Ring Fit Adventure im Test: Spielerische Fitness mit Pilates-Ring – Perfekter Sport für Gamer?

Ring Fit Adventure verbindet Rollenspiele mit Fitness-Übungen. Doch ist das Nintendo Gadget der perfekte sportliche Einstieg für Gamer. Wir haben's herausgefunden.
Ingame-Tester David S.-V. – ein wahrer Couch-Potato – überwand mühsam seinen inneren Schweinehund, um endlich wieder in Bewegung zu kommen. Seine Ausrüstung? Eine Nintendo Switch und ein Pilates-Ring, der sogenannte „Ring-Con“. Warum Ring Fit Adventure ein idealer Einstieg in eine gesunde Fitness-Routine ist, zeigen wir im Test.
Vom „Wii Balance Board“ zum „Ring-Con“ – Was kann der Pilates-Ring von Ring Fit Adventure?
Nintendo verabschiedet sich endgültig vom altbekannten aber auch millionenfach verkauften „Wii Fit“ und leitet mit „Ring Fit Adventure“ das neue Zeitalter seiner Fitness-Spiele ein. Das brandneue Fitness-Spiel setzt für die Übungen einen Pilates-Ring im Durchmesser von rund 30 Zentimetern ein, welcher den offiziellen Namen „Ring-Con“ erhält. Dieser robuste Kunststoff-Ring lässt sich durch Drücken und Ziehen problemlos verbiegen, ohne dass er dabei ansatzweise zerbrechen könnte.
Wir waren gespannt, wie effektiv der „Ring-Con“ für sportliche Aktivitäten ist. Zusammen mit einem Beingurt wird jede Bewegung erkannt und durch die „Joy-Cons“ ins Spiel übertragen. Hält sich der Spieler nicht an die korrekte Pose und den richtigen Bewegungsablauf, wird das Spiel dies auch nicht als korrekte Wiederholung der Übung anerkennen. Die verschwitzten Stoffpolster am „Ring-Con“ und den Beingurt kann man jederzeit abmachen und mit neutralen Reinigungsmitteln lauwarm abwaschen. Das Spiel bietet drei verschiedene Modi an, bei der jede Altersgruppe etwas finden kann. Wir haben uns sie im Test näher betrachtet.
Der Abenteuer-Modus in „Ring Fit Adventure“ – Wie sieht die Story aus?
Womit Nintendo jedoch am Meisten für ihren neuen Hybrid aus Sport und Spiel geworben hat, ist der Abenteuer-Modus. Neben dem Schnellspiel- und dem Individuell-Modus soll das Abenteuer sehr ausgereift und umfangreich sein. Selbst eine Geschichte ist Teil des Pakets. Als namenloser Held hat der Spieler versehentlich den bösen Bodybuilder-Drachen namens „Drako“ befreit und muss nun mit den Konsequenzen leben. „Drako“ macht sich nun auf dem Weg, seinen Körper zu trainieren, um an finstere Macht zu gelangen und die Welt zu erobern.

Der „Ring-Con“ spiegelt im Spiel dabei das Maskottchen „Ringo“ wider. Zusammen mit „Ringo“ wird der Spieler den Bösewicht bezwingen müssen. Dabei dient „Ringo“ auch als Motivationstrainer, der den Spieler für jede erfolgreiche Aktion lobt und zu mehr sportlicher Aktivität motiviert. So hat Nintendo sich für dieses Spiel eine recht typische „Das Gute muss das Böse bezwingen“-Geschichte ausgedacht, was für ein Fitness-Spiel nicht unbedingt schlecht sein muss. Eine fesselnde und tiefgreifende Story finden wir für den Nutzwert dieses Spiels nicht notwendig.
Bunt und kindisch – Spricht „Ring Fit Adventure“ überhaupt Erwachsene an?
In puncto Ästhethik lässt sich Ring Fit Adventure mit seinem bunten Look und verspielten Comic-Designs als recht kinderfreundliches Sportspiel beschreiben. In Kombination mit der simplen Story könnten die spielerischen Elemente auf Erwachsene einen recht kindischen und unseriösen Eindruck – mit abschreckenden Folgen. Man könne denken, dass das Spiel nur für Kinder gedacht sei. Natürlich lässt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage stellen, ob Kinder überhaupt Bedarf nach Fitness-Spiel haben anstatt an der frischen Luft zu sein und sich beispielsweise mit Fußball sportlich zu betätigen.

