Final Fantasy 16: Große Gefühle, kleine Spielwelt, eine Sorge
Final Fantasy 16 besinnt sich zur „Fantasy“ in seinem Namen zurück – könnte einige Fans aber vor den Kopf stoßen. Wir haben vor Release noch einmal angezockt.
Anmerkung: Die bereitgestellte Version war explizit für ein Presse-Event bereitgestellt, Inhalte der finalen Version könnten abweichen.
Hamburg – Schnell noch die letzten Happen von Tears of the Kingdom aufessen und dann ab zum Verdauungsschläfchen, das nächste Gaming-Festmahl könnte schon bald auf dem Tisch stehen. Am 22. Juni feiert mit Final Fantasy 16 das nächste Urgestein unter den Spielefranchises seinen großen, neuen Release. In einer finalen Preview-Session vor der Veröffentlichung konnten wir noch einmal etwas Valisthea-Luft schnuppern und schauen, was das Action-Rollenspiel neben seinen imposanten Bildern noch zu bieten hat.
Spiel | Final Fantasy XVI |
Reihe | Final Fantasy |
Release | 22. Juni 2023 |
Plattform | PS5 |
Entwickler | Square Enix |
Final Fantasy 16: Große Gefühle und Kino-Bombast vorprogrammiert
Schon im Februar hat Kollegin Aileen eine erste Vorschau zu Final Fantasy 16 abgeben können, damals aber noch in einem begrenzten Abschnitt im späteren Spielverlauf. Dieses Mal hat Square Enix die Vorhänge ein wenig weiter gelüftet und mich den Prolog des Spiels sehen lassen, inklusive einer kleinen Stippvisite in eines der Open Field Areale. Auch von der Story rund um Clive Rosfield und seinen jahrelangen Rachefeldzug gab es dieses Mal ein wenig mehr zu sehen.
Spätestens jetzt ist nicht mehr von der Hand zu weisen, dass Naoki Yoshida und sein Team sich für Final Fantasy 16 bei Game of Thrones bedient haben. Der Schritt zurück zur tatsächlichen „Fantasy“ in Final Fantasy ist begleitet von Blut, Intrigen und Familiendrama. FF16 scheut den Vergleich mit der erfolgreichen TV-Serie aber nicht, oder muss sich dahinter verstecken. Der Plot und die Charaktere stehen auf ihren eigenen Beinen und kommen mit vielen der typischen Charakteristika der Reihe daher – alles ein wenig überzeichnet, alles begleitet von pathetischen Dialogen und großen Gefühlen.

Besonders angenehm ist das neue „Active Time Lore“-Feature, das euch alles nötige zum aktuellen Verlauf der Geschichte auf einen Knopfdruck erklärt. Wer der Story folgen kann, muss sie nicht in Anspruch nehmen, alle anderen können sich die nötigsten Eckdaten jederzeit in übersichtlicher Form in den Kopf zurückrufen. Bei einer so viel auf Lore basierenden Reihe wie Final Fantasy ist das ein willkommenes Zugeständnis an die Neulinge.
Wirklich gespannt bin ich aber am ehesten auf die kleinen, ruhigen Momente zwischen den Charakteren. In meiner Preview-Session glänzte Final Fantasy 16 mit ein paar erstaunlich einfühlsamen, subtilen Szenen zwischen den Hauptfiguren, von denen ich gerne im finalen Spiel noch mehr sehen würde. Dennoch kann FF16 am besten groß und laut, nicht nur in geskripteten Story-Sequenzen mit Monsterkämpfen von absurd gigantischem Ausmaß; auch Clive langt im Kampf ordentlich zu.
Final Fantasy 16: Mehr Combos, mehr Action – Das Kampfsystem kann ordentlich flexen
In der letzten Preview von Final Fantasy 16 kreideten wir noch an, dass die Kämpfe im Spiel zunächst unübersichtlich wirkten. Dazu kann ich zumindest vorsichtige Entwarnung geben, dass FF16 die Spieler*innen kleinschrittig genug in die Kämpfe einführt, um mehr Übersicht zu schaffen. Das muss aber nicht heißen, dass ihr zum Anfang unterfordert sein werdet – schon früh in der Story gibt es die ersten fetten Kämpfe gegen große Gegner, in denen das Kampfsystem ein wenig flexen kann.

