Zerstörung der ARD - YouTuber deckt schwere handwerkliche Fehler bei Reportage auf
Der YouTuber Just Nero veröffentlichte ein Video namens „Zerstörung der ARD“. Dort deckte er schwere, handwerkliche Fehler in einer Reortage der ARD auf.
Hamburg – Wer sich viel im Internet bewegt, ist früher oder später vermutlich schon einmal über Persönlichkeiten wie den Drachenlord gestolpert. Er und einige andere Menschen werden teilweise seit Jahren verfolgt und gehetzt. In einer Reportage der ARD sollte nun das Täter-Profil eines Haters beleuchtet werden. Dabei sollen aber einige schwere Fehler unterlaufen sein. Ein YouTuber erhebt nun schwere Vorwürfe gegen den Beitrag und die Verantwortlichen.
ARD lädt Reportage zu Hater-Community hoch – YouTuber erhebt schwere Vorwürfe
Um welche Reportage geht es? Am 8. August wurde in der ARD eine Reportage des Formats „Rabiat“ ausgestrahlt, die nun auch in der ARD Mediathek zu finden ist. Der Beitrag trägt den Titel „Bekenntnisse eines Haters“ und beschäftigt sich mit der Art Cybermobbing, wie es auch dem Drachenlord widerfährt. Der sorgte auch zuletzt erneut für Schlagzeilen. Die Polizei ermittelt wohl wegen Gewalt-Videos gegen Drachenlord. Der Reporter Christoph Kürbel hat für den Beitrag Vincent, den jüngeren Bruder eines engen Freundes, interviewt. Vincent soll selbst jahrelang Teil der Hater-Szene gewesen sein.

Welcher YouTuber erhebt die Vorwürfe? Die Reportage der ARD steht aktuell in der Kritik. Der YouTuber „Just Nero“ veröffentlichte dazu ein Video auf seinem Kanal. In seinem Video beleuchtete er den Rabiat-Beitrag und wies auf einige Ungereimtheiten und Missstände hin.
Rabiat-Reportage wird von YouTuber scharf kritisiert
Was sind die Vorwürfe? Just Nero spricht in seinem Video gleich mehrere Punkte an, die er der ARD vorwirft. Einige davon ließen sich noch als Flüchtigkeitsfehler abtun, andere wiederum sind deutlich schwerwiegender. Diese Vorwürfe erhebt Just Nero gegen die ARD:
- Vincent soll der rechtsextremen Szene angehören
Im Beitrag ist mehrfach ein Headset zu sehen, auf dem die Reichsflagge zu sehen ist
Vincent hat auf Facebook mehrere Seiten mit Nationalsozialistischem Hintergrund mit „Gefällt mir“ markiert
Im Zimmer von Vincent hängt ein Bild von Bismarck an der Wand
Vincent trägt im Video Kleidung der Marke Lonsdale, die zwar nicht direkt rechts ist, wegen der Buchstabenfolge „NSDA“ aber gerne von Rechtsextremisten getragen wird - Mehrere Recherchefehler
Der Begriff „Maskenjäger“, der in der Reportage fällt, soll erfunden sein
Statt wie in der Reportage behauptet, soll es nicht hunderte, sondern hunderttausende Hater geben
Drachenlord hat seine Adresse nicht in einem Livestream, sondern in einem Video veröffentlicht - Opfer der Hater werden unzensiert gezeigt und dadurch bloßgestellt
Videos von Ausrastern des Drachenlord sind unzensiert zu sehen
Namen von Opfern werden genannt
Die Adresse vom Drachenlord wird unzensiert genannt
Aline Bachmann wird während eines emotionalen Zusammenbruchs gezeigt
Straße des Wohnorts von Aline Bachmann wird unzensiert gezeigt
Straße von Kallis Wohnort wird gezeigt - Täter werden zu Opfern umgekehrt
Ein Opfer der Hater verschickt unaufgefordert obszöne Bilder. Dieser Umstand wird in der Reportage allerdings nicht beleuchtet.