Wie für Nintendo üblich lassen sich in „Ring Fit Adventure“ aber sowohl kindgerechte Spielelemente als auch geeignete Spielmodi für erwachsene Spieler finden. Theoretisch lässt sich der Abenteuer-Modus komplett überspringen. Von Anfang an hat man im Schnellspiel- und Individuell-Modus nämlich Zugriff auf alle möglichen Fitness-Übungen, die das Spiel anbietet. So können alle Altersgruppen mit „Ring Fit Adventure“ ihren ersten Schritt in einer ausgereiften Fitness-Routine wagen. Wer den Pilates-Ring also als reines Sportgerät sieht, kann in der Theorie auch gänzlich auf die charmante Präsentation der integrierten Switch-Spiele verzichten.
Sporten und leveln – Wozu spielt man den Abenteuer-Modus?
Wer sich auf verspielte Art und Weise austoben möchte, greift stattdessen zum Abenteuer-Modus. Hier steht jedoch nicht die Geschichte im Vordergrund, sondern vielmehr die Rollenspiel-Aspekte. Im Stil von klassischen Rollenspielen wie „Final Fantasy“ oder „Pokemon“ wird der Spieler mit rundenbasierten Kämpfen konfrontiert. Angriffe mit Vorteilen gegenüber bestimmten Gegner-Typen können zwar frei ausgewählt werden, müssen aber durch echte Fitness-Übungen ausgelöst werden. Auch ist es erwähnenswert, dass der Spieler zwischen den Kämpfen auf der Stelle joggt, um in der Spielwelt voranzukommen. Beim Laufen kann der Spieler Münzen sammeln und durch verschiedene Bewegungen Hindernisse überwinden. So ist man im Abenteuer-Modus ständig in Bewegung, was für ein kardiologisches Workout genau richtig ist. Zwischen den Leveln nimmt man sich eine kurze Pause, um sich währenddessen mit neuen Fähigkeiten durch erhaltene „Skill-Punkte“ auszustatten.

Dabei tummeln sich in der Welt auch Shops , die dem Spieler auf Kosten von gesammelten Münzen verstärkende Getränke gewähren. Der Abenteuer-Modus ist besonders gut für Spieler geeignet, die sich mit bloßem „Ich will einfach fitter werden“-Zielen trotzdem nicht zum Sport aufraffen können oder nach wenigen Minuten bereits aufgeben wollen. Indem dem Spieler konkrete und kurze Ziele aufgetragen werden, die dazu noch völlig realisierbar sind, fällt es deutlich leichter, stets am Ball zu bleiben. Spielspaß und Rollenspiel-Elemente veranlassen dazu, jeden Tag zurück zum Spiel zu finden. Ist man im Abenteuer-Modus richtig drin, kann er sich tatsächlich zu einer täglichen Fitness-Routine entwickeln. So frisch wie das Spiel in diesem Zeitpunkt ist, ist es noch nicht bekannt wie lange der Abenteuer-Modus anhält. Laut Nintendo soll der Spieler rund 90 Tage mit diesem Modus beschäftigt sein, sofern er das Spiel täglich spielt.
Einzelspieler-Spiel ohne Online-Modus – Das fehlt in „Ring Fit Adventure“
Zwar lassen sich mehrere Konten mit ihren jeweiligen Fortschritten herstellen, von einem richtigen Multiplayer-Modus kann aber nicht die Rede wert sein. Was höchstens möglich ist, dass mehrere Spieler abwechselnd Minispiele spielen und ihre Rekorde speichern und abgleichen. Auch können diese Rekorde in der Weltrangliste eingetragen werden, falls jemand nach dem Weltrekord dürstet. Hier hätte Nintendo gern noch ein paar kompetitive Funktionen einbauen dürfen, um das Spiel noch weiter zu vertiefen. Wir denken, in einem Online-Modus zum Beispiel mit anderen Spielern live zu konkurrieren, wäre eine nette Abwechslung zum Abenteuer-Modus gewesen. Schließlich ist „Ring Fit Adventure“ zurzeit ein komplettes Einzelspieler-Spiel. Schade nur, dass eigens erstellte Übungen und Routinen nicht mit anderen Spielern geteilt werden können. Das hätte dem "Ring Fit Adventure" zumindest in Grundzügen eine soziale Komponente beigefügt.

„Schnellspiel-Modus“ – gezielte Muskeln schnell und spielerisch trainieren
Wer nicht viel Zeit hat oder nur bestimmte Muskelgruppen trainieren möchte, kann im „Schnellspiel-Modus“ eine Auswahl von einzelnen Übungen finden. So kann man entweder pure Fitness-Übungen machen oder Minispiele spielen, um das spielerische Element beim Trainieren beizubehalten. Beide zeichnen jeden Fortschritt auf, damit der Spieler sich in der Freundes- oder Weltrangliste mit anderen Spielern vergleichen kann. Mit Sets kann man fertig kombinierte Übungen für bestimmte Muskelgruppen durchgehen. Wir finden diesen Modus ideal für jeden Spieler, der sich nicht auf den bunten Abenteuer-Modus einlassen möchte und einfach nur Sport betreiben will. Von Anfang steht jede Übung frei zur Verfügung, was wir für genau richtig halten. Für 70 Euro bekommen also sowohl Sportbegeisterte als auch motivierte Vollzeitgamer eine sinnvolle Mischung geboten.
Multitask-Modus – Trainieren ohne Bildschirm
Im „Multitask-Modus“ besteht die Möglichkeit, den „Ring-Con“ überall mitzunehmen und zu benutzen. Der „Ring-Con“ zählt nämlich mit, wie oft er gedrückt oder an ihn gezogen wurde. So kann man zum Beispiel beim Serien-Gucken kleine Fitness-Übungen machen. Gelangt der Spieler zurück zu „Ring Fit Adventure“, werden die gezählten Wiederholungen als Erfahrungspunkte für den Abenteuer-Modus genutzt, um dem Spieler Vorteile zu bringen. Ob das Drücken des „Ring-Cons“ neben andere Aktivitäten überhaupt effektiv ist, lässt sich jedoch diskutieren. Die Möglichkeit besteht aber dennoch und man wird dabei belohnt. Wir begrüßen den „Multitask-Modus“ also trotzdem.

