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Test: Pro Evolution Soccer 2019

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Von: David Oehlmann

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Die virtuelle Fußball-Saison startet, wie jedes Jahr, mit Konami und Pro Evolution Soccer 2019. Die Fußball-Simulation will dieses Jahr mit neuen grafischen Maßnahmen und verbesserter Spiel- und Ballphysik überzeugen. Ob es dieses Jahr für den großen Wurf im Kampf um die Fußball-Krone reicht, haben wir in unserem PS4-Test für euch herausgefunden.

Lizenzoffensive ohne Königsklasse

Schaffen wir den wichtigsten Streitpunkt zu allererst aus dem Weg: Lizenzen. Bei Pro Evolution Soccer 2019 stehen sich in puncto Lizenzen dieses Jahr Qualität und Quantität gegenüber. Auf der einen Seite geht Pro Evo mit neun komplett lizenzierten Ligen und Premium-Partnerschaften mit Einzelteams wie dem FC Liverpool, Arsenal London und dem AC Mailand an den Start. Auf der anderen Seite verliert man mit den Champions League-Rechten das langjährige Aushängeschild der Reihe, sowie mit dem BVB einen prestigeträchtigen Premium-Partner. Letzteres wirkt sich vor allem für die deutschen Fußball-Fans negativ aus, denn die Bundesliga ist dieses Jahr mit Bayer Leverkusen und Schalke 04 besonders dürftig vertreten.

Zurecht darf man über die Relevanz der verfügbaren Lizenzen diskutieren, denn es sind nicht die europäischen Top-Ligen, sondern eher kleinere Ligen, die eine volle Lizenzierung erhalten. Trotzdem ist die Fülle der echten Teams und Spielern in PES 2019 bemerkenswert. Das Angebot an originalen Teams und Spielern ist übrigens das größte seit Entstehung der Reihe.

Augenweide für Fußball-Romantiker

Wie im echten Fußball-Geschäft zählt jedoch am Ende nur das, was auf dem Platz passiert. Hier spielt Pro Evolution Soccer 2019 wieder einmal seine Stärken aus. Grafisch erinnert PES 2019 auf den ersten Blick an seinen Vorgänger, jedoch glänzt es (im wahrsten Sinne) mit verbesserter Licht-Engine und einer wunderbaren Atmosphäre in detailreichen Stadien. Diese Detailverliebtheit kommt vor allem in den Original-Stadien wie dem Camp Nou des FC Barcelona oder dem Emirates-Stadium des FC Arsenal zum Vorschein, welche exakt nach ihrem Vorbild geformt wurden und bombastisch aussehen.

Überzeugend sind außerdem die vielen großartigen Animationen auf und abseits des Platzes. Hierzu zählen stimmungsvolle Spielertunnel-Animationen und weitere Intro-Shots, die euch so richtig auf das Spiel einstimmen.

Auch bei den Spieler-Models hat sich Konami nicht lumpen lassen und gleicht damit die Schwächen in Sachen Lizenzen ein wenig aus. Denn auch wenn das Trikot nicht das Echte ist, stecken oft doch die richtigen Spieler im Jersey. Vor allem die Superstars wie Messi, Griezmann und Mbappe sind täuschend echt im Spiel implementiert, dass es uns umhaut.

In Sachen Sound und Kommentatoren hinkt PES 2019 allerdings ein wenig. Denn während die Stadionatmosphäre durchaus mit Fangesängen und Stadion-Feeling überzeugt, ist der Auftritt der Kommentatoren Marco Hagemann und Hansi Küpper verbesserungswürdig. Abgehackte und unpassende Analysen sind leider keine Seltenheit. (Ein schwacher Trost für Konami: Bei der Konkurrenz kämpft man seit Jahren mit denselben Problemen…)

Same same but different

Glänzen kann PES 19 auf dem Platz allemal, denn hier wurden neue Bewegungen, Skills und Torjubel hinzugefügt, die einfach überzeugen. Das Spielgefühl wirkt äußerst realistisch, da Spieler nachvollziehbare Aktionen und Laufwege ausführen und das Teamgefühl insgesamt einfach stimmt. Außenristflanken und Dribblings fühlen sich einfach toll an und bringen uns auch dazu, die Wiederholung einmal mehr anzuschauen.

Dieses gute Spielgefühl wird vor allem durch die verbesserte Ballphysik hervorgerufen, welche durchweg realistische Spielszenen erzeugt. Das zeigt sich vor allem in Ballannahmen und Zweikämpfen, bei denen der Ball nicht am Fuß klebt, sondern auch gern mal verspringt und abprallt, was neue Situationen kreiert.

