Ruins Magus: als befänden wir uns in einem Anime
Ruins Magus präsentiert uns zwei sehr unterschiedliche Erlebnisse: Eine bezaubernde Anime-Oberwelt, sowie einen Dungeon mit actionreifen magischen Kämpfen.
Während es schon zahlreiche Dungeon Crawler für VR-Brillen gibt, schickt sich der japanische Entwickler CharacterBank mit Ruins Magus an, eine spezielle Nische zu bedienen. Das Besondere am Spiel ist nicht nur das Anime-Design, sondern die gesamte Präsentation, die insbesondere bei Japan-Fans besonderen Anklang finden dürfte. Schnell zeigt sich, dass der eigentliche Kern des Spiels nicht unbedingt das ist, was am Titel am besten zu gefallen weiß.
Spieletitel: | Ruins Magus |
Release-Datum: | 7. Juli 2022 |
Genre: | jRPG, VR |
Plattformen: | PC VR, Meta Quest |
Entwickler: | CharacterBank |
Publisher: | Mastiff |
Ruins Magus im Test: Vom Nobody zum Hauptcharakter
Ähnlich wie wir es aus so vielen Animes her kennen, schlüpfen wir in Ruins Magus in die Rolle eines Helden, der durch einen Zufall in einem viel größeren Abenteuer landet. Im Auftrag der Gilde der Stadt Grand Amnis, müssen wir als junger Magier uralte, verlassene Ruinen erforschen. Doch wie es das Schicksal so will, stolpern wir alsbald in einen bislang unerforschten Bereich, womit eine neue Ära des Dungeon-Erkundens anbricht.
Doch ehe das Dungeon Crawling losgehen kann, werden wir in der Stadt Grand Amnis begrüßt. Direkt am Eingang der Ruinen hat die örtliche Magier-Gilde ihre Zelte aufgeschlagen, wo wir uns im Laufe von Ruins Magus immer wieder mit neuen Quests eindecken können.
Bereits der erste Eindruck beim Eintreffen in Grand Amnis wird vor allem durch das charmante Design und die zahlreichen hier anzutreffenden Anime-Charaktere bestimmt. Einziger Wermutstropfen: die meisten Charaktere sind in einer anonymen Variante – ohne erkennbare Gesichter – vorzufinden.
Eine essenziellere Rolle spielen natürlich die für die Story relevanten Charaktere. Dazu zählen bspw. die freundliche Quest-Geberin der örtlichen Gilde sowie die junge Wissenschaftlerin Iris, die uns auf unseren Abenteuern als Unterstützung mit Rat und Tat zur Seite steht.

Iris kommt – wie wir solche extrovertierten Charaktere aus zahlreichen Animes nur allzu gut kennen – zum einen besonders ausdrucksstark und hypermotiviert daher, besitzt aber zugleich auch eine niedlich-naive und tollpatschige Seite. Diese Eigenschaften machen sie als Sidekick besonders sympathisch. Im Laufe des Spiels offenbaren sich in Ruins Magus noch so manch andere Charaktere, die oftmals auch zum Schmunzeln einladen und das Herz höherschlagen lassen.
Die Stadt Grand Amnis ist jedoch nicht nur auf den Hub-Bereich beschränkt. Mit fortlaufender Spielzeit schalten sich neue Areale, wie kleine Läden oder malerische Einkaufsgassen frei. Neben Story-Schnipseln und der Möglichkeit des Einkaufens, können wir mit einer kleinen Kamera auch Fotos machen, um unsere Erlebnisse festzuhalten.

Zwar gibt es nur eine Hand voll dieser verschiedenen Areale zu finden, doch sie sind so wunderschön und detailverliebt designt, dass wir uns zwingend mehr von ihnen gewünscht hätten. Schade, insbesondere da Ruins Magus gerade im eigentlichen Kern des Spiels eher schwächelt: beim Erforschen des Dungeons.
Ruins Magus: Der ewige Grind in ernüchternden Dungeon-Arealen
Betreten wir in Ruins Magus den Dungeon, so können wir uns mit Magie, Schild und anderen Utensilien bewaffnet gegen jeden Feind gut erwehren. Dabei spielt sich der Titel aus der First-Person-Perspektive recht solide, und offenbart zugleich ein rasantes und fast schon Bullet-Hell-artiges Gameplay-Erlebnis.
Insgesamt stehen uns 14 unterschiedliche Magieattacken zur Verfügung, die wir im Laufe des Spiels freischalten. Drei Attacken können wir aktiv ausrüsten, davon eine primäre und zwei sekundäre. Erstere dient als Basisattacke, die auch regelmäßig wie Schusswaffen nachgeladen werden muss. Dies geschieht mit einem intuitiven Senken des Arms.

