär auch schon alles, was ihr dazu wissen müsst, tschüss!

Spaß, so einfach sind die Dinge dann doch nicht verlaufen. Zum Beispiel gab es schon ein Jahr vor „Metroid“ ein anderes Spiel namens „Brain Breaker“, das im Konzept ähnlich funktionierte, aber nie allzu großen Erfolg hatte. Trotzdem hat das erste „Metroid“ schon damals aus dem Stegreif die erste erfolgreiche Blaupause dafür geliefert, wie Metroidvanias auch heute noch funktionieren. Zwar fehlten im ersten Spiel der Reihe noch ein paar wichtige Annehmlichkeiten, wie eine Map-Funktion, aber die Grundelemente des Genres waren bereits vertreten.

Screenshot aus Metroid auf dem NES
Metroid: Die Geburtsstunde eines kuriosen Genres © Nintendo

Die Bausteine eines Metroidvania: In der engsten Definition ist ein Metroidvania ein 2D-Plattformer oder 2D-Adventure mit einer zusammenhängenden Spielwelt, in der euer Fortschritt von neu gelernten Fähigkeiten abhängig ist. Findet ihr zum Beispiel eine zu hoch gelegene Tür, müsst ihr erst eine Doppelsprung-Fähigkeit finden und dann zu diesem Punkt zurückkehren, um weiterzukommen. So kämpft und rätselt ihr euch dann den Weg durch eine Welt, die sich euch mit jedem neuen Upgrade immer ein bisschen mehr öffnet.

Das ist das grundsätzliche Konzept, auf dem jedes Metroidvania aufbaut, es gibt aber noch weitere wichtige Faktoren. Backtracking, also das erneute Bereisen von bereits bekannten Gegenden, ist ein klassischer Bestandteil von Metroidvanias. Auch sind neue Skills häufig durch Bosse bewacht, die man erst besiegen muss, um in den Besitz der Fähigkeiten zu kommen. Einige Spiele aus dem Genre haben zusätzlich noch Rollenspiel-Elemente, in denen der Charakter auch auflevelt und mit verschiedenen Waffen ausgerüstet werden kann.

Metroidvania: Konami wagt ein Experiment mit seiner beliebtesten Reihe – und erschafft ein Genre

Woher kommt denn jetzt das „vania“? Kurz nach dem ersten Metroid erblickte eine andere ikonische Spielereihe das Licht der Welt. 1987 veröffentlichte Konami das erste „Castlevania“. Ihr merkt es sicher schon: Castle-vania. In den ersten Teilen hatte die Reihe noch herzlich wenig mit „Metroid“ gemein. Viel mehr waren die Castlevania-Spiele noch klassische, wenn auch bockschwere, lineare Plattformer. Man springt von Level zu Level, kann temporäre Upgrades und Waffen finden und muss am Ende jeder Welt einen Boss besiegen. Einzigartig war aber der starke Einschlag von gotischem Horror, mit Spukschlössern, Vampiren und vielen Monstern.

Screenshot von Castlevania Symphony of the Night auf der PS1
Symphony of the Night machte den Begriff „Metroidvania“ fix © Konami

Der große Wandel kam Mitte der 90er Jahre, als Konami mit „Symphony of the Night“ das Meisterwerk der Castlevania-Reihe rausbrachte. Für den ersten Ableger auf der Sony PlayStation bediente Konami sich mächtig bei der Metroid-Formel, die Nintendo mit Metroid 2 und vor allem mit Super Metroid praktisch perfektionierte. „Symphony of the Night“ spielte sich wie ein Castlevania, nahm sich aber die frei erforschbare Welt und Upgrades aus Metroid und setzte ein paar RPG-Elemente obendrauf.

Metroidvania: Die Geburt des Genres und seine heutigen Vertreter

Die Geburt von Metroidvania: Für Castlevania-Fans war der Release von „Symphony of the Night“ ein ziemlicher Einschnitt in der Wahrnehmung der Reihe. Nach dem Release begann man, Castlevania-Spiele in zwei verschiedene Lager einzuteilen. Das erste Lager wäre das klassische „Castlevania“, unter dem man die älteren, linearen Spiele sammelte. Das zweite Lager war das der „Metroidvanias“, mit dem „Symphony of the Night“ und seine Nachfolger gemeint sind.

Bis heute hält sich der Begriff „Metroidvania“ für alle Spiele, die nach dem Vorbild von „Metroid“ und „Symphony of the Night“ aufgebaut sind. Die Reihe von Nintendo ist auch heute noch aktiv, zuletzt kam „Metroid Dread“ für die Nintendo Switch und auch „Metroid Prime 4“ ist weiterhin in Arbeit. Besonders in der Indie-Szene sind Metroidvanias heute aber weit verbreitet. Ein paar Beispiele geben wir euch noch auf den Weg:

Das Genre der Metroidvanias ist erstaunlich formbar, dafür dass es so spezifische Faktoren hat. Viele Entwicklerstudios haben angefangen, das Genre mit anderen Konzepten und Ideen zu mischen, wodurch solche Perlen wie „Hollow Knight“, „Yoku‘s Island Express“ und „Rogue Legacy“ entstanden sind. Wir warten nur auf den Tag, an dem mal ein Rennspiel-Metroidvania erscheint.

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