Männer zocken als Frauen und können nicht glauben, was sie hören müssen
Männer verstellen sich beim Videospielen als Frauen und werden in Sekunden mit Hass überschüttet. Die Kampagne „Trough Their Eyes“ zeigt drastisch sexuelle Belästigung.
Hamburg – Gamer sind keine blassen Kellerkinder, die wütend auf Tastaturen hauen. Das Klischee ist lange abgenutzt. Auf YouTube zeigt ein neues Video aber, wie rückwärtsgewandt Männer zockenden Frauen, begegnen. Sexuelle Belästigung, Beleidigungen und mehr prasseln auf zwei männliche Streamer ein, die mit weiblicher Stimme sprechen. Echt oder fake?
Männer werden sofort Opfer sexueller Belästigung, wenn sie 5 Sekunden als Frau zocken
Was war das für ein „Experiment“? Wie wäre es denn, wenn Männer mal im Shooter plötzlich als Frau wahrgenommen werden würden? Das fragt die Kosmetikmarke Maybelline (Tochter des milliardenschweren L‘Oréal-Konzerns). Man kann es sich – leider – denken, doch mit der Kampagne „Trough Their Eyes“ also durch ihre Augen, wird gezeigt, was Frauen tagein, tagaus an Sexismus beim Gaming erleben müssen.
- Die beiden gestanden Männer Joel und Drew zocken normal online, digital wird ihnen aber eine Frauenstimme verpasst. Die talentierten Gamer haben über 12 Millionen Follower.
- Sofort nach dem ‚Fehler‘, sich als Frau zu erkennen zu geben, werden die Streamer aus Matches gekickt oder ihre Mitspieler verlassen mitten im Match die Lobby.
- „Halts Maul Schl*mpe“ kommt als Beleidigung geflogen, keine 5 Sekunden nachdem mit Frauenstimme gesprochen wurde. Die alles andere als netten Aufforderungen, doch endlich mal die feminine Klappe zu halten, kommen übrigens im Dauerfeuer.
- Doch beim Mund verbieten bleibt es nicht. Ihr habt es geahnt, die Stimmen flirten die Streamer mit Frauenstimme so richtig plump an und wollen jetzt „Daddy“ genannt werden.
- Die sexistischen Sprüche a la „geh zurück zur Spüle“ oder „geh Putzen“ sorgen zusätzlich für Ohrenbluten. Traurig ist, dass meistens die ganze Lobby lacht, wenn so ein ‚Joke‘ gedroppt wird.

Warum zocken Frauen trotzdem? Die gestandenen Männer, die nur wenige Momente in den Schuhen einer Frau virtuell unterwegs waren, ringen nach Luft. Ein Gamerr fragt dann am Ende der Session die Moderatorin Amber, wie sie als Frauen überhaupt so weiterzocken könne, nachdem ihnen scheinbar dauerhaft diese Belästigung entgegenschlägt. Die Frau sagt danach nur aus ganzem Herzen über das Gaming: „Weil ich es liebe!“. Hier könnt ihr euch das Video auf YouTube ansehen:
Männer verstellen sich online als Frauen – werden nach 5 Sekunden mit Hass überschüttet
Ist das echt? Nein. Die im Video gezeigten Shooter-Szenen sind nicht echt – es handelt sich um das „Warfare Simulator Computer Game“, das man sich für etwa 75 € als Stock Footage gönnen kann. Ob die Dialoge echt sind, kann auch bezweifelt werden, doch die Situation ist verdammt echt.
Bei uns in der Redaktion bestätigten die Frauen sofort jedes im Video angesprochenen Klischee und gaben zu, das auch selbst alles erlebt zu haben. Auch wenn die Szenen im YouTube-Video also fake sind, ist das Problem dahinter echt. Und genau darauf möchte die Kampagne „Trough Theier Eyes“ aufmerksam machen.
Profi-Gamer tun so, als wären sie Frauen: Sollen lieber „putzen gehen“ und „die Klappe halten“
In Echt kein Einzelfall: Ende 2022 haben sich drei argentinische E-Sport-Profis in Valorant genau wie im Video oben als Frau verstellt. Das Ergebnis war fast gleich. Der einzige Unterschied: die Beeidungen waren nicht auf Englisch, sondern nun auf Spanisch. Hier könnt ihr euch Ausschnitte aus dem das soziale Experiment von „Women in Games Argentina“ dazu anschauen:
In den im Video der Kampagne geht es nicht um die „normalen“ Beschimpfungen, die sich Gamer in der Hitze des Gefechts an den Kopf werfen und die zum ‚guten‘ Ton gehören. Nein, es sind gezielt aufs Geschlecht abziehende Beleidigungen oder sexistische Belästigung. Die Kommentarfunktion ist zum Video auf YouTube übrigens deaktiviert – warum wohl?