Test: Secret of Mana (PS4)

Mittlerweile ist es zum Standard geworden, Klassiker aus vergangenen Zeiten neu aufzulegen und für die heutige Generation in zeitgenössischem Gewand darzubieten. Alte Fans der Titel können nostalgische Gefühle aufleben lassen und Spieler, die in der Vergangenheit etwas verpasst haben, können Klassiker in aufgehübschter Form mit mehr Komfort nachholen. Die zahlreichen Neuauflagen der vergangenen Jahre waren mal mehr und mal weniger gut für diese Zwecke geeignet. Man kann von ihnen halten was man will, in den nächsten Jahren werden wir mit aller Wahrscheinlichkeit noch öfter wiederbelebten Perlen aus der Videospielgeschichte über den Weg laufen.
Als aktueller Neuzugang in der Riege von aus der Versenkung gegrabenen Schätzen zählt das japanische Action-RPG Secret of Mana. Das Original erschien 1994 auf dem SNES und gilt in vielen Aspekten als Legende. Dementsprechend viel Aufmerksamkeit bekam die Ankündigung von Square Enix, das Spiel neu auflegen zu wollen. Bei einer so großartigen Vorlage ist die Skepsis vielerorts ebenso groß. Wir haben uns die Reinkarnation der Geschichte rund um das Mana-Schwert mal genauer angesehen.
Die Welt vor dem Abgrund
Die Story ist schnell abgehandelt. Die Menschen erschufen vor langer Zeit eine fliegende Kriegsmaschine, die Mana-Festung. Diese war imstande, die ganze Welt zu vernichten. Das wiederum gefiel den Göttern nicht, die Mana-Kreaturen entsandten und somit für Chaos in der Welt sorgten. Ein unbekannter Held rettet daraufhin die Welt mit dem Mana-Schwert. Weit in der Zukunft plant nun ein böses Imperium die Zeiten des Chaos wiederaufleben zu lassen. Ein Junge aus einem kleinen Dorf kommt zufällig an das Mana-Schwert und macht sich auf, die Welt zu retten. Das ist auch schon die ganze Geschichte. Mehr brauchte man vor 25 Jahren nicht, aber aus der heutigen Sicht ist das alles natürlich ein bisschen dünn. Sei's drum, eine bessere oder gar neue Geschichte erwartet ja auch keiner. Dafür gibt es aber eine aktualisierte Darstellung des Geschehens.
Die Dialoge sind alle weitestgehend unangetastet geblieben, die Lokalisation wurde jedoch überarbeitet. Die war nämlich auch ein Meilenstein im Original und zwar ein Meilenstein in einer der schlechtesten deutschen Lokalisationen, die es je gab. Die Übersetzung wurde komplett überarbeitet, die Textboxen werden einem jetzt auch noch wahlweise auf englisch oder japanisch vorgelesen. Es gibt auch Dialogsequenzen, in denen die Charaktere nebeneinander stehen und sich unterhalten. Die "grandiosen" Dialoge von früher vorgelesen zu bekommen macht die ganze Qualität der Gespräche noch etwas befremdlicher. Diese Eigenartigkeit steigert sich zusätzlich noch durch das Nicht-bewegen der Münder von Gesprächsteilnehmern. Die nostalgische Verklärtheit aus Kindertagen bei Veteranen des RPG's wird dadurch wohl noch etwas mehr zerschmettert. Spieler, die den Klassiker als Neuzugang nachholen, werden sich zumindest gut darüber amüsieren können.
Kämpfen exakt wie vor 25 Jahren
Wer noch nie etwas mit Secret of Mana zu tun gehabt hat, kann sich das generelle Gameplay ungefähr so vorstellen: Ihr lauft mit euren Charakteren durch halboffene Gebiete, erlegt dabei Monster und sammelt so Erfahrung, um noch stärker zu werden. Eure Waffen und Magie entwickeln sich je nach Häufigkeit der Benutzung weiter.
Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab. Es gibt genau einen Knopf für den Angriff, bei dem es aber nichts bringt, dauerhaft darauf einzudreschen. Unter der Lebensanzeige gibt es einen Angriffsbalken, der sich nach jedem Schlag erst wieder aus 100% füllen sollte. Ist er das nicht macht ihr beim nächsten Schlag wenig bis gar keinen Schaden. Es gilt also mit Bedacht zu kämpfen. Leider wurden beim Kampfsystem auch seine Schwächen 1:1 übernommen.
Das Aufladen der Aktionsleiste dauert recht lange, was dem Spielfluss nicht gerade zugute kommt. Auch zu Boden geschlagene, unverwundbare Gegner hemmen die Flüssigkeit des Geschehens. Außerdem sind die Ringmenüs, die im Original um die jeweiligen Helden herum platziert waren, jetzt über den kompletten Bildschirm erstreckt. Die Menüs, mit denen Waffen und Ausrüstungen gewechselt werden, sind vor allem im Multiplayer ein Spielflusszerstörer, da man auch in das Menü muss, um Magie oder Gegenstände zu nutzen. Ein gleichzeitig nutzbares Menü wäre eine wahre Komfortfunktion gewesen.
Ihr könnt euch mit bis zu 2 Mitstreitern im ausschließlich verfügbaren Online-Multiplayer zusammen tun und so das Abenteuer gemeinsam mit euren Freunden erleben. Eure zwei Kumpanen werden von KIs gesteuert, die ihr über das Optionsmenü geringfügig einstellen könnt, solltet ihr nicht im Multiplayer spielen. Dabei könnt ihr wählen, wann sie wessen Ziel angreifen. Die Steuerung der Mitspieler durch die KI funktioniert mal okay und meistens ziemlich schlecht. Gerade wenn eure Mitstreiter noch nicht auf eurem Level sind, beißen sie ständig in das frisch gestaltete grüne Gras. Das kann ziemlich nervig sein und einiges an Heilgegenständen verbraten. Falls ihr ein paar willige Freunde zum Mitspielen zur Hand habt, solltet ihr das immer vorziehen. Das erspart Frust und macht mehr Laune.
Zu viel versprochen
Mit dem Remake hat Secret of Mana nun die dritte Dimension erreicht. In Bewegung lässt der quietschbunte Polygon-Look jedoch etwas zu wünschen übrig. Neben fehlenden Gesichtsanimationen in Gesprächen, die eingangs ja schon erwähnt wurden, hätten den Gegnermodellen ein paar mehr Animationen auch gut getan. Das Spiel wirkt in der alten 2D-Optik einfach viel stimmiger als im neuen Gewand. Das ist schade, da die vorab veröffentlichten Artworks so vielversprechend aussahen. Eine HD-Auflage der 2D-Version hätte dem Spiel wahrscheinlich besser getan als eine lieblos wirkende Portierung in 3D. Zumindest läuft das Spiel flüssig und ohne festzustellende Macken.
Neben dem Meilenstein für die unglaublich schlechte Lokalisation hat der SNES-Klassiker noch den Meilenstein für einen der schönsten Soundtracks zu der damaligen Zeit erreicht. Die Neuauflage ist auch über die musikalische Untermalung hergefallen. So könnt ihr in den Optionen zwischen dem klassischen und einem überarbeiteten Soundtrack hin- und herschalten. Das ist sicherlich Geschmackssache, aber wir sind nach den ersten 20 Minuten auf die klassische Version umgestiegen und dabei geblieben.
Pros
Cons
Fazit
Aus der Sicht eines Secret of Mana-Neulings kann man nur dazu raten, das Spiel auf dem SNES im Original nachzuholen, wenn man es noch einmal oder zum ersten Mal erleben möchte. Denn der neue 3D-Look passt leider nur bedingt zur Vorlage und wirkt aufgedrückt. Das Kampf- und Menüsystem ist noch genauso sperrig wie im Klassiker und der erneuerte Soundtrack auch keine Bereicherung. Somit verschenkt Secret of Mana viel Potenzial, weshalb wir euch an dieser Stelle eher das ursprüngliche Spiel empfehlen.