Bereits verurteilte Straftaten von Drachenlord werden durch Konjunktiv als mutmaßlich dargestellt
Aline Bachmann wird nur als Opfer dargestellt, ihre Taten, welche die anfängliche Kritik auslösten, werden kaum beleuchtet - Quellen sind nicht richtig angegeben
An einer Stelle des Videos wird als Quelle „Vincent“ angegeben, statt der Plattform, von der das Video stammt - Doppelte Standards
In der Reportage wird das Verbreiten von Clips kritisiert, während gleichzeitig genau solche Clips in ihr verbreitet werden - Anleitung für unerkannte Straftaten
Im Video wird erklärt, wie man als Hater unerkannt bleibt und rechtlich nicht belangt werden kann - Vincent soll an mehreren Stellen gelogen haben
Im Video behauptet er, dass er Kalli nie angestachelt habe. Eine Audio-Datei im Video von Nero deutet das Gegenteil an
Vincent behauptet, Kalli sei mit einem Besuch bei ihm einverstanden gewesen, auch hier deutet eine Audio-Datei das Gegenteil an
Laut Audio-Dateien ist Vincent, anders als in der Reportage behauptet, kein Aussteiger aus der Hater-Szene - Unangemeldeter Interview-Besuch
Der Reporter soll Kalli unaufgefordert und unangemeldet mit Kamera-Team aufgesucht haben, behauptet anfangs aber das Gegenteil - Diffamierung einiger YouTuber
Rezo wird als ein möglicher Ursprung von Hate-Wellen dargestellt
Der YouTuber Abgegrieft wird als Mobber von kleinen Kindern dargestellt
World Wide Wohnzimmer wird kritisiert, weil Kalli dort in einem Video vorkam
Schwere Vorwürfe gegen die ARD – Rabiat-Redaktion reagiert
So reagiert die Redaktion auf die Vorwürfe: Das Video von Just Nero hat über 332.000 Aufrufe (Stand 11.08.2022, 14:04 Uhr). In den Kommentaren unter dem Beitrag in der ARD-Mediathek haben auch einige User*innen auf diesen verwiesen und um eine Stellungnahme gebeten. Die Rabiat-Redaktion hat auf diese reagiert und geantwortet.
Den Vorwurf, mit einem möglichen Rechtsextremen zusammenzuarbeiten, weist die Redaktion von sich. Die gezeigten Symboliken im Video wurden angeblich juristisch geprüft und als unbedenklich eingestuft. Es sei die Entscheidung des Autors gewesen, sie im Beitrag zu lassen, um das Lebensumfeld von Vincent zu zeigen. Dieser sei eigenen Angaben zufolge in keiner rechtsextremen Gruppe mehr aktiv. Die Taten von Vincent stünden außerdem in keinem Zusammenhang mit seiner politischen Gesinnung.
Die Redaktion schreibt, sie sei in der Reportage ausreichend auf die Fehler und Vergehen der Opfer eingegangen. Man sei aber der Meinung, dass kein Fehlverhalten Mobbing rechtfertige. Darüber hinaus soll Just Nero Quellen aus der Hater-Szene genutzt haben. „Die Hauptquelle […] sei ein Hater aus dem Drachenlord-Game, der probiert hat, eine Protagonistin [des] Beitrags zu erpressen“, schreibt die Redaktion.

Die Namen der Mobbing-Opfer dürfen in der Reportage genannt werden, weil es sich bei allen um Personen des öffentlichen Lebens handelt. Es besteht also ein sogenanntes berechtigtes Interesse an ihnen. Die Wohnorte von Kopfnuss Kalli und Aline Bachmann habe man außerdem zeigen dürfen, weil keine Wegführung stattfand, keine Straßennamen oder Klingelschilder gezeigt wurden und keine Aufnahmen der Umgebung zu sehen sind.
Die ARD steht nicht das erste Mal in der Kritik
Vorherige Vorwürfe gegen die öffentlich Rechtlichen: Die Reportage von Rabiat ist nicht der erste Beitrag im öffentlich-rechtlichen Netzwerk, der Kritik erntet. Schon vor einigen Wochen kritisierte YouTuber Rezo Funk für eine fehlerhafte Meldung. Der betroffene Kanal ging öffentlich auf die Kritik ein und gelobte Besserung. Ob ein solches Video von Rabiat noch kommt, bleibt abzuwarten. Fürs Erste scheint die Redaktion in den Kommentaren aber auf alle Nachfragen und Anmerkungen zu reagieren und sich um transparente Kommunikation zu bemühen.