Bin ich wirklich der einzige, der Lootboxen in Overwatch 2 vermisst?
Goodbye Lootbox. Blizzard ersetzt das alte System in Overwatch 2 durch einen frischen Battle Pass. Genau der falsche Weg, wenn ihr mich fragt.
Hamburg – Richtig gelesen: Der Typ will tatsächlich Lootboxen zurück. Zumindest in Overwatch 2. Das ist frech, aber gar nicht mal so weit hergeholt. Lasst mich ausreden, dann versteht ihr. Der Wegfall der überall verhassten Boxen ist nämlich eines der größten Ärgernisse, das sich das im Kern tolle Overwatch 2 leistet, wie die extra Kugel Himmelblau am heißen Sandstrand.
Release | 4. Oktober 2022 |
Publisher | Blizzard Entertainment |
Serie | Overwatch |
Plattform | PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X/S und Nintendo Switch |
Entwickler | Blizzard Entertainment |
Genre | Ego-Shooter |
Eine Zusatzkugel, da reibt man sich doch die Hände? Falsch gedacht, am Ende schmilzt die blaue Eisplörre nämlich im Hörnchen, weil es sich in der Hitze einfach nicht schnell genug schlecken lässt. Nicht anders ist es bei Overwatch 2. Der zweite Teil von Blizzards Hero-Shooter verbannt Lootboxen zwar in den vierten Kreis der Hölle, was ja durchaus löblich ist, ersetzt das System aber dann einfach durch eines aus Höllenkreis Sieben.
Overwatch 2: Blizzard schickt Spieler für ein paar Münzen durch die Knochenmühle
Der neue Battle Pass von Overwatch 2 ist rein theoretisch und unter Laborbedingungen, sowie einem immensen zeitlichen Forschungsbudget, gänzlich kostenlos zu beziehen. Aber let’s face it: Das ist eine lupenreine Nebelkerze von Activision Blizzard. Niemand wird sich den Battle Pass in Overwatch 2 beständig ohne Mehrkosten erspielen können, anders als etwa in einem Spiel wie Fortnite. Die hypothetische Möglichkeit besteht ausschließlich, damit Activision Blizzard damit werben kann, dass alle Inhalte wie Skins, Sprays oder Highlight Intros in Overwatch 2 gänzlich kostenlos erspielbar sind.

Aber sind sie wirklich alle kostenlos? Ist es möglich, Overwatch 2 ohne Echtgeld zu komplettieren oder reicht die durchschnittliche Lebenserwartung von 78,5 Jahren bei Männern und 83,4 Jahren bei Frauen in Deutschland dafür vielleicht gar nicht aus? Um Skins oder gleich den vollen Battle Pass in Overwatch 2 zu erwerben, benötigen Gamer Münzen. Die lassen sich allerdings nur quälend langsam erspielen – oder sekundenschnell mit einer Prise Echtgeld aufs Konto zaubern. Will man sich die Währung fair und ehrlich verdienen, ist das Münz-Einkommen eines jeden Overwatch 2 Spielers pro Woche aktuell auf 60 Münzen gedeckelt.
Rechnet man hoch – und natürlich machen wir das jetzt – dann entspräche das einem Overwatch-Jahreseinkommen von 3120 Münzen. Vorausgesetzt man spielt in jeder der 52 Wochen des Jahres ausreichend viel Overwatch 2 und erledigt alle Münz-relevanten Challenges der jeweiligen Woche. Blizzard gönnt Spielern und Spielerinnen also im Grunde keinen festen Arbeitsvertrag mit geregeltem Gehalt, sondern stellt ausschließlich Freiberufler an, die um jede Münze kämpfen müssen.
Overwatch 2: Durch reines Spielen wird es wohl nicht möglich sein, jeden Battle Pass zu erlangen
Möchte man nun sein hart erspieltes Vermögen in einen Battle Pass investieren, kostet der sage und schreibe 1000 Münzen. Ähnliche Preise werden auch für legendäre Skins fällig. Wie viele Battle Passes es pro Jahr geben wird, ist derzeit aber noch nicht einmal ganz klar. Auch Blizzards offizielle Roadmap zu Overwatch 2 schweigt sich bei diesem Thema wie beim neuen Ranked System aus. Geht man allerdings von der aktuell angeschlagenen Taktung des Spiels aus, könnte Spieler und Spielerinnen alle 9 Wochen ein neuer Battle Pass erwarten. Das wären 6 Battle Passes und stolze 6000 Münzen pro Jahr.
- Was man sich von einem vollen Overwatch-Jahresgehalt von 3120 Münzen kaufen kann:
- 12x recolor Skins à 250 Münzen
- 4x epische Skins à 750 Münzen
- 3x legendäre Skins à 1000 Münzen
- 3x den Battle Pass à 1000 Münzen
- 1x legendären Skin à 1900 Münzen
Wer nun zusammenzählt, merkt schnell, dass die Free to Play-Rechnung von Overwatch 2 nicht aufgehen kann. Selbst der disziplinierteste Spieler wird nur dreimal pro Jahr völlig kostenlos beim Battle Pass des Shooters zuschlagen können. Und ja, niemand braucht Cosmetics wie Skins und Sprays zum Spielen, selbstbewusst gnadenlos ist das System von Entwickler Blizzard aber dennoch. Natürlich will man nicht mit Default-Skins das Gegner-Team zerschroten und in die Top 500 einziehen – das ist doch klar.

Vergleicht man den teuren Battle Pass mit der Lootbox aus Teil 1, wird klar, warum sich der vorgeschobene Free-to-Play-Ansatz von Overwatch 2 lohnen dürfte. Zu Zeiten der Lootbox zahlte man zwar einmalig für Blizzards Grundspiel, konnte danach aber alle Inhalte mehr oder minder einfach ohne jeglichen Mehrpreis erspielen. Jede neue Lootbox, die es für Levelaufstiege gab, brachte neue Skins und bei Dopplungen frische Währung – und das ohne Grenze von 60 Münzen. Von den Münzen ließ sich im Shop dann jegliches Item auch noch einmal kaufen. Vielspieler wurden damals belohnt und nicht verhöhnt.
Overwatch 2: Der neue Battle Pass ist wie ein zu großer Eisbecher in der Sonne
Und so sind wir wieder bei der anfänglichen Kugel Himmelblau. Es ist zwar schön, den Glücks-Faktor von Lootboxen wortwörtlich aus dem Spiel zu nehmen, dann aber doch bitte, ohne uns Spielern den realistischen Zugriff auf Skins und andere Goodies zu verwehren. Wer nicht dafür bereit ist, echtes Geld für Overwatch 2 auszugeben, der schaut der Eistüte nur beim Schmelzen zu und wird neuen Skins nur noch lechzend hinterher zocken, ohne sie je tragen zu können. Unter diesen Bedingungen kann ich doch nicht der einzige sein, der die guten alten Lootboxen in Overwatch 2 vermisst, oder?