Test: Crossing Souls

Man könnte behaupten, dass Retro-Action-Adventures mittlerweile so populär geworden sind wie Zombie-Spiele es vor ein paar Jahren waren. Mit Crossing Souls versucht Fourattic gemeinsam mit dem Indie-Expertenteam Devolver Digital ebenfalls auf diesen Zug aufzuspringen. Und es gelingt ihnen voll und ganz! Diese Hommage an die 80er ist ein Pixel-Abenteuer geworden, welches mit so viel Witz und Charme daherkommt wie kaum ein anderes Spiel in seinem Genre.
Ein nostalgisches Abenteuer
Das sympathische Retro-Indie-Spiel startete vor etwa vier Jahren als Kickstarter-Projekt und hat sich bereits seine kleine Fanbase aufgebaut. Trailer versprachen einen nostalgischen Trip in die 80er mit Synthwave-Klängen und einer charmanten und abenteuerlustigen Teenager-Gruppe, die an Filmklassiker wie die Goonies oder Stand by Me erinnert. Man kommt auch nicht darum herum, Vergleiche mit Stranger Things zu ziehen, obwohl der Titel sich bereits vor der Netflix-Serie in Entwicklung befand. Doch die harte Arbeit zahlt sich aus und Kinder der alten Schule kommen auf ihre Kosten.
Die chaotische Truppe
In Crossing Souls schlüpft ihr in die Rollen von fünf unterschiedlichen Freunden, die nach einem seltsamen Sturm eine ungewöhnliche Entdeckung machen. Der Kopf der klischeehaften Bande ist der blauhaarige Chris, ein Sportsfreund und Experte mit dem Baseball-Schläger. Begleitet wird er von seinem kleinen Bruder und Plappermaul Kevin, dem nerdigen Wissenschaftler Matt, dem korpulenten Big Joe und der emanzipierten Charlie. Wirkt auf den ersten Blick nach einer 0815-Gruppe, doch im Laufe des Spiels entwickeln die Charaktere eigene interessante Persönlichkeiten. So gibt es neben den vielen Lachern auch ernste Momente, in denen die schön geschriebenen Figuren Empathie erwecken.
Jede einzelne Spielfigur spielt sich auch etwas anders und manche Passagen können nur mit einem bestimmten Charakter absolviert werden. So ist Matt ein Fernkämpfer und mit einer Laserwaffe ausgestattet. Mit dieser kann er elektrische Schlösser knacken. Außerdem erlauben ihm seine Raketen-Schuhe das Überqueren größerer Hindernisse. Big Joe hingegen kann nicht springen, dafür kann er schwere Kisten aus dem Weg räumen. Er besitzt auch viel stärkere, dafür langsamere Fausthiebe als die anderen. Da sich alle Begleiter deutlich unterscheiden, sorgen sie in Crossing Souls immer wieder für etwas Abwechslung im Gameplay.
Als kleiner Hinweis an alle: Wenn ihr mit einem Gegenstand oder einer Person interagiert, sagt in den meisten Fällen jede Figur etwas anderes. Das kann ebenfalls zu lustigen Situationen führen.
Nach dem Sturm ist vor dem Sturm
Was sich zuerst nach einem einfachen 0815-Abenteuer anfühlt, entwickelt sich zu einer spannenden Geschichte mit emotionalen Rückschlägen. Ihr findet ein rosa leuchtendes Artefakt, den Duat-Stein, den Matt so umfunktioniert, dass es den fünf Freunden möglich ist, mit Toten zu interagieren. So erlebt ihr Höhlenmenschen im eigenen Haus, Dinosaurier auf offener Straße oder gefallene Kriegsveteranen. Schnell bemerkt ihr aber, dass die neu gewonnene Macht viele Gefahren birgt. Major Oh Rus und seine gefährlichen Gefolgsleute wollen euch nämlich den Stein für eigene Zwecke wegnehmen. Im Laufe erfahrt ihr mehr über die fiesen Machenschaften und mit der ein oder anderen Wendung, schlägt das Spiel auch mal eine ganz neue Richtung ein. Aus Spoiler-technischen Gründen möchte ich aber nicht näher darauf eingehen. Nur so viel: Crossing Souls weiß zu überraschen.
Leider ändert der Wechsel mit dem Duat-Stein am Spielgeschehen nicht viel. Es gibt kaum Rätsel oder Hindernisse, für die ihr den Duat-Modus switchen müsst, um sie zu bewältigen. Lediglich der Kampf mit Geistern und wenige Stellen im Spiel erfordern den aktiven Duat-Stein. Theoretisch könntet ihr ihn aber auch durchgehend aktiviert lassen und müsstet an keiner Stelle zurückwechseln. Das ist etwas schade, da andere Spiele eine solche Funktion besser ins Spielgeschehen eingebaut haben.
Lachen im Programm
Den Großteil eurer Spielzeit verbringt ihr in Kämpfen und teils schwierigen Geschicklichkeits- und Puzzle-Einlagen. Aber ihr trefft auch viele lustige Figuren und macht witzige Erfahrungen durch auf eurer Reise. Crossing Souls ist einfach sympathisch. Die mit Liebe gestaltete Welt, welche mit vielen tollen Anspielungen an Filmklassiker daherkommt, oder die große Selbstironie, die das Spiel an dem Tag legt - alles passt genau in das Konzept und die Idee von Crossing Souls. Als wäre das Spiel selbst zu uns in die Zeit gereist. So helft ihr einem Arbeiter dabei, seine in Neon durchflutete Arcade-Halle wieder in Betrieb zu setzen. Danach könnt ihr mit ihm sprechen, worauf er euch ganz blöd erklärt, dass er kein NPC mit irgendeiner Mission für euch ist. An einer anderen Stelle könnt ihr die Dienste eines Wahrsagers in Anspruch nehmen. Dieser erzählt euch dann, dass ihr sowohl Charlie küssen als auch durch die Zeit reisen werdet. Und ganz im Zurück in die Zukunft-Stil tritt das Ereignis auch ein. Weitere Anspielungen finden sich auch in sammelbaren Gegenständen wieder. Seien es Videospiele oder VHS-Kassetten, es wird auf Klassiker wie das furchtbare E.T.-Spiel oder den Action-Hit Terminator referiert.
Genau dieser Charme begleitet euch mal mehr, mal weniger durch das gesamte Spiel.
Schwer, aber nie unfair
Passend zu damaligen Retro-Klassikern kann auch Crossing Souls bockschwer werden. Viele der Bosskämpfe erinnern an alte Spieleklassiker und diese kurzen Minispiele verlangen euch einiges ab. Ihr müsst die Muster auswendig lernen und besonders geschickt sein. Das könnte für den ein oder anderen etwas frustrierend, aber mit genügend Übung machbar sein.
Außerdem sei allen PC-Spielern gesagt, dass die Controller-Umsetzung deutlich besser und einfacher ausfällt und bei Möglichkeit auch mit einem gespielt werden sollte.
Crossing Souls erscheint am 13. Februar 2018 für die PlayStation 4 und den PC.
Pros
Cons
Fazit
Crossing Souls ist ein kleiner Pixel-Indie-Spaß, der mit sehr viel Charme daherkommt. Den Titel lege ich aber nicht nur Retro-Freunden ans Herz, sondern jedem, der einfach lachen und Spaß haben will und eine gute Geschichte genießen möchte. Der hin und wieder hohe Schwierigkeitsgrad und der Look des Spiels könnte aber nicht jedem zusagen.