1. ingame
  2. Tests

Debatte um Horizon: Burning Shores: Lasst Aloy in Ruhe!

Erstellt:

Von: Sebastian Tauchnitz

Burning Shores, die Erweiterung zu Horizon: Forbidden West, ist da. Und sorgt für jede Menge Stunk im Netz. Was schade ist, denn sie ist sehr, sehr gut geworden.

Ein Kuss. Also, ein möglicher Kuss. Das ist es, was derzeit dafür sorgt, dass die Erweiterung Burning Shores zum phantastischen Horizon: Forbidden West per Reviewbombing massiv von einer lauten Minderheit abgestraft wird.

Aloy, die Hauptfigur von Horizon, ist nicht zu beneiden. Schon als Forbidden West in den ersten Trailern vorgestellt wurde, hatten Teile des Internets Schaum vor dem Mund. Als „zu hässlich“ befanden sie die Hauptfigur. Da spielte keine Rolle, dass Aloy eine der sympathischsten Hauptfiguren der letzten zehn Jahre ist. Eine selbstbewusste, selbstironische Frau, die unbeirrt ihren Weg geht, die treu zu ihren Freunden steht. Die gleich mehrfach ausgerechnet die Welt gerettet hat, die sie oftmals mit Ver- oder Nichtachtung gestraft hatte.

Horizon: Burning Shores erntet Hass im Netz – Erst „nicht schön genug“, jetzt „woke“

Entwickler Guerilla Games hat eine mehrdimensionale, spannende Hauptfigur geschaffen, die mit sich hadert, der man die Spuren anmerkt, die das Leben hinterlassen hat. Und einigen Typen im Netz war sie nicht „schön genug“, weil sie eben nicht das übliche Model ist, dass im Fellbikini durch die Kulissen turnt.

In der Erweiterung „Burning Shores“ von „Horizon: Forbidden West“ geht es in das postapokalyptische Los Angeles.
In der Erweiterung Burning Shores von Horizon: Forbidden West geht es in das postapokalyptische Los Angeles. © Screenshot: SCEE

Und als ob das nicht alles schon peinlich genug wäre, setzt sich der Shitstorm nun bei Burning Shores fort. Weil Aloy ganz am Ende, nach einem wirklich epischen Bosskampf, nach vielen Stunden, die man in einer ganz wunderschönen Welt voller spannender Geschichten verbracht hat, jemanden küssen kann. Wohlgemerkt kann, nicht muss. Ein anderes Mädchen.

Noch mehr Aloy? Hier gehts zum Test der PSVR2-Version „Call of the mountain“!

Schon drehen diejenigen, die bei allem, was nicht dem Ideal des männlichen weißen Helden entspricht, reflexartig „Woke“ schreien, durch. Egal, dass die zarten Bande zwischen Aloy und ihrer Begleiterin wirklich elegant durch die Geschichte geknüpft wurden – von den plumpen Sammelkarten-Romanzen früherer Witcher-Teile ist man gottseidank meilenweit entfernt.

Das (tolle) Spiel an sich gerät in den Hintergrund

Abgesehen davon, dass man im Jahr 2023 eigentlich meinen möchte, dass es egal sein sollte, wer wen lieb hat und was andere dazu sagen, ist die Scheindebatte, die da geführt wird, einfach ärgerlich. Vor allem für die vielen Mitarbeiter von Guerilla Games, die offensichtlich wieder jede Menge Arbeit und Herzblut in Burning Shores gesteckt haben.

Sie erfinden mit der Erweiterung das Rad nicht neu. Es gibt mehr vom Gewohnten. Aber bei seiner Leibspeise beschwert sich auch niemand, wenn es einen Nachschlag gibt. Aloy wird in die Ruinen von Los Angeles geschickt, folgt der Spur eines besonders fiesen Übeltäters und trifft dabei auf die Überlebenden des zweiten Teils der Quen-Flottille.

Es entspinnt sich ein spannendes, rund 10 Stunden Spielzeit bietendes Abenteuer. In atemberaubend schöner Grafik, was auch daran liegen könnte, dass die Erweiterung im Gegensatz zum Hauptspiel ausschließlich für die PS5 erschienen ist. Mit tollen Dialogen, fordernden Kämpfen, neuen Spielmechaniken und Waffen – die 20 Euro für die Erweiterung sind gut angelegt. Solange man nicht durchzudrehen droht, wenn am Ende die Entscheidung ansteht, ob Aloy ihre Begleiterin nun küssen soll oder nicht.

Kolumnen sind journalistische Meinungsäußerungen und als solche klar gekennzeichnet.

Auch interessant