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Fire Emblem Engage bringt alte Helden zurück an die Front: Nostalgie pur oder Charakter-Overkill?

Erstellt:

Von: Daniel Meyer

Fire Emblem Engage: Die Welt muss beschützt werden
Fire Emblem Engage: Die Welt muss beschützt werden © Intelligent Systems

Mit Fire Emblem Engage bringt die Spieleschmiede Intelligent Systems mit einem besonderen Kniff alte bekannte Gesichter zurück ins Spiel. Wie gut das funktioniert, erfahrt ihr im Test!

In Fire Emblem: Three Houses bekamen wir es 2019 mit einer Militärakademie, zahlreichen Studier-Sessions und drei individuell spielbaren Fraktionen zu tun. Von diesem komplexen Design verabschiedet man sich mit Fire Emblem Engage und dies erfolgreich. Obwohl das Game sehr ausgefeilt daherkam, konnte man sich schnell in der Komplexität verlieren. Engage fokussiert hingegen einen direkteren Ansatz, wodurch auch die strategischen Kämpfe mehr zur Geltung kommen.

Fire Emblem Engage geht entsprechend erst mal einen großen Schritt zurück, um sich neu zu orientieren und kommt somit deutlich schlanker daher. Es gibt nur eine lineare Story zu erleben, wodurch das Spielerlebnis um einiges direkter ausfällt, aber die zugleich nicht sonderlich vom Hocker haut und mehr an die Anfänge des Fantasy-Genres erinnert.

Spieletitel:Fire Emblem Engage
Release-Datum:20.01.2023
Genre:Strategie-Rollenspiel
Plattformen:Nintendo Switch
Entwickler:Intelligent Systems
Publisher:Nintendo

Ein dunkler Herrscher droht die Welt in den Abgrund zu reißen und eine Gruppe aus Helden muss den Tag retten. Dies ist ein nicht selten verwendetes und fast schon klischeehaftes Szenario. Zum Glück handelt es sich bei Fire Emblem Engage im Endeffekt noch immer um ein Strategie-Rollenspiel, bei dem der taktische Ansatz ganz fett unterstrichen ist.

Fire Emblem Engage: Gemeinsam sind wir stark!
Fire Emblem Engage: Gemeinsam sind wir stark! © Intelligent Systems

So beginnt die Geschichte mit einem Rückblick, in dem unser Held oder unsere Heldin Alear (wie gewohnt können wir Geschlecht und Name individuell auswählen) den finsteren Drachen Sombron besiegt. 1.000 Jahre vergehen in der Welt Elyos und wir erwachen aus einem ebenso langen Schlaf.

Bequemerweise haben wir keine Erinnerungen an die Vergangenheit. Entsprechend beschreitet Intelligent Systems einen sicheren Pfad, um die Geschichte an uns heranzutragen. Positiv ist, dass unser Held bzw. unsere Heldin mit etwas mehr Charaktertiefe daherkommt, als wird dies aus den meisten Spielen der Serie gewohnt sind - sehr sympathisch.

Allzu sehr brauchen wir uns an die friedliche Welt in Fire Emblem Engage nicht gewöhnen, stehen doch bereits kurz nach Spielbeginn die ersten Kämpfe in Aussicht. Horden an düsteren Kreaturen suchen plötzlich die Welt heim und es scheint, als wäre Sombron ebenfalls wieder aktiv. So beginnt unsere Reise, um abermals die Welt zu retten.

Fire Emblem Engage im Test: Grundgerüst bleibt Stein, Schere, Papier

Der Kern von Fire Emblem Engage hat sich im Vergleich zu früheren Ablegern nicht sonderlich verändert. Das Kampfsystem bleibt rundenbasiert. Auf Kacheln ziehen wir unsere Figuren in Position oder führen andere Aktionen durch, ehe dann der Kontrahent und manchmal auch dritte Parteien ihre eigenen Züge durchführen. Unterschiedliche Einheitentypen versüßen das Spielgeschehen ebenso wie die oft sehr unterschiedlichen Ziele, die es im Laufe der Gefechte zu erfüllen gilt.

Nicht selten stehen wir dabei unter Zeitdruck. Beispielsweise können wir Diebe daran hindern, Schätze von der Karte zu bringen. In anderen Fällen können wir Dorfbewohner warnen, ehe Feinde deren Häuser in Brand stecken. Erreichen wir solche Nebenziele, winken zusätzliche Belohnungen. Gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden kann dies sehr fordernd ausfallen, da zahlreiche Feinde zuerst überwunden werden wollen. Auf dem klassischen Schwierigkeitsgrad kann dies für besonderen Nervenkitzel sorgen: wird hier einer unserer Helden getötet, kehrt dieser nicht zurück.

Fire Emblem Engage: Das gewohnt hochkarätige, strategische Gameplay wartet auf uns!
Fire Emblem Engage: Das gewohnt hochkarätige, strategische Gameplay wartet auf uns! © Intelligent Systems

Jedoch ganz so erbittert wie die klassischen Ableger kommt Fire Emblem Engage nicht daher. Wir können uns stets für einen einfacheren Modus entscheiden, bei dem gefallene Helden im nächsten Kampf wieder zur Verfügung stehen. Interessant ist zudem die Fähigkeit die Zeit zurückzudrehen. Hier können wir zu einem belieben früheren Zug zurückkehren und den Ausgang der Schlacht neugestalten.

