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Streamerin Powny hat Angst um ihr Leben - Polizei interessiert es nicht

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Streamerin Powny hat Angst um ihr Leben - Polizei interessiert es nicht
Streamerin Powny hat Angst um ihr Leben - Polizei interessiert es nicht © Twitch

Fans einer deutschen Streamerin sind jetzt einen Schritt zu weit gegangen, denn die Streamerin Powny bekam Morddrohungen. Die Polizei-Reaktion erschüttert.

Powny ist 29 Jahre alt und Streamerin auf Twitch. Während sie vor der Kamera ihrem unschuldigen Hobby nachgeht, erreicht sie eine Morddrohung – für sie und alle 80 Zuschauer sichtbar. Unter ihrem richtigen Namen Janin geht sie anschließend zur Polizei. Dort jedoch stößt sie auf eine Reaktion, die sie fassungslos zurücklässt.

Morddrohung gegen Twitch-Streamerin: Deutsche Streamer bilden keine Ausnahme

Erst kürzlich wurde die Streamerin Powny von einer unbekannten Person im Internet bedroht. Wie üblich setzte sie sich am Samstagabend vor den Stream, um ihre Zuschauer zu unterhalten – ein Hobby, das inzwischen viele junge Menschen für sich entdeckt haben. Plötzlich erscheint jedoch eine schockierende und ernstzunehmende Nachricht im Chatfenster. Diese konnte von ihren rund 80 Fans eingesehen werden. Die Worte des unbekannten Users könnten dabei nicht ekelerregender sein: "Ich habe deine Adresse und werde dich vergewaltigen und anschließend in der Badewanne ertränken". 

Schockierend war zudem der Nickname der anonymen Person. Diese hatte auf Twitch den Namen "janin_[Nachname]_toeten". Janin ist logischerweise Pownys echter Vorname, ihren Nachnamen will sie aus verständlichen Gründen nicht öffentlich machen. Im Anschluss an die obszöne Morddrohung erzählt die Streamerin, dass sie schon häufiger leere Drohungen erhielt, allerdings noch nie eine solch explizite. Völlig aufgebracht von den Ereignissen, stockte ihr der Atem: "Ich kriege keinen geraden Satz mehr heraus", so die deutsche Streamerin.  

Nachdem Powny schließlich den Stream beendet hatte, kontaktierte sie ihren Ansprechpartner bei Twitch, welcher glücklicherweise sofort den Account des Täters sperren lässt. Aus innerem Unbehagen schläft die aus Bremen stammende Streamerin seither mit abgeschlossener Schlafzimmertür. Wie Bento berichtet, entschied sich Powny letztendlich aber doch die Polizei zu alarmieren – aus lauter Angst, die leere Drohung könnte grausame Realität werden. 

Twitch-Streamerin Powny fassungslos über Reaktion der Polizei

Die Reaktion des zuständigen Beamten erschien der 29-Jährigen jedoch alles andere als angebracht: "Sie müssen ja viel Freizeit haben", gab er nur von sich. Im Gespräch fielen außerdem Worte wie "Wenn Sie nicht streamen würden, hätte er Ihnen auch nicht geschrieben und wir würden hier nicht sitzen.

Dennoch setzt sich Janin wieder vor ihren Stream. Völlig außer sich erzählt Powny auf Twitch: "Ich war den Tränen nah. Ich habe ihn gefragt, ob er auch zu einem Vergewaltigungsopfer sagen würde, dass sie keine kurzen Röcke tragen solle." Der Beamte verneinte das Ganze und entgegnete hierzu nur trocken, das sei ganz was anderes.

Die Anzeige nahm der Polizeibeamte anschließend zwar auf, verabschiedete sich aber mit den völlig geschmacklosen Worten: "Sollte man Sie tot in ihrer Badewanne auffinden, was für Sie natürlich der schlechteste Ausgang wäre, haben wir zumindest einen Ermittlungshinweis.Fassungslos wandte sich die Streamerin schließlich an die Öffentlichkeit. 

Auf Twitter rekapitulierte die 29-Jährige die Ereignisse auf der Dienststelle und geht mit der Polizei hart ins Gericht. In einer Serie von Postings präsentiert die deutsche Streamerin der Öffentlichkeit die Aussagen des Beamten und gibt ihre Meinung dazu ab. Dafür erntet sie nicht nur im Netz eine Welle des Zuspruchs. Dennoch ist ihr Fall ein mehr als erschreckendes Beispiel, welch niedrigen Stellenwert Cyberkriminalität für die deutsche Polizei derzeit einnimmt. Und das, obwohl Twitch Streamerin Powny kein Einzelfall ist. Bereits im letzten Jahr gab es laut der Bremer Polizei 52 Morddrohungen dieser Art.