Insgesamt müssen wir aber leider feststellen, dass sich das Gameplay im Gegensatz zu PES 2018 kaum bis gar nicht verändert hat, sodass sich Schuss- und Passsysteme gleich anfühlen. Lediglich die Stärke der Schüsse ist uns aufgefallen, da diese, abhängig von der Position, fast unmenschlich stark kommen. Hierbei ist es oft egal, welcher Spieler den Ball tritt und wie lange ihr drückt - fast immer wird das Spielgerät wie ein Strich in die Maschen geschweißt.

Hieraus resultierten bei uns, vor allem in den ersten Partien, meist utopische Spielergebnisse, was zwar zuerst sehr unterhaltsam ist, jedoch auf lange Sicht eher unangebracht wirkt. Weit kniffliger sind in PES 2019 jedoch Kopfbälle, da diese besonders gutes Timing erfordern. Das sorgt oft für Unmut, aber auch für ein erfüllendes Hoch, wenn der Spieler den Ball dann doch mal mit der Stirn über die Linie drückt.

An der Modus-Front nichts Neues

Pro Evolution Soccer kam schon seit jeher mit einer Vielzahl an Offline-Spielmodi um die Ecke, die von der Meister Liga über Turnier- und Liga-Modi bis zum „Werde zur Legende“-Modus reichen. Das ist auch dieses Jahr wieder so, jedoch ohne großartige Veränderung. Es handelt sich hierbei um relativ kleine Stellschrauben, die in den einzelnen Modi gedreht wurden, sodass das Spielerlebnis sich nicht viel zu dem der Vorjahre unterscheidet. Weiterhin verbesserungswürdig ist auch dieses Jahr wieder die Menüführung, die bei der Vielzahl der Modi und Taktikeinstellungen schnell unübersichtlich wird. Vor allem das Wording ist oft nicht eindeutig, was uns so manche Option länger suchen lässt als nötig.

Bei der Meister Liga beispielsweise wurde lediglich an wirtschaftlichen Faktoren geschraubt, wie den Kosten für neue Spieler, welche nun etwas realistischer sind. Die restliche Präsentation des Modus ist leider exakt die gleiche wie im Vorjahr, was sinnbildlich für die anderen Modi ist.

Der Fokus liegt, wie beim Konkurrenten von EA, deutlich auf den Online-Features, welche zumindest auf der PS4 einwandfrei funktionieren. Wie bereits oft im Netz zu lesen war, ist dies bei der PC-Version noch nicht der Fall (Stand: 10.09.2018), was viele Spieler verärgert. Schuld daran ist der Netzwerkfehler »Error VNBP733«, der das Spielen im Netzwerk bis jetzt gänzlich verhindert.

Das Augenmerk der Entwickler liegt dieses Jahr wieder deutlich auf dem Teambuilding-Modus „MyClub“. Dieser wurde mit Legenden-Karten und David Beckham als Aushängeschild ausgestattet, welches die Spieler wieder zum fleißigen Päckchen kaufen und öffnen animieren soll. Leider ist hier, wie auch beim FUT-Modus in FIFA, ein klares Pay-2-Win System erkennbar, da Spieler sich mit Erwerb von Ingame-Währung einen unfairen Vorteil verschaffen können.

Pro Evolution Soccer 2019 erschien am 28. August 2018 für PC, PlayStation 4 und XboxOne.

Pros

Cons

Fazit

Spielerisch macht PES 2019 jede Menge richtig und ist für FIFA damit auf dem Rasen wieder ein mehr als starker Konkurrent. Leider ist das nicht der einzige Faktor, den es zu beachten gilt, sodass es für den Fußball-Thron auch dieses Jahr wieder nicht reicht. Zwar überzeugen Spielgefühl und Atmosphäre ziemlich stark, aber grafische Aspekte können nicht alle anderen Mängel drumherum ausgleichen. Die fehlende Entwicklung in Offline-Modi, der Pay-2-Win Faktor im Online-Modus, sowie die stetige Abnahme an qualitativen Lizenzen sind die Zünglein an der Waage, die eine Top-Bewertung verhindern. Zu verachten ist Pro Evolution Soccer 2019 aber keinesfalls, denn was ihr geboten bekommt ist eine Fußball-Simulation auf Top-Niveau mit unzähligen Lizenz-Teams und einem Spielgefühl was sich sehen lässt.

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