Individuell-Modus – Fitness-Routine selber auswählen
Zwar kann man im „Schnellspiel-Modus“ gezielt Muskeln trainieren, dennoch ermöglicht der „Individuell-Modus“, bestimmte Übungen noch freier auszuwählen und sie als Routine abzuspeichern. Diese individuell gestaltenden Routinen können jederzeit absolviert und geändert werden. Hier hat der Spieler übrigens noch Zugriff auf zusätzliche Yoga-Übungen, was uns bei diesem Fitness-Spiel gerade noch gefehlt hat, bevor wir sie entdeckten. Auf Yoga haben wir uns auf jeden Fall gefreut. So haben wir uns zum Beispiel eine Routine mit Bauchmuskel-Übungen und eine Routine mit verschiedenen Yoga-Übungen hergestellt.
Schwierigkeitsgrad in „Ring Fit Adventure“ – Auch Sportler können ins Schwitzen kommen

Bevor man im Spiel richtig einsteigen kann, wird nach Geschlecht, Alter und Gewicht für Kalorienberechnungen gefragt. Diese Daten muss der Spieler aber nicht zwingend angeben. Auch dient dies dazu, um den ersten Schwierigkeitsgrad einzuschätzen. Schwierigkeitsgrad heißt in „Ring Fit Adventure“, wie viele Wiederholungen der Spieler für jede Übung machen muss. Ist der Spieler relativ sportlich aktiv, so muss er deutlich mehr Wiederholungen absolvieren, um ins Schwitzen zu kommen. Täglich fragt das Spiel dem Spieler, wie anstrengend die letzte Routine war, um den Schwierigkeitsgrad anzupassen. Allerdings ist „Ring Fit Adventure“ nur zu einem gewissen Grad ein effektiver Sport. Dieses Spiel mag zwar gut für Cardio-Sport sein. Für Muskeltraining dient das Nintendo Gadget nur als guter Einstieg.
Fazit: Diese Testwertung geben wir Ring Fit Adventure

„Ring Fit Adventure“ eröffnet das Tor zur Fitness. Wer Fitness-Studios, Mannschaftssport und Ähnliches lieber vermeiden möchte, kann mit „Ring Fit Adventure“ einen alternativen Einstieg finden, sportlich aktiv zu werden. Die Kombination von Spiel und Fitness für Zuhause funktioniert nämlich unheimlich gut. Wer nach nur wenigen Minuten Sport normalerweise aufgibt, wird in diesem Fitness-Spiel motiviert sein, weiter am Ball zu bleiben, bis man wirklich nicht mehr kann.
Die Fitness-Übungen sprechen sämtliche Muskelgruppen an und bringen den Spieler je nach Schwierigkeitsgrad so richtig zum Schwitzen. Dennoch funktioniert dies nur zu einem gewissen Grad, bis man den Punkt erreicht hat, dass der „Ring-Con“ nicht robust genug für kräftige Muskeln ist.
Sowohl der Umfang des Abenteuer-Modus und die einzelnen Übungen für sämtliche Muskelgruppen im „Schnellspiel-Modus“ geben dem Spieler einen einfachen und schnellen Weg, zu trainieren. Dabei ist für jede Altersgruppe ein geeigneter Spiel-Modus zu finden. Wem der gelungene Abenteuer-Modus zu bunt ist, der greift schlicht auf einen anderen zurück.
Besonders als Zusatzmotivation funktioniert der Abenteuer-Modus jedoch hervorragend, denn er sorgt für regelmäßiges Workouts und damit einhergehende Belohnungen. Ist man von diesem Modus gefesselt, möchte man stets vorankommen und weiter spielen. So ist man motiviert, jeden Tag in „Ring Fit Adventure“ reinzuschauen und Sport zu betreiben.
PROS | CONS |
---|---|
+ Effektive Fitness-Übungen | – Routinen lassen sich nicht mit anderen Spielern teilen |
+ Bunte Abenteuer-Welt | |
+ Für Erwachsene weniger absprechend | |
+ Motivierender Abenteuer-Modus | |
+ Als regelmäßiges Workout nur begrenzt nutzbar | |
+ Vielfältige Spielmodi für alle Altersklassen | |
+ Guter Einstieg in körperliche Fitness |