Besonders prominente Streamer im Fadenkreuz von Morddrohungen und Angriffen

Auch international sind derlei Drohungen alles andere als selten. Wie ingame.de* berichtet, wurde im Jahr 2018 beispielsweise der Mitgründer des YouTube Kanals "The Slow Mo Guy" von einem Fan mit einer Waffe bedroht. Auch Twitch-Streamer DrDisRespect hat es schon erwischt, nachdem eine Person seine Scheibe, aus einem fahrenden Auto mit einer Pistole zerschoss

Noch extremer sind die Fälle des sogenannten Swattings, bei denen anonyme User die Polizei bzw. die Spezialeinheit der Polizei schwer bewaffnet auf die Streamer hetzen. Auch Tourette Streamerin Sweet Anita wurde vielfach zur Zielscheibe, in einem Tweet spricht diese allerdings über die Veränderungen in ihrem Leben

Ebenso für Twitch Urgestein Reckful veränderte sich kürzlich sein gesamtes Leben. Durch einen geheimen Deal gelang es ihm mehrere Millionen Dollar zu verdienen. Streamer xQc erhielt kürzlich ein äußerst merkwürdiges Fanpaket, welches zur sofortigen Panik seinerseits führte.

Twitch-Streamer in Gefahr? Morddrohungen nehmen zu

Traurigerweise geschieht es immer häufiger, dass Streamer sowie YouTuber online bedroht werden. Das Cybermobbing reicht dabei von Beleidigungen unterster Schublade bis hin zu Morddrohungen. Es spielt dabei keinerlei Rolle, wie groß die Reichweite des Streamers bzw. der Streamerin ist. Durch Publikwerden der eigenen Person und dem oftmals damit einhergehenden Erfolg, entsteht vielfach Neid unter den Usern, der sich wiederum zu Hass gegenüber einem Menschen entwickelt, welchen sie noch nicht einmal persönlich kennen. 

Durch die Anonymität im Internet lassen sich die User auch meist überhaupt nicht nachverfolgen und es entsteht somit eine Angst unter den Streamern, welche nicht selten zu Alpträumen sowie Paranoia führen kann. Doch das sind nur einige der Gründe, aus denen besonders weibliche Streamer Opfer von Internet-Hetze werden. Dass diese Bedrohungen nicht immer leere Worte sind, hat sich bereits in vielen Fällen gezeigt. 

Nach Morddrohung gegen Twitch-Streamerin: Professorin der Polizeiakademie meldet sich zu Wort

Die Drohungen im Internet häufen sich tagtäglich und müssen definitiv von der Polizei ernster genommen werden. Das zumindest fordert Eva Groß, Kriminologin und Professorin an der Akademie der Polizei in Hamburg: "Der Beamte vor Ort hat offenbar völlig unsensibel und unprofessionell reagiert." Wenn die Drohungen in die Tat umgesetzt werden würden, habe der Beamte eine Täter-Opfer-Umkehr vorgenommen, welche alles andere als akzeptabel ist, fasst die studierte Soziologin konsterniert zusammen.

Selbst in der Akademie, an der Eva Groß lehrt, werde das Cybermobbing schlichtweg zu wenig behandelt. Man müsse diese Maßnahme deutlich verstärken, um zukünftig Streamer und Streamerinnen besser schützen und rechtzeitig eingreifen zu können, fordert sie schließlich. In der heutigen Zeit ist dies mehr als überfällig, schon alleine deswegen, damit Streamer und YouTuber in Zukunft keine Angst mehr davor haben müssen, Anzeige zu erstatten. Einem anderen Fall von Cybermobbing ist kürzlich Streamerin Pokimane zum Opfer gefallen. Sie berichtet von permanenten Stream-Sniping-Angriffen und entschloss sich deshalb, Fortnite nicht mehr auf Twitch zu zeigen.

Lichtblick für Streamerin Powny - Polizei reagiert endlich angemessen

Die Social Media-Abteilung der Bremer Polizei reagierte schnell auf Janins Post und versicherte der deutschen Streamerin, man nehme die Beschwerde ernst, woraufhin sich im Anschluss eine Beamtin bei ihr meldete. Von da an fühlte sich Powny endlich ernst genommen: "Ich habe einen Termin bekommen, um die Aussage nochmal zu machen. Die Beamtin hat mich gefragt, ob es mir gut geht, ob ich mich sicher fühle." Der Termin verlief laut eigener Aussage positiv: "Ich wurde so behandelt, wie es beim ersten Mal hätte laufen sollen.

Laut Polizei Bremen läuft mittlerweile ein Disziplinarverfahren gegen den Beamten, der Pownys Aussage zuerst aufnahm. Nicht nur wurde er von Aufgaben mit Bürgerkontakt entbunden, bis die Vorwürfe geklärt werden, auch würden in Zukunft die internen Prozesse der Anzeigeaufnahmen von Straftaten im Internet überprüft.

Glücklicherweise ging im Nachhinein nochmals alles gut für Powny. Dies kann Streamer Salmonboyyy nicht von sich behaupten, als ihm dieses Missgeschick vor laufender Kamera passierte. 

Kein Geld, kein Stream. Nach diesem Prinzip erpresste ein Twitch-Streamer seine Fans.

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Quelle: ingame.de

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