Die Kämpfe selbst durchlaufen das bekannte Prinzip Stein, Schere, Papier. Schwertkämpfer sind erfolgreicher gegen Axtkämpfer, die wiederum gegen Speerträger die Oberhand besitzen, welche im Gegenzug effektiv gegen das Schwert sind.

Eine Besonderheit stellt der neue Break-Status dar. Haben wir dank dieses „Schwert, Axt, Speer“-Prinzips die Oberhand, verliert der Gegner kurzzeitig seine Waffe und kann bis zum Ende der Runde keinen Gegenschlag durchführen. Diese bietet zusätzliche Würze, denn auch Feinde können davon Gebrauch machen.

In Fire Emblem Engage lernen wir die Kunst des Krieges

Aber natürlich kratzen wir nur an der Oberfläche. Wie in früheren Ablegern bekommen Fans es in Fire Emblem Engage wieder mit der ganzen Breiteseite an Klassen und einem riesigen Charakter-Ensemble zu tun. Von Bogenschützen, über Martial-Arts-Kämpfern bis hin zu Pegasus-Reitern wird hier viel geboten.

Dies sorgt entsprechend für einen erheblichen strategischen Tiefgang. Auch dürfen wir uns wieder über das gewohnte Klassenwechsel-System freuen, bei dem wir ab einem bestimmten Level die Klassen unserer Helden in den nächsten spezialisierten Rang aufsteigen lassen können.

Fire Emblem Engage: Die Zwischensequenzen wissen zu überzeugen
Fire Emblem Engage: Die Zwischensequenzen wissen zu überzeugen © Intelligent Systems

Während die Zwischensequenzen von Fire Emblem Engage wunderbar animiert sind, so lässt die Spieloptik noch deutlich Luft nach oben. Stellenweise wirken Levelbereiche karg, langweilig und in die Jahre gekommen, ein anderes Mal strotzen Areale nur so vor Detailliebe. Positiv fällt auch der Wechsel zwischen taktischer Draufsicht und 3D aus. Üben wir einen Angriff aus, so wechselt das Spiel in die 3D-Ansicht und zeigt wie beide Einheiten sich bekämpfen. Besonders gefällt, dass die Duell-Schauplätze genau dem Ort entsprechen, an dem die Einheiten gestanden sind – etwas was lange Zeit nicht Standard war.

Nach einer Schlacht können wir das soeben besuchte Areal sogar begehen, dort mit unseren Gefährten sprechen, Tiere adoptieren und Gegenstände finden. Dies ist zwar ganz nett, doch gerade die Aktivitäten fühlen sich eher als Beschäftigungsmaßnahme an. Einen richtigen Mehrwert bekommen wir als Spieler damit jedoch nicht geboten.

Fire Emblem Engage: 12 Ringe sie zu knechten

Alteingesessene Fans werden sich über Fire Emblem Engage freuen, denn der Nostalgie-Faktor ist ungemein groß. Keine Sorge, auch Neueinsteiger werden sich ohne Probleme schnell zurechtfinden, doch Fans werden viele bekannte Charaktere wiedertreffen, die in Form von Ringen daherkommen.

Fire Emblem Engage: Ein Ring sie zu... fusionieren?
Fire Emblem Engage: Ein Ring sie zu... fusionieren? © Intelligent Systems

Richtig gehört, insgesamt warten auf uns 12 sogenannte Emblem-Ringe, die im Laufe des Spiels gefunden werden möchten. In jedem dieser schlummert ein Held aus früheren Ablegern der Serie, darunter Marth, Ike und Sigurd. Die Ringe können von uns individuell einem Charakter zugeordnet werden, der fortan zusammen mit diesen beschworenen Helden in Unisono in die Schlacht ziehen.

Jeder Ringträger verfügt zudem über eine eigene zusätzliche Energieleiste, die im Laufe eines Kampfes langsam auflädt. Ist diese voll, können wir mit dem Ring-Helden fusionieren und für drei Runden von ganz besonders mächtigen Angriffen, Buffs und Waffen profitieren. Spannend ist, dass viele dieser Fähigkeiten vor allem zahlreiche neue taktische Möglichkeiten ins Geschehen bringen.

Doch es kommt noch dicker, denn unsere Helden können mit den Emblem-Ringen auch das gemeinsame Beziehungslevel verbessern. Steigt dieses hoch genug, erhalten wir Zugriff auf neue Skills, die der Ringträger vererbt bekommen kann. Da diese Fähigkeiten jedoch erworben werden müssen, muss auch ordentliche gegrindet werden. Wir können sogar zusätzliche weitere Ringe schmieden, die uns Boni auf unterschiedliche Attribute geben.