Sekundäre Attacken stellen mehr taktische Fähigkeiten dar. Damit können ganze Flächen in Brand gesteckt oder Eismagie-Geschütze aufgestellt werden. Abseits dieser Attacken spielen Bewegung und Verteidigung eine immense Rolle, denn ungeschützt beißen wir recht schnell ins Gras.
Am linken Arm ist ein Schild befestigt, mit dem wir feindliche Projektile abwehren oder parieren können. Taktieren spielt eine wichtige Rolle, denn die Schildstärke lässt nach Treffern deutlich nach. Neben dem normalen virtuellen Laufen können wir auch einen kurzen Ausweichsprint durchführen. Dieser ist unabdingbar, wollen wir feindlichen Projektilen entkommen.

Sollten wir mal zu viel Schaden genommen haben, können wir mit einem Heiltrank schnell wieder zu Kräften kommen. Ein Problem stellt jedoch das Inventarsystem des Spiels dar, mit dem wir quasi durch alle mitgeführten Items durchwechseln müssen. Dies kann insbesondere in Kämpfen eine gewisse Barriere im Gameplay darstellen.
Ruins Magus muss sich zudem die Kritik gefallen lassen, dass die Dungeons alles andere als attraktiv gestaltet sind. Wo die Stadt Grand Amnis auf voller Linie zu bestechen weiß, da wirken die Ruinen mitleidserweckend leer. Doch damit nicht genug, auch werden diese leeren Areale gefühlt in jeder Mission wiederverwendet und ebenso kommt das Gameplay nicht abwechslungsreich genug daher, um vollends zu überzeugen.
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Etwas mehr Inhalt hat CharacterBank Ende 2022 mit einem zusätzlichen DLC „The Warrior and the Tailor“ nachgereicht. In diesem erhalten wir Zugriff auf ein weiteres Stadtgebiet, zahlreiche Kostüme für Iris und die Möglichkeit gespielte Story-Missionen erneut anzugehen. Ebenso erwartet uns hier ein mysteriöser neuer Boss, sowie einige Schmunzler hinsichtlich der Inszenierung.
Ruins Magus und das Problem der Immersion
Die attraktiven Zwischensequenzen verleihen uns als Spieler in Ruins Magus oft das Gefühl, inmitten eines Anime zu stecken. Während dies eine ganz starke Leistung ist, die uns der Entwickler CharacterBank darbietet, leidet auf der anderen Seite die Immersion in ganz anderen Bereichen.

Die meisten Zwischensequenzen fühlen sich an, als wären wir nur Zuschauer. Zwischen den verschiedenen segmentierten Sequenzen wird der Bildschirm teils öfters hintereinander aus- und wieder eingeblendet, was leider etwas die Immersion bricht.
Aber auch der Grad an Interaktionsmöglichkeiten mit der Welt ist stark begrenzt. In einem Café können wir ein Getränk aufnehmen und dieses trinken. Ebenso können wir in verschiedenen Arealen Zeitschriften finden, diese aufheben und lesen – doch das war es dann auch schon. Hier wäre viel mehr drin gewesen, sodass die Hoffnung bleibt, dass der Entwickler in zukünftigen VR-Games darauf aufbaut.
Fazit:
Ruins Magus kann in vielen Bereichen auf voller Linie bestechen und richtet sich vor allem an Japan- und Anime-Fans. Die charmanten Charaktere, die zahllosen Slap-Stick-Einlagen und selbst die detailverliebten Areale der kleinen Stadt Grand Amnis laden dazu ein, sich zurückzulehnen und die Welt einfach nur zu genießen. Dabei zeigt Ruins Magus vor allem, wie gut Anime Games in VR inszeniert werden können, aber zugleich auch, dass es noch deutlich besser gemacht werden kann.
Denn obwohl die Inszenierung uns das Gefühl verleiht inmitten eines Animes zu stecken, ist der Grad der Immersion hinsichtlich Interaktionen mit der Welt noch recht begrenzt. Auch der eigentliche Kern des Spiels – das Dungeon Crawling – fällt eher mittelmäßig aus. Zu erwarten sind hier teils anspruchsvolle Kämpfe und ein solides Kampfsystem mit zahlreichen Magieattacken. Gleichzeitig sind die Dungeons von Ruins Magus jedoch detailarm gestaltet und kommen repetitiv daher.
Pro: | Kontra: |
Immersion: Wir fühlen uns wie in einem Anime | Immersion: Eingeschränkte Interaktionen mit der Umweld |
Tolles Charakter-Design | Nur wenige Charaktere vorhanden |
Solides Magie- & Schild-Kampfsystem ... | ... das aber zu grindig und abwechslungsreich ausfällt |
Hub-Umgebung mit immenser Liebe zum Detail ... | ... die Ruinen fallen hingegen schlicht und lieblos aus |
Tollen Dialogen und ansprechender Humor |