Die ersten Schritte, die Square Enix mit Echtzeit-Kämpfen getan hat, haben bisher eher schlecht als recht für mich funktioniert. FF15 fühlte sich in seiner Umsetzung noch sehr wie ein „erster Versuch“ an – das Final Fantasy 7 Remake war dagegen schon etwas ausgereifter, hatte bei seinem Umgang mit Skills und Magie aber noch ein paar Stolpersteine im Weg. Final Fantasy 16 lehnt sich jetzt voll in die wirklich actionreichen Aspekte seines neuen Kampfsystems und geht fast schon in Richtung Devil May Cry.
Das heißt einfach gesagt, dass ihr wieder viel auf die Viereck-Taste hämmern werdet. Gutes Timing und Verkettung verschiedener zusätzlicher Skills werden aber entscheidend für euren Erfolg sein. In dieser Angelegenheit geht Final Fantasy 16 clever mit Espern und Magie um. Clive hat zwei verschiedene Slots für Esper, zwischen denen er auf Tastendruck im Kampf wechseln kann. Jede Esper bringt eigene Skills mit, die nahtlos zwischen normalen Angriffen einsetzbar sind. Es ist vielleicht nicht das tiefgängigste System, hat in den ersten Stunden aber mit schnellen Animationen und intuitivem Spielgefühl punkten können.
Was sind Esper?
Im Final Fantasy Universum sind Esper magische Wesen, die als Verkörperung eines Elements funktionieren. Menschen können diese Esper beschwören und ihre Fähigkeiten kanalisieren – möglich ist das aber nur den „Dominants“, besonders seltenen und fähigen Individuen. Um diese Dominants und Espers herum haben sich in Final Fantasy 16 die einzelnen Reiche und Herzogtümer von Valisthea gebildet.
Final Fantasy 16: Schmale Spielwelt, lange Schläuche – Eine Sorge besteht weiter
Wie sehr Story und Kampfsystem euch zusagen, wird wahrscheinlich einen Großteil dessen ausmachen, ob Final Fantasy 16 bei euch klickt, oder eben nicht. Square Enix geht in FF16 einen gewagten Schritt und wird auf eine Open World verzichten. Stattdessen werdet ihr durch sehr lineare Spielabschnitte geleitet, Kämpfe und Story werden für weite also die größte treibende Kraft sein. Das solltet ihr euch definitiv bewusst machen, FF16 will meinem Eindruck nach mehr in charakterliche, erzählerische Tiefe als in spielerische Breite gehen.
Immerhin wartet Final Fantasy 16 in einigen Regionen mit „Open Field“-Bereichen auf, in denen ihr mehr Bewegungsfreiheit genießen, Nebenquests erfüllen und Monster nach freiem Belieben kloppen könnt. Das wird hoffentlich einen Beitrag leisten, dass FF16 sich nicht wie in ein zu enges Korsett geschnürt anfühlt – gerade wo Brecher-Open-Worlds wie aus Elden Ring oder Tears of the Kingdom aktuell den Ton für epische Fantasy-Spiele angeben. Trotzdem besteht die Sorge, dass genau das eintritt.

Square Enix muss für Final Fantasy 16 inszenatorisch und Gameplay-technisch im finalen Release einiges leisten, damit es nicht den Eindruck von einem in der Zeit zurückgebliebenem Spiel macht. Auch in Performance muss FF16 am Ende ordentlich auffahren, damit das Spiel sich bei den begrenzten spielerischen Entfaltungsmöglichkeiten angemessen groß und bombastisch anfühlt. An meiner Preview-Maschine gab es da auch im Performance-Modus einige Ruckler, die könnten aber individuell bedingt sein, andere Spieler*innen in meiner Gruppe schienen da weniger Probleme zu haben.
Final Fantasy 16: Fazit der zweiten großen Vorschau – Da kann was ganz Großes kommen
Es mag in den letzten paar Absätzen ein wenig geklungen haben, als würde ich Final Fantasy 16 mit Sorge und einiger Kritik entgegensehen. Das hat aber seinen Grund, denn ich hoffe wirklich, dass FF16 ein gutes Spiel wird. Was ich bisher von Clives Geschichte erlebt und an Schwertschwingerei ausgeteilt habe, fühlt sich mehr auf meinen Geschmack zugeschnitten an, als jedes Final Fantasy, das ich bisher gespielt habe. Es hat alle Grundvoraussetzungen, um vielleicht mein liebster Teil der Reihe zu werden.
Die Story hat genug an interessanten Charakteren und Konflikten zu bieten, dass sie schon in den ersten Stunden zu fesseln weiß, ohne Vorwissen – oder gar einen ganzen Film im Voraus – zu erfordern. Kämpfe fühlen sich intuitiv und wuchtig an, und geben einen guten Vorgeschmack auf die wirklich großen Momente, die Final Fantasy 16 von Anfang an verspricht. Falls die technischen Wehwehchen sich als Einzelfall entpuppen sollten und die lineare Struktur der Welt nicht der Handlungsfreiheit und dem Abenteuergefühl dazwischengrätscht, kann da etwas ganz Großes auf uns zukommen.