Fire Emblem Engage: Alte Bekannte Helden wie Marth sind auch mit dabei!
Fire Emblem Engage: Alte Bekannte Helden wie Marth sind auch mit dabei! © Intelligent Systems

Wem das alles noch nicht genug ist, der kann sich mit dem Season Pass von Fire Emblem Engage zudem auf weitere Features freuen. In vier geplanten Wellen stehen so neue Emblem-Helden zur Verfügung. Aber auch hilfreiche weitere hilfreiche Gegenstände, kosmetische Items, weitere Klassen und sogar neue Handlungsszenarien warten darauf von Fans genutzt und erlebt zu werden.

Fire Emblem Engage: Amiibos, Online-Funktionen und der Grind abseits der Kämpfe

Haben wir die ersten paar Kapitel abgeschlossen, schalten sich recht schnell die Online-Features frei. Dabei bekommen wir es in Kämpfen zum einen mit einer Mechanik zu tun, die stark an das Souls-Franchise erinnert. So können wir auf den Schlachtfeldern anhand von leuchtenden Feldern erkennen, wo andere Spieler besonders häufig blutige Schlachten geführt haben und gescheitert sind. Untersuchen wir diese, lassen sich sogar einige Hinterlassenschaften entdecken, die unsere Reise vereinfachen.

Kehren wir hingegen in unsere Hub-Welt Somniel zurück finden wir hier den Turm der Prüfungen. In dem Modus „Staffelprüfung“ bilden wir mit anderen Spielern ein Team auf vorgegeben Maps um müssen den Sieg erringen. Weitere Herausforderungen warten im Modus „Dimensionsprüfung“ auf uns, in dem wir eigene Karten bauen und im Netz freigeben können. Der letzte Modus „Sturmprüfung“ schickt uns hintereinander auf verschiedene Karten – quasi eine Ausdauerprüfung.

Fire Emblem Engage hat auch Gänsehaut-Momente
Fire Emblem Engage hat auch Gänsehaut-Momente © Intelligent Systems

Einziger Wehmutstropfen ist jedoch, dass die oben beschriebenen Online-Funktionen eine Mitgliedschaft von Nintendo Switch Online voraussetzen. Wer diese nicht besitzt und nicht abschließen möchte, kann zumindest noch auf Amiibos für Boni zurückgreifen. Einmal am Tag lassen sich bis zu fünf Amiibos scannen, und jeder beschert uns einige Zusatzitems. Besitzen wir zudem Amiibos von Fire Emblem, so gibt es zusätzliche Geschenke!

Wie schon in Three Houses kommt Fire Emblem Engage wieder mit zahlreichen Nebenaktivitäten auf uns zu. Beim Schmied und anderen Läden können wir uns ordentlich und in Ruhe ausrüsten. In einem Gehege können wir adoptierte Tiere pflegen, die uns gelegentlich zusätzliche Materialien bescheren, und in Kraftsport-Minispielen können wir mit etwas Geschick Attributs-Boni für den nächsten Kampf verdienen.

Das einzige Problem ist, dass diese ganzen Aktivitäten, von denen es auch noch viele weitere gibt, sehr zeitraubend sind. Zwar sind diese optional, doch gerade Perfektionisten werden diese Chance auf weitere Boni und Items kaum auslassen wollen, warten hier doch auf lange Sicht gesehen wichtige Ressourcen die gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden essentiell sein können.

„Ein Liebesbrief an alteingesessene Fans“: Unser Testfazit zu Fire Emblem Engage

Fire Emblem Engage ist ein Liebesbrief an alteingesessene Fans! Die Spieleschmiede Intelligent Systems kehrt damit dem komplexen Story-System des Vorgängers Three Houses den Rücken und besinnt sich auf eine lineare und doch sehr zugängliche Geschichte. Für unseren Geschmack fast schon etwas zu zugänglich, denn das Storytelling hat auch merklich abgenommen. Die Story mag entsprechend wenige Überraschungen mit sich bringen, dafür wurde jedoch ein klarer Schwerpunkt auf das gesetzt, was am wichtigsten ist: das strategische Kampfsystem.

Hier weiß Fire Emblem Engage durch brisante Herausforderungen, enormen taktischen Tiefgang und durch ein gewagtes neues Feature zu bestechen: Die Emblem-Ringe. Befürchtungen, dass die zwölf früheren Helden der Serie das Spiel zu sehr überladen mögen, sind schlussendlich unbegründet. Stellenweise fühlen sich diese fast schon etwas zu mächtig an, doch wer sich nicht in Acht nimmt, beißt in Fire Emblem Engage auch schnell selbst ins Gras.

Final können wir sagen: Fire Emblem Engage bietet ein herausragendes Strategie-Spektakel und sorgt für zahllose Stunden bester Unterhaltung. Nun wünschen wir uns nur noch eine ebenso hochkarätige Story sowie gleichermaßen facettenreichere Charaktere für ein ultimatives Spielerlebnis.

ProContra
Immense strategische MöglichkeitenWirkt optisch teils veraltet
Anspruchsvolles GameplaySchwache Story
Attraktives Charakterdesign ...... mit wenig charakterlicher Tiefe
Craften, grinden und optimieren bis der Arzt kommt
Nostalgie Pur durch Emblem-Ring-Charaktere

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